Unser Sommer in Georgia
auf dem Herzen.
»Das ist noch nicht alles«, tastete Riley sich vor.
»Ich bin mit Chads Auto gefahren, weil er zu viel getrunken hatte. Ich dachte, ich hätte noch nicht zu viel intus ... Ich meine, wirklich, es waren doch bloß ein paar Bierchen.«
»Ach, verdammt, Adalee! Das ist Trunkenheit am Steuer.« Riley spürte, dass ihr übel wurde.
»Ich muss jetzt auflegen. Kannst du herkommen ... und mich abholen?«
»Wie lange musst du noch dableiben?« Riley hatte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt und war schon auf dem Weg ins Schlafzimmer. Sie hob ihre Jeans vom Fußboden auf.
»Ich bin schon die halbe Nacht hier. Ich kann jetzt weg, wenn jemand ... die Kaution hinterlegt. Ich dachte, Chad würde das tun, aber er ist nicht wiedergekommen.«
»Ich kann Brayden nicht allein lassen. Warte mal, ich rufe Maisy an, damit sie bei ihm bleibt, und dann hole ich dich ab.«
Adalee brach die Stimme. »Es tut mir so unendlich leid. Sheriff Mason hat gesagt, Daddy hätte sich für mich geschämt. Bitte, sag es Mama nicht! Sie darf es einfach nicht erfahren.«
Riley versprach ihrer Schwester zu schweigen, wobei ihr allerdings klar war, dass sie sich in Palmetto Beach befanden und ihre Mutter es ohnehin innerhalb der nächsten Stunden erfahren würde. Sie legte auf und streckte den Kopf in Braydens Zimmer. Der Junge schlief wie ein Bär.
Von der Küche aus rief sie fünfmal auf Maisys Handy an, bevor eine völlig verschlafene Stimme brummelte: »Mein Gott noch mal, was willst du denn? Es ist doch erst halb sieben.«
»Deine Schwester - die, die du gestern Abend mit in die Bar genommen hast - ist wegen Trunkenheit am Steuer im Gefängnis. Du musst herkommen und bei Brayden bleiben, während ich sie da raushole.«
»Verdammte Scheiße!«
»Genau das habe ich auch gesagt. Hast du sie denn in der Bar allein gelassen? Sie darf doch gerade erst Alkohol trinken.«
»Nein, sie hat mich allein gelassen. Ihr fabelhafter Freund ist gekommen, und dann sind sie zusammen losgezogen.«
Riley stieß hörbar die Luft aus.
»Jetzt kritisiere mich bloß nicht. Du hättest sie auch nicht daran hindern können.«
»Ich kritisiere dich doch gar nicht, Maisy. Ich bin bloß erschöpft, und das ist nicht gerade die schönste Art, den neuen Tag zu beginnen.«
»Ich habe Mamas Pick-up gestern Abend bei Bud's stehen lassen.«
»Dann nimm den Volvo«, sagte Riley.
»Bin schon unterwegs.« Maisy hatte aufgelegt.
Riley kochte eine Kanne Kaffee; den brauchte sie jetzt, und sie hatte das Gefühl, dass er auch Maisy guttun würde. Während sie zuschaute, wie die alte Kaffeemaschine zu arbeiten begann, strich sie mit den Fingern über einen Riss in der Arbeitsplatte. Wie gern würde sie ihre Küche renovieren! Der Kaffee tröpfelte in die Glaskanne, und Riley rannte nach unten, um die Hintertür für Maisy aufzuschließen.
Riley kannte jedes Geräusch, jede Bewegung des Hauses, bei Tag und bei Nacht. Sie spürte es, wenn die Bodendielen sich verschoben, wenn in der Kinderecke viel los war, wenn Anne das Café öffnete oder wenn Brayden die Dusche anstellte.
Schon als die Logans ihre Sommer noch hier verbracht hatten, vor über dreizehn Jahren, hatte sie viele Geräusche im Haus gekannt: Sie hatte gehört, wenn Mr Logan vom Angeln zurückgekommen war, wenn die Fensterläden im Sturm gegen die Holzverkleidung klapperten, wenn Mrs Logan in der Küche Schränke öffnete und schloss oder wenn Macks Zimmertür zuschlug, bevor er dieselbe Hintertreppe herunterkam, die Riley jetzt benutzte. Die dritte Stufe von unten knarrte auf der linken Seite besonders laut.
Die einzigen Räume, die Riley nie betreten hatte, während die Logans hier gewohnt hatten, waren die Zimmer von Mack und Joe und das Schlafzimmer ihrer Eltern. Jetzt wohnte sie selbst im Elternschlafzimmer, und Brayden schlief in einem großen Raum, der aus den beiden kleinen Kinderzimmern entstanden war. Doch eigentlich dachte Riley nicht oft daran, dass sie jetzt im Haus der Logans wohnte und deren Lebensgeschichte auf diese Weise mit ihrer eigenen verflochten war.
Endlich bebte der Fußboden, weil Maisy die Treppe heraufgestürmt kam. Sie schob die Tür auf und stürzte in die Küche. Eine zerschlissene Baseballmütze bedeckte das kastanienrote Haar. Sie trug einen Jogginganzug von Juicy Couture aus schokoladebraunem Samt, und die grünlichen Schatten um ihre Augen herum zeugten von einem Kater.
Riley schluckte die tadelnden und bedauernden Worte, die ihr auf der Zunge
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