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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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nicht.«
    »Ja, Madam.« Maisy warf einen Blick auf die alte Wanduhr. Bis zwei Minuten vor elf war sie damit beschäftigt, die Wünsche der Frauen zu erfüllen. Dann entschuldigte sie sich und ging zur Kasse, wo Adalee sich gerade mit Ethel über Klebstoff und Klebeband für ihre Zeittafeln unterhielt. Hinter der Theke standen auf durchhängenden Sperrholzbrettern die derzeitigen Bücher der Lesezirkel, davor hingen handgeschriebene Zettel. Ein Exemplar von Ethels Buch des Monats - Eine gefangene Liebe von Anita Shreve - war auf einem Drahtständer ausgestellt. In dem Bemühen, das panische Kribbeln im Magen zu unterdrücken, sagte Maisy laut die Namen der Lesezirkel auf: »Strandnixen, Blondinen-Club, Klassiker, Neue Mütter, Flotte Fuffziger ...«
    Adalee stupste Maisy an. »Alles okay? Du murmelst irgendwas vor dich hin.«
    »Doch, alles klar.«
    »Weißt du, wir sollten hier wirklich was unternehmen.« Adalee deutete mit einer ausholenden Geste auf das gesamte Driftwood Cottage.
    »Was meinst du damit?« Maisy hatte nur Augen für die Eingangstür, die sich gerade öffnete.
    »Ich meine, hier herrscht doch immer noch der Stil der siebziger Jahre oder so. Wir könnten den Laden renovieren. Das würde ... Spaß machen. Wenn Riley uns schon unseren Sommer verderben muss, könnten wir uns doch wenigstens einen Spaß draus machen.«
    »Du und dein Spaß«, brummte Maisy. Ein Lichtstrahl fiel auf die Holzdielen, und zwei Frauen traten ein. Keine von beiden war Lucy. Maisy wandte sich wieder ihrer Schwester zu. »Riley hat gesagt, wir können hier nichts verändern. Es ist kein Geld da.«
    »Wir könnten sie ja überraschen. In der Stadt ist an diesem Wochenende Floh- und Antiquitätenmarkt. Komm doch mit! Wir gucken uns mal an, was es da so gibt. Genau wie früher.«
    Erinnerungen stiegen in Maisy auf. Früher war sie oft mit Adalee über den Flohmarkt gebummelt. Sie hatten sich alte Möbel besorgt, sie angestrichen und mindestens alle sechs Monate ihre Zimmer neu eingerichtet. Ihre Mutter war jedes Mal fast ausgerastet. All die schönen alten Möbel der Familie, und Maisy und Adalee waren mit dem »Müll fremder Leute« nach Hause gekommen. Sie hatten sich stets ein anderes Thema vorgenommen: Hippie, Punk, Rock, Laura Ashley ...
    Adalee hob die Hände. »Ach ja, weißt du noch, wie wir versucht haben, uns im Lilly-Pulitzer-Stil einzurichten? Alles in Rot und Pink. Unsere Zimmer sahen aus, als hätte jemand sie mit Erdbeermilch vollgespuckt.«
    »Es war eine gute Idee, aber wir hätten statt der Rosatöne lieber Blau nehmen sollen. Ich glaub immer noch, dass ein Lilly-Pulitzer-Zimmer richtig gut wirken würde.«
    Maisy spürte eine Bedrohung - der Vorschlag könnte sie wegen der Erinnerung an die besseren Zeiten mit Adalee und Riley zum Bleiben verführen. Die Bündnisse zwischen den drei Schwestern hatten sich mit den Jahreszeiten verändert: Erst hatten Riley und Adalee im Wald eine Burg gebaut, dann hatten Maisy und Adalee die Flohmärkte durchkämmt, und später waren Maisy und Riley zu einer Party am alten Leuchtturm aus dem Haus geschlichen. Das hatte sie fast vergessen.
    »In Rileys Zimmer durften wir nie was anrühren.« Adalee hob die Stimme. »Ihr Zimmer hat sich nie verändert, ihre Möbel standen immer genau am selben Platz. Das ist ja immer noch so. Sogar die weiße Chenille-Decke liegt noch auf dem Bett.«
    »Ich liebe weiße Chenille«, erklärte Maisy. »Seltsam, dass manche Dinge zeitlos sind.«
    »Wie alte Freundinnen«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Maisy drehte sich um. Lucy!
    Maisys Herz schlug schneller, ihr Magen verkrampfte sich vor Angst. Sie versuchte zu lächeln. Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    Lucy trat einen Schritt zurück. »Du willst mich nicht sehen, stimmt's?«
    »Doch, doch. Ich dachte bloß ...?«
    »Was hast du gedacht?«
    Maisy schaute ihre Schwester an. »Ich bin im Café. Hol mich, wenn du fertig bist, dann gehen wir zum Flohmarkt.«
    Adalee klatschte in die Hände. »Toll! Aber hast du nicht gesagt ...«
    Maisy hob die Hand. »Hol mich einfach gleich hier ab!«
    Sie führte Lucy ins Café, wo die beiden sich neben einem Ständer mit Luxusseifen niederließen, die ein Kunsthandwerker aus der Stadt herstellte. Anne brachte Maisy ihren üblichen Caffè Latte und fragte Lucy nach ihren Wünschen.
    Lucy bestellte sich Tee. Dann faltete sie die Hände auf dem Tisch und beugte sich zu Maisy. »Ich weiß, dass wir, na ja, zwölf Jahre nicht miteinander gesprochen haben. Aber

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