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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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Deswegen ist sie immer so aufgeregt, wenn sie hier ist - es ist ihr Haus. Inzwischen ist sie neunzig, aber mit zehn Jahren hat sie hier gewohnt. Heute Abend soll sie Fotos von dem alten Haus signieren - die da.« Adalee deutete auf den Stapel Fotografien.
    »Adalee, du bist großartig! Was für eine wunderbare Art, ihr Ehre zu erweisen!«
    Am Eingang entstand eine Bewegung. Laute Stimmen waren zu hören. Die beiden Schwestern drehten sich um. Gerade schob Riley ihre Mutter im Rollstuhl durch die Tür.
    »Kitsy Sheffield ist da. Es kann losgehen«, bemerkte Maisy.
    Adalee ging zur Tür. Maisy überflog den Laden mit einem Blick, sie suchte nach Lucy. Tiefe Traurigkeit überkam sie - Lucy würde nicht zum Fest erscheinen. Die Worte, die zwischen ihnen gefallen waren, waren nicht rückgängig zu machen, ebenso wenig, wie sie ihre Handlungen ungeschehen machen konnte. Maisy schaute wieder zum Eingang hinüber, zu ihrer Mutter, die sie zu sich winkte. Trotz ihres Kummers lächelte sie und gesellte sich zu ihren Schwestern und ihrer Mutter.

Sechsundzwanzig
    Riley
    Das Fest dauerte nun schon Stunden. Stimmen, Musik und Gelächter füllten das Driftwood Cottage und das Partyzelt. Riley schlenderte umher, sprach mit alten Freunden, lernte neue Leute kennen. Doch der Kummer folgte ihr wie ein unsichtbarer Gast. Vielleicht war es das letzte Fest, das in diesem Buchladen stattfand. Obwohl die Veranstaltungen der vergangenen Woche ein voller Erfolg gewesen waren, deuteten die ersten Rechnungen darauf hin, dass nicht genug Geld hereingekommen war, um die Schulden zu bezahlen.
    Brayden rannte mit seinen Freunden zwischen den Gästen umher, bis Riley ihn am Hemdkragen packte und ihm ins Ohr flüsterte: »Keine Rangeleien hier im Laden, hörst du? Macht das draußen miteinander aus!«
    In einem stillen Moment stellte Riley sich in die Buchclub-Ecke und beobachtete nur. Maisy sprach offenbar jedes Mitglied eines Lesezirkels an; sie schien sich an Einzelheiten aus dem Leben der Frauen und an die Bücher zu erinnern, die sie gerade lasen. Ihre Bewegungen waren hektisch, als strenge sie sich ein wenig zu sehr an. In der hinteren Ecke baute eine junge Frau gerade Verstärker, Gitarre und Mikrofon auf. Vor den Tischen wand sich eine Menschenschlange durch den Raum; alle wollten die Zeittafeln sehen und ein von Mrs Lithgow signiertes Foto ergattern. Riley war es ein Rätsel, wie ihr Herz so leer und gleichzeitig so voll sein konnte. Mal war ihr, als würde es vor Freude bersten, doch im nächsten Moment überwältigte sie der Kummer. Diese widersprüchlichen Empfindungen lösten sich ab wie Wellen, eine folgte auf die andere.
    Auch in der Nähe der Kasse, vor dem Rollstuhl ihrer Mutter, hatte sich eine Schlange gebildet. Der Tisch daneben quoll über von Geburtstagsgeschenken.
    Adalee stand bei den Zeittafeln und beantwortete Fragen. Die meergrünen Möbel und die weißen Lichterketten wirkten zusammen mit den neuen Sesselbezügen und den Bücherregalen behaglich und einladend. Warum, überlegte Riley, erreicht vieles erst kurz vor dem Untergang die Höchstform?
    Mack.
    Daddy.
    Die Unschuld.
    Die Liebe.
    Dann wandten ihre Gedanken sich dem Schönsten und Besten in ihrem Leben zu: Brayden. Wie schwarze Lava stieg Angst in ihr auf. Sie schaute sich nach ihrem Sohn um, dann fiel ihr ein, dass sie ihn und seine Freunde ja nach draußen geschickt hatte. Im Laufschritt eilte sie auf die hintere Veranda und rief seinen Namen.
    Vom Strand kam keine Antwort. Riley wurde fast übel vor Sorge. Sie rief seinen Namen lauter. Sie rannte in den Sand hinaus, aufs Meer zu. Wo war er nur?
    In Gedanken sagte sie sich, dass alles in Ordnung sei, doch, natürlich. Brayden war ein ausgezeichneter Schwimmer, er kannte diesen Strand. Trotzdem rannte sie, so schnell ihre Füße sie trugen. Plötzlich stolperte sie über ein Paar Schuhe im Sand. Es gelang ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden, doch in der Dämmerung war ihr, als sähe sie Mr und Mrs Rutledge, die Sheldons Asche verstreuten und über ihren Verlust weinten.
    Stimmen aus dem Driftwood Cottage wehten bis auf den Strand hinaus, aber Riley horchte nur auf den Tonfall ihres Sohnes.
    Dann hörte sie sein Lachen, lauter als das der übrigen Teenager, die mit ihren Schuhen in der Hand in einem Grüppchen dem Haus zustrebten, mit den schlenkernden Armen und Beinen, die für dieses Alter so typisch sind. Ein Mädchen kicherte, ein Junge sagte etwas, was Riley nicht verstand.
    Sie blieb stehen, ließ die Gruppe

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