Unser Sommer in Georgia
ein Foto des Hauses aufgeklebt und dazugeschrieben, in wessen Besitz es zu der Zeit gewesen war. Außerdem hatte sie ergänzende Informationen über die Stadt hinzugefügt. Schwarzweißfotos bildeten einen Rahmen um das Plakat. Mit dem Jahr 1996, in dem die Logans das Haus an Kitsy verkauft hatten, hatte Adalee aufgehört.
»Ethel!« Riley streckte den Kopf in den Laden. »Weißt du, wo Adalee steckt?«
»Wie soll ich denn über euch Schwestern die Übersicht behalten? Das schafft ja nicht mal eure Mutter!«
Riley lachte und schloss die Tür wieder. So viele Familien hatte dieses Haus erlebt. Sie wollte es nicht verkaufen. Das Driftwood Cottage war ihr Zuhause, ihre Zuflucht.
Nach einer Weile erschien Ethel im Lagerraum. »Draußen bildet sich schon eine lange Schlange für die Veranstaltung mit Nick Martin, dabei fängt sie erst in zwei Stunden an. Wunderbar ...«
Riley zwang sich, wieder an den bevorstehenden Abend zu denken. »Haben wir eigentlich genug Bücher von ihm bestellt?«
»Oh, ja. Ich habe mit viel Publikum gerechnet.«
Riley bürstete sich das Haar und ging wieder in den Laden, um sich zu vergewissern, dass alles für die Signierstunde vorbereitet war. Dass sie Nick Martin hatte überreden können, die Festwoche im Driftwood Cottage mit einer Lesung zu eröffnen, war eine große Sache. Der berühmte Autor ging nur noch selten auf Lesereisen - seine Abenteuerromane eroberten die Bestsellerlisten inzwischen gleich in der ersten Woche nach Erscheinen.
Für diesen Abend hatte Riley ihr Bestes gegeben. Der Feinkostladen gegenüber hatte kostenlos Wein zur Verfügung gestellt. Das Podium für Nick Martin war längst aufgebaut, und die Stühle waren ordentlich davor aufgereiht. Es würde eine Lotterie geben, bei der man einen Stapel signierte Bücher gewinnen konnte sowie eine Flasche Wein vom Weingut Frei Brothers, wo die Schlüsselszene des Romans spielte. Bevor ein Autor zu einer Lesung kam, las Riley immer sein letztes Buch, um einen Gewinn aussuchen zu können, der einen besonderen Bezug zur Handlung des Romans hatte. Sollte der Erfolg von ihrem Arbeitsaufwand abhängen, dann würde der Laden überleben. Doch leider war das im Buchhandel nicht immer der Fall. Nur selten ließ sich voraussagen, welche Titel sich gut verkaufen würden, obwohl ihre Mutter dieses Ratespiel ungewöhnlich gut beherrschte.
Riley zog die Tischdecke auf dem Signiertisch glatt. Als Anne ihr die Hand auf die Schulter legte, zuckte sie zusammen. »Hallo.« Riley nahm sie in die Arme. »Du brauchtest heute Abend doch gar nicht herzukommen, Anne. Du hast frei, erinnerst du dich?«
»Ich weiß, aber ich dachte, du kannst vielleicht Hilfe brauchen. Und ich hab dir auch eine Kleinigkeit mitgebracht.« Anne hatte eine Hand hinter dem Rücken versteckt. Auf ihrem T-Shirt stand: Führe mich nicht in Versuchung - das kann ich selbst.
»Was ist das?«
Anne holte einen getöpferten Engel hinter ihrem Rücken hervor. Er war kleiner als die anderen und hatte feine, zarte Flügel. Riley drehte ihn um, weil sie sehen wollte, was Anne in seine Brust eingraviert hatte: ERHOLUNG.
»Oh, wie schön! Wie lieb von dir ... Aber ich brauche ...«
Abwehrend hob Anne die Hand. »Ich weiß schon, was du sagen willst: dass du diesen Engel gar nicht brauchst. Aber du brauchst ihn auf jeden Fall. Ich habe ihn extra für dich gemacht. Er wollte zu dir.«
»Ganz herzlichen Dank.« Riley nahm Anne in die Arme. »Und jetzt machst du dir einen schönen Abend, okay?«
»Nee. Ich bin zum Helfen hier.« Anne ging zur Ladentheke zurück.
Riley stellte den Keramikengel hinter die Theke des Cafés. Dort konnte ihm nichts zustoßen. Zum letzten Mal hatte Anne ihr vor fünf Jahren einen Engel getöpfert, damals, als Brayden sich den Arm gebrochen hatte. HEILUNG hatte darauf gestanden. Riley strich mit den Fingern über das Wort ERHOLUNG und atmete einmal tief durch. Jetzt noch nicht.
Maisy und Adalee drängten sich an der Schlange von Menschen vorbei, die auf Nick Martin warteten. Offenbar waren die beiden Schwestern zu Hause gewesen, hatten geduscht und sich umgezogen. Adalee strahlte vor Energie. Als Maisy lächelte, schien sie von innen heraus zu leuchten. In ihrem Haar fing sich das letzte Tageslicht.
Hinter ihnen kam Lodge herein; er würde sein Versprechen halten und einen Artikel über diese Auftaktveranstaltung schreiben. Unauffällig lehnte er sich an die hintere Wand. Doch während Riley Krümel vom Podium fegte und eine Wasserflasche neben das
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