Unser Sommer in Georgia
er ihre Hände, hob sie an die Lippen und küsste ihre Handflächen.
Riley trat zurück, ließ ihn los - ja, sie ließ ihn los, so wie sie es damals schon hätte tun sollen.
Er streichelte ihre Wange. »Du siehst wie ein Mädchen aus.«
»Weil ich nämlich eins bin.«
»Ja, das stimmt.« Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Ich hoffe, dass ich dich wieder besuchen kann. Ich weiß nicht, wann das sein wird ... Vielleicht schon in den nächsten Wochen. Ich muss sehen, wie es Dad geht.«
»Mack.« Der Name entschlüpfte ihr einfach.
»Das klang wie ein Nein«, sagte er.
»Nein, nein, das meine ich nicht. Ich möchte dich gerne wiedersehen. Sehr gerne. Komm jederzeit, wann du willst. Aber komm ... nicht meinetwegen.«
»Warum nicht?« Mack trat in der Dunkelheit zurück. »Ich dachte, vielleicht ...«
»Nein«, flüsterte Riley. Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Das hast du nicht gedacht.«
»Das weißt du ja gar nicht ...«
»Ich weiß, wo du stehst, Mack, denn mir geht es genauso. Mama ist krank. Ich verliere den Laden. Mein Leben verändert sich, und da hält man sich leicht an etwas fest, was vertraut ist und warm und unschuldig wie die Vergangenheit. Aber das bringt uns nicht weiter. Es tut uns nicht gut. Es gibt uns keine Sicherheit und ändert nichts.«
»Ach, Fischlein! Musst du denn auf alles eine Antwort haben?«
Riley lachte. »Nein. Ich habe auf fast gar nichts eine Antwort. Aber du sollst wissen, dass es für mich okay ist, wenn wir gute Freunde bleiben. Das reicht mir im Moment. Alles ist gut, Mack. Ich habe einen Sohn. Mein Leben ist jetzt anders. Ganz anders.«
»Brayden ist ein toller Junge.«
Riley nickte, und aus der Dunkelheit in ihr, aus diesem Augenblick mit ihrem alten besten Freund, stieg die Wahrheit auf. »Es war in vieler Hinsicht eine harte Woche für mich. Ein Grund dafür ist, dass seine Großeltern hier sind ... Und sie wissen nichts von Brayden, und er weiß nichts von ihnen.«
Mack streckte die Hand aus, griff nach Rileys Hand und zog sie wieder an sich. »Riley, du brauchst nicht alles für dich zu behalten, so geheim, so verschlossen.«
»Doch, das muss ich.« Ihre Stimme bebte.
Er drückte ihren Kopf wieder an seine Brust, bevor er sagte: »Es ist Sheldon, oder? Sheldon ist Braydens Vater.«
Riley nickte unter seiner Hand. Mack hielt sie lange; sie hörte sein Herz schlagen, roch den Duft nach Meer, gemischt mit Schweiß und Schlaf. Trotz der Wärme der Sommernacht zitterte sie. Sie hielt sich an Mack fest, bis ihr Atem ruhig wurde, bis er sie freigab. Ihr Geständnis hatte etwas in ihrer Seele gelöst, aber sie hatte immer noch Schuldgefühle. Sie schaute ihn an. »Vielleicht hätte ich es dir nicht sagen sollen. Ich habe es bisher niemandem erzählt.«
»Doch, es war richtig, dass du es mir erzählt hast. Hast du nicht vorhin selbst gesagt, dass wir gute Freunde sind? Wir können uns alles erzählen.«
Riley nickte. »Das stimmt, und das reicht uns auch, oder?«
»Ja, Fischlein, das genügt.« Mack gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Bis bald, ja?«
»Ja ...«
Während er in der Dunkelheit verschwand, flüsterte Riley noch einmal in die Nacht hinein: »Das genügt.«
Siebenundzwanzig
Maisy
Maisy lag auf dem Rücken im Bett und durchlebte noch einmal ihre Gefühle auf der Party. Sie hatte beobachtet, wie ihre Schwestern etwas für andere taten, wie ihre Mutter mit ihren Töchtern zusammen war, wie Mack sich verabschiedete - diesmal war es ein echter Abschied, ohne leere Versprechungen. Wie würde sie all diese Ereignisse in ihr Leben integrieren?
Sie stand aus dem Bett auf und streckte sich. Eigentlich sollte sie jetzt nach Hause fliegen, zurück nach Laguna Beach, aber nun war Mama krank. »Nach Hause.« Sie sprach die Worte laut aus, aber sie klangen hohl.
Wo war ihr Zuhause? Wenn es weder hier in der Stadt war, die sie verlassen hatte, noch an dem Ort, wo sie wohnte, wo dann? Maisy setzte sich wieder auf die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände. Sie versuchte, sich ihr Leben in Laguna Beach vorzustellen - ihre weiße Mietwohnung, den schönen Laden, den langen, breiten Strand, die Sonnenuntergänge über dem Meer.
Als sie aus Palmetto Beach geflohen war, hatte sie geglaubt, Mack Logan sei die Lösung für ihr wundes Herz und ihre innere Leere. Im Laufe der Jahre, so viel war ihr jetzt klar, war er zu einer Fantasie geworden, die sich je nach ihren Bedürfnissen, dem Zeitpunkt und der Jahreszeit verändert hatte. Damals hatte ihr seine
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