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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Winkeln des Globus akzeptierte. Heute spielt er in Bath den stillen Don. Ihr Verhältnis war natürlich und anständig, und falls nicht, behauptet es jedenfalls niemand.« Merriman hatte mich nicht aus den Augen gelassen. »Sollten die Russen je auf die Idee kommen, daß Larry Pettifer für unseren Dienst gearbeitet hat – daß er, wie Sie uns wiederholt erinnert haben, mehr als zwanzig Jahre lang unser sehr ergebener Diener war –, dann wird es ein Erdbeben geben, falls Sie mir folgen können. Ihren netten Freund Zorin haben sie bereits im Schnellverfahren abserviert – wegen Alkoholismus, passiver Verschwörung, weil er den Kopf überm Arsch trägt –, er steht unter Hausarrest und hat nach allem, was man so hört, eine gute Chance, irgendwann im Morgengrauen erschossen zu werden. Es ist überaus freundlich von uns, daß wir mit Ihnen nicht dasselbe gemacht haben. Falls die mit ihren Zwergenhirnen jemals auf die Idee kommen sollten – die Polizei oder die Russen oder auch beide, in dieser Situation ist das alles eins, da die Polizei im dunkeln tappt und wir es auch dabei belassen wollen –, daß unser Dienst, in Zusammenarbeit mit der einen oder anderen russischen Mafia, sich in einer Zeit, da die russische Wirtschaft an der gemeinen Grippe stirbt, dazu entschlossen hat, sie um siebenunddreißig Millionen Pfund zu betrügen, dann –« Er gab auf. »Sie können den Satz selbst beenden. Ja, was ist?«
    Es war der ewige Refrain in mir. So aufgewühlt ich auch war, ich konnte ihn nicht zurückhalten: »Wann wurde Larry zum letztenmal gesehen?« sagte ich.
    »Fragen Sie die Polizei, das heißt: lassen Sie’s.«
    »Wann ist TT zuletzt nach Großbritannien gekommen?«
    »In den letzten sechs Monaten ist kein Tschetschejew nach Großbritannien eingereist. Aber da von vornherein feststand, daß Tschetschejew nicht sein richtiger Name ist, wäre es nicht sonderlich überraschend, wenn er als jemand zurückkäme, der er bisher noch nicht gewesen ist.«
    »Haben Sie seine Decknamen geprüft?«
    »Darf ich Sie daran erinnern, daß Sie pensioniert sind?« Er hatte genug geplaudert. »Sie unternehmen gar nichts, junger Freund, ist das klar, Tim Cranmer? Sie bleiben auf Ihrem Schloß, tun Ihre guten Werke, fabrizieren Ihre Jahrgangsplörre, benehmen sich natürlich und machen ein unschuldiges Gesicht. Sie verlassen das Land nur mit Mamis Erlaubnis, und wir behalten Ihren Paß, auch wenn das heutzutage leider nicht mehr viel zu bedeuten hat. Sie unterlassen jeden Versuch der Kontaktaufnahme mit Larry durch Wort, Tat, Hinweis oder Telefon. Das gilt für Sie selbst, Ihre Agenten oder Mittelsmänner, und auch für Ihre reizende Emma. Sie reden mit keinem Menschen, Kollegen und Kunden eingeschlossen, über Larry, über sein Verschwinden und irgendwelche Teile dieses Gesprächs. Ist Larry noch immer hinter Diana her?«
    »Das war er nie. Er hat den Kontakt mit ihr nur aufrechterhalten, um mich zu ärgern. Und weil sie beide beschlossen hatten, die Firma zu hassen.«
    »Es ist absolut nichts passiert. Niemand wird vermißt. Sie sind ehemaliger Beamter des Finanzministeriums, leben mit einer neurotischen kindlichen Komponistin oder so was Ähnlichem zusammen und bauen Ihren abscheulichen Wein an. Basta. Wenn Sie uns anrufen, dann nur mit allem Drum und Dran der Geheimhaltung und von einem abhörsicheren Telefon aus. Die Nummer, die wir Ihnen geben, wechselt täglich die Endziffer. Sonntag eins, Montag zwei. Glauben Sie, daß Sie damit zurechtkommen?«
    »Da ich dieses System erfunden habe: ja.«
    Marjorie Pew gab mir einen Zettel, auf den eine 071-Nummer getippt war. Merriman sprach weiter.
    »Wenn die Bullen wieder mit Ihnen reden wollen, lügen Sie ihnen weiter die Hucke voll. Die wollen jetzt beim Finanzministerium herausfinden, was für Forschungen Sie dort betrieben haben, aber die vom Finanzministerium sind ja in der analen Phase steckengeblieben und rücken nichts heraus, da werden die Bullen nicht weiterkommen. Was uns betrifft, existieren Sie gar nicht. Sie sind nie hiergewesen. Cranmer? Cranmer? Nie gehört.«
    * **
    Wir waren allein, Merriman und Cranmer, Blutsbrüder wie eh und je. Merriman hatte mich am Arm genommen. Er nahm einen immer am Arm, wenn er sich verabschiedete.
    »Nach allem, was wir für ihn getan haben«, sagte er. »Eine Pension, einen Neubeginn, einen guten Job, nachdem praktisch jede Universität in England ihn abgelehnt hatte, Prestige. Und jetzt das.«
    »Schlimme Sache«, stimmte ich zu. Was hätte

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