Unser Sommer in Georgia
du sollst wissen, dass ich nicht sauer bin ... dass ich nicht mehr sauer auf dich ëëbin. Und dass du mir fehlst. Als ich dich gestern im Buchladen gesehen habe, waren alle meine Gründe, nicht mit dir zu reden, wie weggeblasen. Ich habe mich an unsere guten Zeiten erinnert.«
Maisy starrte in ihren Kaffee und vermied es, in Lucys braune Augen zu schauen.
Lucy seufzte. »Du hast mir nie erzählt, warum du das getan hast.«
Von Panik erfasst, hob Maisy den Kopf. Sollte sie ihrer früheren besten Freundin tatsächlich erklären, warum sie mit deren damaligem Verlobten und jetzigem Ehemann geschlafen hatte? »Ich ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Tucker meint, du wärst nicht zur Hochzeit gekommen, weil du Streit mit deiner Familie hattest ... mit deiner Schwester oder so. Er hat gesagt, ich soll es nicht persönlich nehmen. Aber wie denn sonst? Du bist nicht zu meiner Hochzeit gekommen, und du hast nie zurückgerufen. Ich wollte dir böse sein, aber ich habe dich nur vermisst.«
»Ach, Lucy ... Es tut mir ... so leid.« Maisy seufzte tief, vor Erleichterung und vor Bedauern. Lucy wusste also nichts von ihr und Tucker.
»Warum bist du denn eigentlich abgehauen?«, fragte Lucy.
»Ich musste weg. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich musste raus aus dieser Stadt. Ich hätte dich anrufen sollen, ja. Aber ich musste von meiner Familie weg, von Riley, von ...«
»Was hat Riley dir denn getan?«
Anne kam mit Lucys Tee, und Maisy wartete ab, bis sie wieder fort war. Dann antwortete sie: »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Es tut mir einfach so leid. Wie geht's deiner Familie?«
Jetzt lächelte Lucy. »Sehr gut. Tucker und ich sind nach Bartow umgezogen, das ist ja ganz in der Nähe. Wir haben keine Kinder ... noch nicht. Er möchte noch ein Weilchen warten. Ich komme mindestens einmal in der Woche her, treffe mich mit Freundinnen, gehe zu meinem Lesetreff, halte mich auf dem Laufenden. Ich habe hier in einem Maklerbüro gearbeitet, aber Tucker möchte gern, dass ich zu Hause bin, wenn er kommt, deswegen überlege ich gerade, was ich als Nächstes machen könnte.«
»Ihr wohnt nicht mehr in Palmetto Beach? Ich dachte ...«
Lucy lachte. »Dass du weggezogen bist, heißt ja nicht, dass hier alles beim Alten geblieben ist. Nein, wir sind schon vor ein paar Jahren umgezogen.«
»Ich habe eine Menge verpasst, oder?«
»Ja. Riley und deine Mama haben mit der Buchhandlung ganz Erstaunliches geleistet. Dieser Laden ist zum Treffpunkt für die ganze Gegend geworden. Ich weiß gar nicht, was wir ohne ihn machen würden. Letzte Woche hätte ich es um ein Haar nicht hergeschafft, weil etwas ganz Merkwürdiges mit meinem Auto passiert ist. Aber den Lesezirkel lasse ich mir nie entgehen. Ich weiß nicht, was zwischen dir und Riley vorgefallen ist, aber du solltest stolz darauf sein, was sie hier geschaffen hat.«
»Das bin ich auch.« Maisy wandte sich ab. »Es ist schon so lange her ... Lass uns lieber über was anderes reden. Also, was ist denn mit deinem Auto passiert?«
»Irgendein Witzbold hat alle Reifen abmontiert und sie auf dem Bürgersteig gestapelt. Das Auto stand auf Holzklötzen, als ich aus dem Haus kam.«
Maisy blickte auf die Wand hinter Lucys Kopf, denn sie erinnerte sich plötzlich an die Blondine aus dem Lesezirkel, die schluchzend erzählt hatte, was sie der Frau ihres Geliebten Verrücktes angetan hatte. »Ach so«, sagte sie nur.
Lucy zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich ausgeflippte Teenager oder so. Bestimmt eine alberne Mutprobe von einem dieser Highschool-Clubs.«
»Vermutlich.« Maisy nickte und zwang sich, Lucy wieder anzusehen.
»Erzähl mal von deinem glamourösen Leben in Kalifornien!« Lucy lächelte noch genauso wie früher, lieb und aufrichtig. »Bestimmt bist du furchtbar gern da. Du siehst übrigens toll aus. Aber das war ja schon immer so.«
»Doch, ich bin sehr gern da. Ein wenig bedaure ich allerdings, dass ich nicht aufs College gegangen bin ... Aber wahrscheinlich würde ich die gleiche Arbeit machen wie jetzt, bloß mit einem Diplom.«
»Wir fanden dich alle so mutig, als du nach Kalifornien ausgerissen bist. Hast du Angst gehabt?« Lucy beugte sich vor und faltete die Hände um ihren Teebecher.
»Ja.« Maisy nickte. »Zuerst schon, aber dann war es so wie überall. Du lernst Leute kennen, findest Arbeit, baust dir ein Leben auf. Und das ist ja alles schon Jahre her, deswegen erinnere ich mich nicht mehr so genau an die erste Zeit.«
»Ich weiß noch,
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