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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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aber sie wandte sich ab und lief die Treppe hinauf, um rasch zu duschen.
    Die ruhigen Geräusche des Morgens erfüllten die Räume. Das Sausen eines Ventilators im Fenster, Möwenrufe und in weiter Ferne ein Schiffshorn. Riley stellte den Ventilator ab und öffnete das hintere Fenster, um den Wellen zu lauschen und die frische Morgenbrise in die Räume zu lassen.
    Sie schaute auf die Uhr - fünf vor halb neun. Maisy musste Brayden inzwischen zum Hafen gebracht haben und sollte wieder auf dem Rückweg sein. Riley wusste immer gern, wo ihr Sohn sich gerade aufhielt. Während der Schulzeit hatte sie seinen Stundenplan im Kopf, und häufig schloss sie die Augen und malte sich aus, wie er in der Schule, die sie einst selbst besucht hatte, im Klassenraum saß. Sie stellte sich vor, dass sie ihm damit Schutz sandte.
    Auf dem Weg in ihr Zimmer zog Riley schon den Reißverschluss ihrer Jeans auf. An Braydens Tür blieb sie kurz stehen. Ein schmaler Lichtstreifen fiel auf den Dielenboden im Flur. Riley streckte den Kopf ins Zimmer und spürte ihre Anwesenheit schon, bevor sie die beiden sah: Brayden schlief in seinem Bett, Maisy auf dem Sitzsack in der Ecke.
    »Maisy!« Rileys Stimme hallte durch das Zimmer, riss beide aus dem Schlaf.
    Maisy erschrak und rieb sich das Gesicht. Brayden setzte sich auf. »Hey, Mummy! Wie spät ist es denn?«
    »Gleich halb neun.«
    Brayden stieß seine Decke weg und sprang aus dem Bett. »Mummy, ich musste doch schon vor einer halben Stunde am Hafen sein. Warum hast du mich denn nicht geweckt?« Auf dem Weg ins Bad stolperte er über seine Sportschuhe, die mitten im Zimmer lagen.
    »Maisy sollte dich wecken.« Riley wandte sich an ihre Schwester. »Was ist denn verd ...« Sie biss sich auf die Lippe, weil sie nicht fluchen wollte.
    »Tut mir leid - ich bin ganz durcheinander wegen der Zeitverschiebung. In Kalifornien wäre es erst drei Uhr morgens gewesen, als ich vorhin rübergekommen bin ... Ich wollte mich nur ganz kurz auf den Sitzsack legen und Brayden dann wecken. Tut mir leid.« Sie rief Brayden zu: »Tut mir wirklich leid, Schätzchen! Es ist meine Schuld. Ich hab Scheiße gebaut. Schon wieder.« Maisys Haar stand in alle Richtungen ab, und ihre Baseballkappe lag auf dem Boden.
    Riley seufzte. »Okay, was können wir jetzt machen? Ich habe ihre Handynummer nicht.« Sie ging durchs Zimmer, während Brayden im Bad die Dusche andrehte. »Du bringst Brayden zum Hafen, vielleicht sind sie ja noch da. Dann fährst du zu Mama und duschst. Ich übernehme den Laden, bis du wieder da bist.«
    »Verdammt, denkst du immer so logisch und folgerichtig? Hast du jeden einzelnen Tag im Fünfminutentakt durchgeplant?«
    Riley ließ die Schultern hängen. »Das ist gemein, Maisy. Ich versuche doch bloß -«
    »Eine Lösung zu finden. Ich weiß.« Maisy wandte sich ab und trat ans Fenster. Sie drückte sich die Baseballkappe aufs Haar. »Du hast schon immer versucht, Lösungen zu finden. Hast dafür gesorgt, dass alle das Richtige tun.«
    Riley betrachtete den Rücken ihrer Schwester. »Wir sehen uns in etwa einer Stunde im Buchladen.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Maisy, aber Riley war, als spräche sie mit sich selbst.
    In ihrem Schlafzimmer fuhr Riley sich mit der Bürste übers Haar, trug Lipgloss auf und zog eine weiße Leinenbluse über ihre Jeans. Sie hatte keine Zeit, sich über ihre Kleidung oder ihre Frisur Gedanken zu machen - gleich würde sich der Laden füllen, und bis Ethel in einer halben Stunde kam, war nur Anne da, um alles zu bewältigen. »Mist!«, murmelte Riley und rannte mit der Kaffeetasse in der Hand die Treppe hinunter.
    »Hey, Anne«, rief sie, »alles in Ordnung?«
    Anne hob den Kopf aus der Theke. Ihr rotbrauner Pferdeschwanz wippte, und auf ihrem T-Shirt prangte ein buntes Friedenszeichen, unter dem die Worte BÜCHER STATT BOMBEN standen. Sie sang einen Song von Brad Paisley mit, der gerade aus der Musikanlage dröhnte. »Ja, aber ich hab die Ladentür noch nicht aufgeschlossen und auch noch nicht nach der Post oder nach Lieferungen geguckt.« Sie grüßte Riley mit einem Nicken. »Und ist bei dir alles klar?«
    »Hab schon bessere Morgen gehabt. Ich will bloß bis heute Mittag durchhalten, dann dusche ich.«
    Nachdem Riley sich eine halbe Stunde lang Routinearbeiten gewidmet, den Laden geöffnet, Kunden geholfen und vorzeitig eintreffende Mitglieder des Lesezirkels begrüßt hatte, rauschte Ethel durch die Ladentür. Ihr schwingender Rock wischte über den Fußboden, im

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