Unser Sommer in Georgia
auf den neuen Sessel -, »den da hat Mutter euch geschenkt. Als ich ihr erzählt habe, was ihr hier auf die Beine gestellt habt, was aus dem Buchladen geworden ist, da wollte sie auch etwas dazu tun.«
»Manchmal«, sinnierte Maisy, »fügt sich alles wunderschön.«
Mack legte ihr die Hand auf die Wange. »Ja, das stimmt.«
»Maisy?«, rief Riley aus einer anderen Ecke des Raumes.
»Ich bin hier drüben!«
Mack stand zusammen mit ihr auf. »Ich kann nicht lange bleiben. Ich wollte nur ...« Er brach ab, als Riley zu ihnen trat. Und da geschah es wieder - sein strahlender Blick, sein Lächeln -, Riley fesselte seine ganze Aufmerksamkeit.
Diesmal spürte Maisy keine Bitterkeit. Diesmal sah sie die Wahrheit: Mack wollte Riley Sheffield. Vielleicht war das schon immer so gewesen. Vielleicht war Maisy für Mack nichts anderes gewesen als für Tucker und für Peter: ein Ersatz, eine Stellvertreterin. Als er ihr am Rettungshäuschen gesagt hatte, er liebe sie, war das Ausdruck seiner jugendlichen Sehnsucht nach einer Verbindung gewesen, die sich in der Hitze der Morgensonne vermutlich wieder aufgelöst hätte.
Riley schaute ihn an. »Mack, was ist passiert?«
Maisy trat zwei Schritte zurück, während Mack Riley von den neuesten Erkenntnissen des Arztes und den geplanten Schritten berichtete. Das Haus füllte sich allmählich mit Festgästen, und der Geräuschpegel wuchs.
Maisy ging ins Café und drehte die Musik lauter, dann schaute sie im Zelt nach dem Barkeeper und dem Partyservice. Als sie zurückkam, schleifte Adalee gerade die Zeittafeln aus dem Lagerraum. »Komm, ich helfe dir«, bot Maisy an und griff gerade noch rechtzeitig zu, als eine Tafel umzukippen drohte.
»Danke.« Adalees Gesicht leuchtete. »Ich kann's gar nicht abwarten, dass Mama und Riley die Tafeln sehen. Wenn du sie auf den Tisch dort stellst und gegen den Ständer lehnst, hole ich eben noch die anderen, die sollen auf die beiden Tische dort.« Adalee zeigte auf zwei weitere Tische, die quer zu dem großen Tisch standen und mit Sand und Treibholzstücken dekoriert waren.
»Verstanden.« Maisy stellte die Tafeln auf.
Als Maisy die letzte Tafel zurechtgerückt hatte, kehrte Adalee mit einem großen, auf feste Pappe aufgezogenen Plakat zurück, das die Familiengeschichte der Sheffields zeigte. »Tata!« Stolz hielt sie es hoch.
»Oh«, flüsterte Maisy.
Adalee stellte das Plakat ebenfalls auf und ordnete Treibholz, Muscheln und Sand noch einmal neu, während Maisy die Familienchronik eingehend betrachtete. Die Geschichte begann mit der Hochzeit der Eltern, dann kamen die drei Geburten, erste Schultage, Familienferien, Schulbälle, Weihnachtsfeste und Schulabschlussfeiern. Alle wichtigen Ereignisse in der Familiengeschichte waren vertreten, auch die Krankheit und der Tod ihres Vaters. »Das hast du zusammengestellt, als du dich im Lagerraum versteckt hast? Und ich dachte, du würdest um Chad trauern.«
»Das ist er nicht wert«, meinte Adalee. »Gefällt es dir?«
Maisy nahm sie in die Arme. »Es ist wunderschön. Perfekt. Ich hatte manches aus der Zeit schon vergessen.«
»Ich auch.« Adalee deutete auf ein Weihnachtsfoto, auf dem Riley, Maisy und sie selbst in ihren neuen Weihnachtsschlafanzügen in einem Gokart saßen und der Kamera zuwinkten. »An den Gokart erinnere ich mich gar nicht mehr«, gestand Adalee.
»Ich wohl.« Maisy lachte. »Kurz darauf bist du rausgefallen. Mama ist hysterisch geworden und hat den Gokart verschenkt. An die Fosters mit ihren Jungs.«
»Und ich war schuld.« Adalee lachte mit. »Ich hab noch eine Tafel.« Sie lief zurück in den Lagerraum.
Maisy ließ den Blick über die Fotos schweifen, und allmählich füllte die Leere in ihrem Innern sich mit Liebe - zu ihrer Mutter, zu ihrem Vater, zu Riley und Adalee ...
»Die letzte.« Adalee stellte die Tafel auf den letzten Tisch und schob sie auf eine Seite. Daneben legte sie einen Stift und einen großen Stapel Fotos, wie für eine Signierstunde. Dann rückte sie einen Stuhl vor den Tisch.
»Was ist das denn?« Maisy betrachtete die neue Tafel. Auf dem bräunlich vergilbten Foto stand ein Mädchen vor einem Haus, das aussah wie eine viel ältere Version des Driftwood Cottage. Maisy kannte das Kind nicht.
»Du kennst doch die alte Dame, die immer denkt, sie hätte die Bücher, über die wir sprechen, selbst geschrieben?«
Maisy nickte.
»Also, ich habe rausgekriegt, dass sie 1926 in diesem Haus gewohnt hat, als es noch auf der Plantage am Fluss stand.
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