Unser Sommer in Georgia
wurde bei ihm Lymphknotenkrebs festgestellt. Er hat sich allen erdenklichen Behandlungen unterzogen, aber der Krebs kommt immer wieder. Als wir die Einladung zu eurem Fest kriegten, wussten wir, dass wir herkommen mussten.«
Riley blieb stehen. Der Gedanke, dass Sheppard Logan sterbenskrank war, verschlug ihr den Atem. »Ich kann gar nicht glauben, dass dein Vater krank ist. Er war doch immer stark wie ein Baum.«
»Er hat nicht mehr lange zu leben, haben die Ärzte gesagt.«
Seine Worte trafen Riley wie ein Fausthieb in den Magen. »Mack, sag so was nicht!«
»Doch, dir kann ich es doch sagen. Dir konnte ich immer alles sagen. Zu Hause reden wir nicht darüber. Aber es ist wahr. Und es ist schrecklich.« Er blickte durch die Sonnenbrille starr geradeaus. »Das Fest in der Buchhandlung ist also eigentlich bloß ein Vorwand. Wir sind hier, weil wir uns an glücklichere Zeiten erinnern wollen.« Nun blieb Mack stehen, schob die Sonnenbrille hoch und sah Riley an. »Wenn es überhaupt möglich ist, dann hier. Ich möchte alte Freunde wiedersehen ...«
Sie nickte. Beileidsbekundungen wären bloß Worte gewesen und hätten nicht ausgereicht. Es gab nichts zu sagen.
Sie gingen weiter. Riley hörte, wie Mack tief Luft holte, bevor er fortfuhr. »Ja, jetzt sind wir hier. Und was deine anderen Fragen angeht ... Maggie, Joes Frau, ist schwanger, nachdem sie es vier Jahre lang versucht haben. Ich wohne in Manhattan in einem Apartment, das so groß ist wie mein Ankleidezimmer in Boston. Ich treffe mich häufiger mit einer Frau - Olivia heißt sie -, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nach meiner Rückkehr so weitergehen soll. Es läuft nicht ... so gut, und es passt ihr auch eigentlich nicht, dass ich mehrere Wochen weg bin. Wir arbeiten beide bei Harbinger ...«
Im Laufe des Nachmittags verwandelten sich die ersten tastenden Schritte in den beschwingten Tanz ihrer alten Freundschaft. Nachdem Mack und Riley Cheeseburger und Eis verschlungen hatten, erreichten sie den Hintereingang des Buchladens. Auf der Treppe zur Veranda blieb Riley stehen. »Jetzt muss ich aber wirklich wieder an die Arbeit. Ich freue mich so, dass ihr zu unserer Festwoche gekommen seid, aber in dieser Woche habe ich eben auch wahnsinnig viel zu tun.«
»Ich weiß«, sagte Mack. »Ich bin froh, dass wir heute etwas Zeit zusammen hatten. Nach der Veranstaltung heute Abend bringe ich Dad zurück, damit er sich ausruhen kann, und dann gehe ich mit den Murphys zum Austerngrillen.«
»Na, das wird bestimmt interessant.« Riley lachte. »Glaub mir, die Brüder haben sich in all den Jahren kaum verändert.«
»Das heißt, dass einer von uns am Ende im Fluss landen wird. Schlimmstenfalls ich.«
Sie umarmten einander zum Abschied, und Riley berührte den sonnenverbrannten Streifen auf Macks Unterarm. »Es tut mir leid, dass dein Vater so krank ist und dass ihr so viel durchmachen müsst.«
Mack legte seine Hand auf ihre und lächelte. »Wir sehen uns heute Abend.« Mit einem Winken entfernte er sich.
Als Riley den Buchladen betrat, erzählte Ethel ihr gleich, dass Adalee und Maisy heimlich eine Überraschung für sie vorbereiteten, die etwas mit Flöhen zu tun habe. Riley lief nach oben, betrachtete ihr gerötetes Gesicht im Spiegel und holte tief Luft, bevor sie wieder an die Arbeit ging. Sie ermahnte sich erneut, niemals zu glauben, dass ein Mann mehr wollen könne als Freundschaft. Ausschließlich Freundschaft. Alles andere führte nur zu Liebeskummer und Betrug. Mack hatte es ja auch so formuliert: Ich möchte alte Freunde Wiedersehen ...
Fünfzehn
Maisy
Maisy und Adalee schlenderten über den Antiquitätenmarkt. Ein beißender Geruch nach Staub, Schimmel und Möbelpolitur lag in der Luft. Seit sie allein waren und etwas zusammen unternahmen, was ihnen Spaß machte, kehrte die frühere Nähe zurück, und mit jedem Schritt zwischen alten Esstischen und weiß lackierten Frisierkommoden schwanden die Jahre, die Maisy fort gewesen war. Sie lachten immer lauter und aufgeregter, und mit jedem Häkeldeckchen, das sie in die Hand nahmen, mit jedem Stückchen Chenille oder Damast, wurde ihre Unterhaltung lebhafter.
Adalee schaute alle fünf Minuten auf ihr Handy, bis Maisy ihr befahl, es wegzustecken. »Hast du denn keinen Freund?«, fragte Adalee ihre große Schwester. »Ich meine, es ist doch normal, dass man mit seinem Freund reden will.«
Maisy nahm eine silberne Teekanne in die Hand. »Die ist aber schön.«
»Du trinkst doch gar keinen Tee. Und
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