Unser Sommer in Georgia
so klein wie eine Elritze. Aber außerdem hatte sie ein Monstrum von Jagdstiefel am Haken.«
»Und der war voll mit nassem Sand und Matsch, und davon war er so schwer«, erklärte Riley. »Nur zu deiner Information, Brayden.«
Sie schaute zu Mack auf, und für einen kurzen Moment erkannte sie den jungen Mann auf der anderen Seite des Strandfeuers wieder. Ungeachtet der Erinnerung lächelte sie. »Danke, dass du mit Brayden angelst. Aber bitte keine Kindheitsgeschichten mehr! Ich habe deinen Vater noch gar nicht gesehen ... Ist er hier?«
Mack drehte sich um und rief nach seinem Vater. Sheppard Logan stand am anderen Ende des Steges. Auf den Ruf seines Sohnes hin drehte er sich um und kam zu ihnen. Riley erinnerte sich wieder, was an den Sommern ihrer Kindheit so schön und richtig gewesen war. Ohne zu zögern, schloss sie den alten Mann in die Arme und lehnte sich dann zurück, um ihn anzuschauen. »Ich freue mich so, Sie zu sehen.«
»Das geht mir genauso, Riley. Wie sind Sie bloß erwachsen geworden? Und haben geheiratet und einen Sohn bekommen? Gestern waren Sie doch selbst noch ein zwölfjähriges Mädchen. Sie haben besser gesegelt und geangelt als meine Söhne - zu deren großer Bestürzung.«
Es stimmte, während all der Jahre war Riley Mack bei ihren sommerlichen Aktivitäten ebenbürtig gewesen. Sie hatte mit ihm mitgehalten auf dem Segelboot, auf dem Angelsteg, beim Federball, beim Wettschwimmen und bei den Spielen am Strand.
Riley lachte. »Aber ich war immer nur in den ersten beiden Sommerwochen besser als die beiden Jungs. Gegen Ende haben sie mich dann geschlagen. Sie mussten einfach erst mal aus ihrer Großstadthaut raus und mich einholen.« Auf Sheppard Logans Annahme, sie sei verheiratet, ging sie nicht ein.
»Ah ja - genau aus dem Grund sind wir hier. Um aus unserer Großstadthaut rauszukommen. Das ist doch Ihr Sohn?« Sheppard deutete auf Brayden, der die beiden anstarrte, als wären sie Außerirdische.
»Ja.« Riley lächelte Mack und Sheppard an und legte ihrem Sohn den Arm um die Schultern. »Hält er denn die Familientradition aufrecht? Hat er dich heute Vormittag beim Angeln in die Pfanne gehauen, Mack?«
Brayden machte sich von ihr los. »Das ist ja oberpeinlich, Mummy. Außerdem hat Mack den ersten Fisch gefangen. Ich schulde ihm ein Eis.« Brayden streckte Riley die Hand entgegen, weil sie ihm Geld geben sollte.
Trotz ihrer Nervosität lachte Riley. Sie fragte sich, wie sie aussah. »Du haust einen Zwölfjährigen übers Ohr?«
»Ich hab versucht, ihm noch mehr abzuschwatzen als nur ein Eis«, meinte Mack. »Vielleicht eine Pizza und noch 'ne Cola dazu.« An Brayden gewandt, fügte er hinzu. »Sorry, aber du musst jetzt alte Familienschulden begleichen.« Ein Summen unterbrach ihn. Er zog sein Handy aus der Gesäßtasche. »Entschuldigt bitte, die Arbeit! Dauert nicht lange.« Er klappte das Handy auf, und Riley hörte einen wütenden Wortschwall, verstand aber nichts.
Riley, Sheppard und Brayden schauten sich an und traten einen Schritt zurück.
Mack wandte ihnen den Rücken zu, doch in der Stille war seine harsche Antwort deutlich zu hören. »Mr Harbinger, dass meine Abwesenheit Probleme verursacht, tut mir äußerst leid, und ich verspreche Ihnen, dass ich bis nächsten Montag zurück bin. Ich brauche etwas Zeit für meine Familie. Ja, tut mir leid, dass Sie dafür kein Verständnis haben. Ich hatte gedacht, Sie würden das einsehen.«
Ein weiterer Wortschwall drang aus dem Hörer, und Mack sagte: »Ich verstehe.« Er beendete das Gespräch, ohne sich zu verabschieden, schloss die Augen und hob das Gesicht in die Sonne.
»Sein Boss klingt nicht gerade vergnügt«, meinte Sheppard zu Riley. »Meine Schuld. Ich habe Mack überredet, mich zu begleiten.«
»Ich glaube, Mack ist hier, weil er hier sein will«, erklärte Brayden. Plötzlich klang er erschreckend erwachsen.
»Ganz genau.« Mack stand wieder bei ihnen und lächelte. »Ich möchte nirgendwo anders sein. Und nun zurück zu den wichtigen Dingen - oh ja, Brayden, deine Mutter hat im Laufe der Jahre ganz viele Wettschulden bei mir gemacht.«
Brayden schaute zu Riley hinauf. »Stimmt das?«
»Du darfst kein Wörtchen von dem glauben, was dieser Mann hier von sich gibt«, erwiderte sie. Ein plötzlicher Windstoß erfasste ihren Strohhut und wehte ihn über den Holzsteg. Mack sprintete hinterher, versuchte dreimal, den Hut zu packen. Schließlich, kurz bevor der Ausreißer ins Wasser geweht wurde, gelang es Mack, den
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