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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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nicht als Kind gespielt, als Junge diese Gegend, diese Felder durchstreift? In diesem Häuschen gelebt, an diesem Bach ein Mädchen geliebt? Diese Farben, warum hatte ich sie nie gemalt? Emma, du hast alle diese Hoffnungen verkörpert.
    Ich hielt in einer Parkbucht und sah auf der Karte nach. Aus dem Nichts erschien ein alter Mann an meinem Autofenster, sein verwittertes Gesicht erinnerte mich an den Platzwart meines ersten Internats.
    »Müssen da am Stausee vorbei … beim Bethaus rechts abbiegen … und weiter, bis Sie die Mühle vor sich haben … dann immer geradeaus, bis es nicht mehr weitergeht …«
    Ich fuhr über die buckligen Hügel in eine Schonung bläulicher Nadelbäume, die dann grün und schließlich gesprenkelt aussahen. Ich kam über den ersten Buckel und sah Larry mit seinem breiten Hut am Straßenrand stehen, er hatte einen Arm erhoben, um mich anzuhalten, den anderen hatte er um Emma gelegt, aber es waren nur zwei Tramper mit einem Hund. Ich kam über den zweiten Buckel und sah die beiden im Rückspiegel, sie zeigten mir den Mittelfinger. Aber meine Befürchtungen waren bei weitem schlimmer als diese beunruhigenden Wahnvorstellungen. Sie setzten sich aus den unvollständigen Warnungen zusammen, die noch hinter mir her schallten. Eine Woche , hatte Julie gesagt … Ich kriege immer nur den Anrufbeantworter … so geht das schon die ganze Woche …
    Vor mir ragte ein Bethaus auf. Ich bog rechts ab, wie der alte Mann gesagt hatte, und sah die verfallene Mühle, ein Monster mit ausgestochenen Augen. Die Straße wurde ein Weg, ich überquerte einen Bach und geriet in einen ländlichen Slum: verfaulender Blumenkohl, Plastikflaschen und anderer Unrat von Bauern und Touristen. Spitzgesichtige Kinder beobachteten mich aus dem Eingang einer Blechhütte. Ich überquerte einen zweiten Bach oder denselben wie zuvor, kam an einem Steinbruch vorbei und erblickte einen mit oranger Glitzerfarbe gemalten Pfeil und darunter die mit einer Schablone geschriebenen Worte NUR FÜR TEPPICHHAUS. Ich folgte dem Pfeil und stellte fest, daß ich tiefer hinuntergefahren war, als ich gemerkt hatte, denn jetzt tat sich vor mir ein zweites Tal auf, die Hänge unten dicht mit Bäumen bestanden, und oberhalb der Bäume ein Karomuster aus grünen Feldern und schwermütigen Mooren, die oben von Wolken abgeschnitten wurden. Ein weiterer Pfeil führte mich zu einem Holztor, an dem sich ein gelbes Schild befand: PRIVATWEG . Ich stieß das Tor auf, fuhr hindurch und schloß es hinter mir. Noch ein Schild: TEPPICHHAUS GERADEAUS (NUR HÄNDLER).
    Zu beiden Seiten des Weges Stacheldraht, an dem büschelweise Schafswolle hing. Zwischen den Felsen grasten weiße Kühe. Der Weg führte bergauf. Ich folgte ihm und sah dreihundert Meter vor mir eine Reihe unansehnlicher Farmgebäude, einige hatten Fenster, andere nicht; die Gebäude standen aufgereiht wie ein Güterzug, von den größten Waggons auf der linken bis zu mehreren Hühner- und Schweineställen auf der rechten Seite. Der Weg führte über eine weiße Brücke und eine Insel braunen Sumpflandes und kam vor dem Haupteingang wieder zum Vorschein. Ein Schild: BESUCHER NACH VEREINBARUNG. Ein orangefarbener Pfeil zeigte direkt auf das Haus.
    Ich überquerte die Brücke und sah einen blauen Mercedes in der Einfahrt stehen, die Motorhaube zeigte in meine Richtung. Metallic, hatte sie gesagt. Aber ich konnte nicht erkennen, ob das Blau metallic war oder nicht. Zweitürig, hatte sie gesagt. Aber der Wagen stand so, daß ich die Türen nicht zählen konnte. Dennoch schlug mein Herz schneller, trotz meiner bösen Ahnungen. Aitken May ist hier. Er ist zurück. Im Haus. Mit den beiden. Larry ist auch hier. Larry ist trotz der Warnung in den Norden gekommen – wann hatte Larry je auf eine Warnung gehört? Dann ist er nach Paris, um Emma zu suchen.
    Als ich an das Haus heranfuhr, fiel vom Hügel ein weißer Wolkenvorhang, der mir den Eintritt verwehren wollte, wallte dann über mich hinweg und den Weg hinunter. Es standen noch zwei Autos da, ein VW Golf und ein ramponierter grauer Dormobile mit platten Reifen und einem blaßroten dreieckigen Wimpel an der Antenne. Der Volkswagen war auf der hinteren Seite des Vorplatzes geparkt. Der Dormobile stand verloren in einem Heuschober, offenbar seine letzte Ruhestätte. Jetzt sah ich, daß der Mercedes zwei Türen hatte, daß er tatsächlich metallic lackiert war und seine Fenster dick mit Schmutz bedeckt waren. Das Geschäft mit Ihnen hat ihm den Kauf

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