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Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Titel: Unser sechzehntes Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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ist Fünfzehn, Dascha. Was sie heute sagt, kann morgen schon nicht mehr wahr sein. Wenn wir sie nicht lebenslänglich einsperren wollen, muss ich sicherstellen, dass dieser Mann sich künftig von ihr fernhält."
    "Aber sie war es doch, die ihn aufgesucht hat. Warum sollte er zu ihr kommen?"
    "Ich verstehe nicht, warum du dich so darüber aufregst, Dascha. Es geht mir lediglich um Nathalies Sicherheit. Das sollte doch auch in deinem Sinne sein , oder?"
    "Natürlich liegt mir ihre Sicherheit genauso am Herzen. Aber ich habe so lange mit ihr geredet, ihr so viele Dinge erklärt, dass sie gar keinen Grund mehr hat, noch mal zu ihm zu gehen oder sich ihre Fragen woanders zu beantworten als bei uns."
    Er dreht sich vom Fenster weg und schaut mir in die Augen. "Ich war ja auch nur bei seiner Firma. Einfach mal schauen, was das für ein Laden ist. Ich bin weder rein gegangen noch lange da geblieben."
    "Und warum warst du dann da, wenn du dann doch nicht rein gehst?"
    Er verschränkt die Arme vor der Brust. "Ich weiß es nicht. Wut? Unsicherheit? Von allem ein bisschen. Und ich wollte mit dir reden, bevor ich irgendwas unternehme. Deshalb bin ich hier."
    "Verstehe."
    Doch die Wahrheit ist, dass ich ihn ganz und gar nicht verstehe. Warum fährt er zu Theo, um dann doch wieder umzukehren? Und was, wenn er das nächste Mal nicht umkehrt? Wenn er zu ihm geht und mit ihm redet? Was wenn... Ich reiße den Gedankenfaden mit aller Macht ab. Nein. Ich darf es nicht zulassen. Ein Treffen zwischen den beiden würde alles zerstören.
    "Wenn du vorher mit mir reden willst, dann kann ich dir gerne sagen, was ich davon halte", sage ich. "Nichts, Armin. Gar nichts."
    "Hast du denn gar keine Angst, dass Nathalie doch wieder weich wird? Willst du das denn gar nicht verhindern?"
    "Ich vertraue Nathalie."
    "Tut mir leid, Dascha, aber ich bin da nicht so optimistisch."
    "Was hat das mit Optimismus zu tun?"
    Er schweigt. Meine Meinung scheint weniger Einfluss auf seine Entscheidung zu haben, als er vorgibt.
    "Können wir die Sache nicht einfach ruhen lassen?", frage ich.
    "Ruhen? Wann war der letzte Tag, den du in Ruhe verbracht hast, Dascha?"
    Unsere Rollen scheinen vertauscht. Während für gewöhnlich ich die Panische von uns beiden bin, stößt mir Armins Ehrgeiz in diesem Moment bitter auf. Warum tut er das?
    "Ich glaube einfach, dass es besser wäre, wenn wir nicht mehr Staub aufwirbeln als nötig", sage ich. "Ich habe mit Nath alie geredet. Lange und vertraulich . Und es war ein wichtiger Schritt. Aber findest du es wirklich gut, wenn wir uns zusätzliche Probleme ins Haus holen? Gerade jetzt, wo sich das Vertrauen langsam wieder aufbaut?"
    "Ich verstehe dich nicht, Dascha."
    "Ich will dasselbe wie du, Armin. Nur das Beste für Nathalie. Das Beste für unsere Familie."
    "Genau darum geht es doch."

Kapitel 10 : Nathalie
     
     
    Der Garagenanbau ist weit mehr als nur eine Abstellmöglichkeit für den Wagen. Neben einer kleinen Sitzecke im hinteren Teil, die ihr Vater hin und wieder für ein Feierabendbier mit dem Nachbarn nutzt, gibt es ein hohes Wandregal für Werkzeug und allerlei Garten- und Hofutensilien. Gegenüber befindet sich eine niedrige, aber sehr lange Kommode, von der Nathalie nur weiß, dass sich in der oberen Schublade die Samen für die Pflanzen ihrer Mutter befinden.
    Während sie mit einem Fotoalbum am Tisch an der Sitzecke Platz nimmt, fragt sie sich, warum ihr die Idee, in der Garage weiterzusuchen, nachdem das Stöbern nach Bildern auf dem Dachboden erfolglos geblieben war, nicht schon eher gekommen ist. Ein seltsames Gefühl von Nervosität und Spannung überkommt sie. Der Drang, jede noch so kleine Information, jedes Bild in ein noch immer äußerst lückenhaftes Puzzle zu fügen, ist beinahe übermächtig.
    Die erste Seite. Sie lässt die Hand unter das dünne Pergamentpapier gleiten, bis drei sorgfältig untereinander geklebte Fotos zum Vorschein kommen.
    Ihre Mutter. Unschwer zu erkennen und doch so vollkommen fremd. Sie sitzt auf einem Gartenstuhl, auf dem Kopf ein alberner Sonnenhut. Das Lachen herzlich, offen, unbeschwert. In den Händen eine sicher selbst damals nicht modern gewesene Sonnenbrille.
    Nathalies Blick wandert über ein langweiliges Landschaftsfoto, sicher im selben Urlaub entstanden wie das Foto ihrer Mutter.  Auf dem dritten Foto erkennt sie es wieder. Dasselbe Lächeln. Herzlich, offen, unbeschwert. Doch es ist nicht ihre Mutter.
    Fiona. Neben einem Pool im Sommer. Im Hintergrund zwei

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