Unser Sommer in Georgia
wie es hier war, nachdem du verschwunden warst.« Lucy strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und schaute an die Decke hinauf. »Es war traurig. Keiner wusste, warum du weggegangen warst, und deine Familie war ganz verzweifelt. Ich konnte gar nicht fassen, dass meine beste Freundin bei meiner Hochzeit fehlen würde.«
Maisy seufzte. »Das tut mir wirklich leid. Ich wollte dir bestimmt nicht wehtun. Das war alles so ... entsetzlich.«
Lucys Lächeln war wieder da. »Aber Ende gut, alles gut, oder? Wie bei einem guten Buch oder Film. Du hast ein schönes Leben. Tucker und ich sind verheiratet. Und jetzt bist du wieder zu Hause, und wir können uns alles erzählen und zusammen sein, bevor du zurückfliegst.«
»Klar.« Mit einem Lächeln schaute Maisy ihrer Schwester entgegen, die an ihren Tisch kam. »Adalee möchte zum Flohmarkt«, erklärte sie.
Auf einmal war ihr Herz wieder offen für ihre alte Freundin, die an Wochenenden oft bei ihnen übernachtet und stets zugehört hatte, wenn Maisy geweint oder von ihren Liebeleien und Ängsten erzählt hatte. Vielleicht könnte es wirklich klappen - Maisy würde ihr Geheimnis für sich behalten und mit Lucy dort wieder anfangen, wo sie aufgehört hatten. Die Vergangenheit war begraben.
Lucy nahm ihre Handtasche vom Boden hoch. »Es war richtig schön, dich zu sehen. Ich weiß, dass ihr eine verrückte Woche vor euch habt.« Sie klopfte auf den Rundbrief mit der Veranstaltungsliste. »Ich will versuchen, zu allen Abenden zu kommen - ich möchte deine Familie wirklich unterstützen.«
Über den Tisch hinweg nahm Maisy Lucys Hand. In ihrer nächsten Frage lagen ein schweigendes Bekenntnis und eine Bitte um Verzeihung. »Willst du uns zum Flohmarkt begleiten? Wir wollen uns da nicht lange aufhalten, denn für die Abendveranstaltung muss ich wieder hier sein.«
»Das ist ganz lieb, aber samstags helfe ich mittags immer im History Center.«
»Ach so ... Aber dann sehen wir uns heute Abend?«, fragte Maisy.
»Ganz bestimmt.«
Adalee trat von einem Fuß auf den anderen. »Vielleicht kannst du ja nächstes Mal mit.« Sie wandte sich an Maisy. »Jetzt lass uns aber losziehen, sonst sind die besten Sachen weg.«
Die drei Frauen verließen das Driftwood Cottage. Auf dem Weg zum Parkplatz begegnete ihnen eine Nachbarin von Lucy. Sie lachten, als Lucy ihnen erzählte, dass der Hund dieser Nachbarn dauernd das Betonkaninchen besprang, das bei Lucy und Tucker im Garten stand. Maisy war unendlich erleichtert. Lucys Freundschaft tat ihr wohl, auch wenn sich hinter ihrem Lächeln im Moment noch Schuldgefühle verbargen.
Vierzehn
Riley
Das Bedauern summte in Riley herum wie eine Fliege, die sich nicht erwischen ließ. Warum war sie so oft ärgerlich auf ihre Mutter gewesen, wenn sie hätte dankbar sein sollen? Und warum musste erst die Krankheit das Bedürfnis in ihr wecken, ihre Mutter liebevoll zu umsorgen? Während sie über den Pearson's Pier schlenderte, hielt sie ihren Strohhut fest, damit die frische Brise ihn nicht fortwehte. Dann fiel ihr Blick auf Brayden, und sie winkte ihm.
Er drehte sich weg, und Riley stellte sich vor, wie er Mack, der neben ihm angelte, einen vielsagenden Blick zuwarf. Als kleiner Junge war Brayden mitten in der Nacht in ihr Bett gekrochen, wenn er schlecht geträumt hatte. Inzwischen schien er sie überhaupt nicht mehr zu brauchen. Als Riley in seinem Alter war, verbrachte sie selbst auch viele Stunden auf diesem Steg, sobald der Sommer sie von den Zwängen der Hausaufgaben und des Schulsports befreit hatte. Sie war mit ein paar Dollars in der Tasche losgelaufen - genug für einen Hamburger zum Lunch und ein Eis am späten Nachmittag. Manchmal fand sie auf dem Brettersteg ein paar Münzen, sodass sie sich Köder kaufen konnte. Wenn ihr Geld dafür nicht reichte, steckte der alte Mr Henson ihr heimlich eine Tüte Grundköder zu.
»Hallo, Fischlein«, sagte Mack.
»Fischlein?«, fragte Brayden. »Sie heißt doch Riley.«
Mack lachte. »Aber sie wollte einen ganzen Sommer lang, dass ich sie Fischlein nenne.«
Riley schüttelte den Kopf, zog den Hut tiefer in die Stirn und sagte: »Das ist nicht wahr.«
Brayden gab ein prustendes Geräusch von sich. »Und warum hast du sie so genannt?«
»Weil« - Mack beugte sich zu Brayden hinunter - »sie mal dachte, sie hätte einen gigantischen Riesenfisch an der Angel. Sie war sich sicher, dass sie das Wettangeln gewonnen hatte. Dann hat sie ihn eingeholt, und es war nur ein winziges Fischlein -
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