Unser Sommer in Georgia
glaube, du warst nicht ... besonders froh über das, was ich getan habe.«
»Was hast du denn getan?«
»Na ja, Dad ist doch gekommen und hat Maisy abgeholt und so ...«
»Ja, das war furchtbar peinlich. Und ich dachte mir damals, ich sollte wohl besser verduften, bevor der Rest der bewaffneten Streitkräfte auftaucht.«
»Das war meine Schuld«, flüsterte Riley. Sie wandte den Blick ab.
Mack zuckte die Achseln. »Was war deine Schuld?«
»Dass Dad gekommen ist und Maisy abgeholt hat.«
»Riley, das ist ja lange her. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich von euch beiden nicht verabschiedet habe. Ich habe nur gehört, dass du vom College nach Hause gekommen bist. Vermutlich wegen Brayden.«
Riley beobachtete eine Möwe, die an einem zwischen den Brettern klemmenden Stück Pommes frites herumpickte. Sie schob die Sonnenbrille hoch, als sei sie hinuntergerutscht, und zerbrach sich den Kopf, was sie jetzt sagen könnte. In ihren Augen hatte Mack immer etwas Unschuldiges und Liebes repräsentiert, eine Vergangenheit, die unwiderruflich vorbei war. Wenn sie sich überhaupt ausgemalt hatte, ihm noch einmal zu begegnen, dann hatte sie ihn sich so vorgestellt, wie er damals gewesen war, nicht als den Mann, der jetzt neben ihr saß und ihr Fragen zu ihrem Sohn stellte.
»Entschuldige, bitte!«, sagte er. »Das klang wie Kritik, oder? Ich wollte einfach ...« Er nahm die Baseballmütze ab und setzte sie wieder auf. »Ich meinte bloß, dass ich dich seitdem nicht mehr gesehen habe und dass ich nicht mal wusste ...«
Riley beobachtete seine linkischen Bewegungen, sein schiefes Lächeln. »Mack, ist schon gut. Ich bin im ersten Semester vom College abgegangen, als ich festgestellt habe, dass ich schwanger war. Ich kam nach Hause, und nachdem Mama und Daddy eine Weile hinter verschlossenen Türen herumgeschrien hatten, tauchten sie lächelnd wieder auf und sagten, jetzt sollten wir mal überlegen, was für Möglichkeiten wir hätten. Und so haben wir es dann gemacht. Mama hat euer altes Sommerhaus gekauft und sich ihren Traum vom eigenen Buchladen erfüllt. Vielleicht hat sie mich einfach als Vorwand dafür benutzt, aber ich war ja mehr als bereit, bei diesem Plan mitzumachen. Also bin ich im Driftwood Cottage eingezogen, als Brayden wenige Wochen alt war, und seitdem lebe ich dort. Ja, meine glanzvolle College-Laufbahn hat genau ein halbes Semester gedauert, aber immerhin bin ich mit der höchsten Punktzahl abgegangen.« Riley lachte.
»Das hätte ich auch nicht anders erwartet.« Mack berührte ihre Hand, zog seine Hand aber schnell wieder zurück.
Riley lehnte sich an. Allmählich spürte sie wieder die alte Kameradschaftlichkeit. »Deine College-Karriere war bestimmt rühmlicher als meine. Erzähl mir alles darüber!«
Mack schüttelte den Kopf. »Ich finde es ganz merkwürdig, dass du nichts davon weißt. Es kommt mir immer noch so vor, als müsstest du alles wissen.«
Sie zuckte die Achseln. »Na, wir haben doch jeden Sommer mindestens einen Tag gebraucht, um uns alles zu erzählen - also lass uns anfangen!«
»Jeden Sommer«, sagte er mit einem Seufzer. »Was hätte ich ohne dich bloß gemacht?«
»Weniger Fische gefangen«, sagte Riley.
Mack lachte. »Okay, zurück zur Realität. Zuerst habe ich am Brown College studiert. Das hast du gewusst, oder?«
»Ja.«
»Dann habe ich an der Syracuse University einen Abschluss in Architektur gemacht. Harbinger Associates haben mich gleich von der Uni weg engagiert.« Er zuckte die Achseln. »Hört sich toll an, und das war es auch, obwohl ich mir die Stelle erst verdienen musste. Aber du weißt ja, dass Harbinger und Dad seit ihrem Studium befreundet sind.«
Ein paar Teenager gingen vorbei; lachend reichten sie eine Zigarette herum.
»Das ist alles?«, fragte Riley. »Dreizehn Jahre, und das war's schon?«
Mack nickte. »Kurz gefasst, ja. Klingt nicht sehr aufregend, was?«
»Du hast eine ganze Menge ausgelassen, Mack. Wo wohnst du? Hast du eine Freundin? Wie geht's Joe? Und wie geht es deinen Eltern wirklich?«
Mack stand von der Bank auf, streckte ihr die Hand hin. »Komm, wir gehen weiter und sprechen unterwegs! Ich möchte den Beach Club sehen und den Anleger. Ich will bei Archie's einen Cheeseburger essen und dann ein rotes Fruchteis schlecken und mir damit die Zähne und die Lippen färben.«
»Alles lohnende Ziele.« Riley schmunzelte und stand auf.
»Ich fange mal mit Dad an«, meinte Mack, als sie nebeneinander hergingen. »Vor zwei Jahren
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