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Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Titel: Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bente Varlemann
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den bestimmt miserablen Zustand der Campingplatztoiletten.
    Als ich wiederkomme, hat Dirk eine Kerze angezündet, und irgendwie ist das ja ganz niedlich von ihm. Ich setze mich zu ihm und betrinke mich weiter mit Bier und rauche Kette, weil das ja sonst keiner aushält hier. Dirk findet das doof, weil Alkohol schlecht ist und das mit dem Rauchen gefährlich im Zelt, wegen Feuer und so.
    Ich verweise auf die Kerze, und damit ist er rhetorisch Schachmatt gesetzt und erträgt stumm den Rauch. Später legen wir uns nebeneinander und fangen an zu küssen, und mir wird wieder warm. Vielleicht ist das jetzt der Punkt, an dem ich den Urlaub doch nicht mehr so schlecht finde, und vielleicht hatte Dirk ja recht, dass es auch an der Ostsee schön sein kann. Meine Füße sind schön warm, aber irgendwie ein bisschen
zu
warm. Ich drehe mich während des Küssens reflexartig zu meinen Beinen um und sehe, dass die Kerze umgefallen ist und der Schlafsack, auf dem ich liege, angefangen hat zu brennen. Ich reiße mich aus der Umarmung, zerre den Reißverschluss des Zeltes auf und robbe nach draußen. Dirk versucht schreiend hinterherzukommen, verheddert sich im Schlafsack, steht im Zelt auf, was aus Platzgründen aber nicht möglich ist, fällt wieder hin und schreit dabei die ganze Zeit etwas wie: «Ich verbrenne, ich verbrenne!!!»
    Ich sitze etwas abseits im Sand und kann alles ganz genau beobachten, weil es draußen dunkel, im Zelt aber hell ist. Schließlich schafft er es aber doch noch, den Ausgang zu finden, und fängt sofort an, wie ein Verrückter auf dem Zelt herumzutreten, als wenn das jetzt was helfen würde, und schreit mich an, ich solle doch mit «irgendwas» Wasser holen. Ich finde das alles total absurd und irgendwie aufregend, wie ein Aktiv-Urlaub von Neckermann, und betrachte es als Wink des Schicksals, dass der Urlaub schon in der ersten Nacht zwangsläufig beendet ist.
    Dirk sieht das allerdings anders und tritt jetzt nicht mehr auf das Zelt ein, sondern steht nur noch daneben und brüllt: «Hilfe! Hilfe! Das Zelt brennt! Wasser, Wasser, Wasser!» Er erinnert mich an einen Verdurstenden in der Wüste, dessen Zelt in Flammen steht, und ich muss anfangen zu lachen. Ich lache so sehr, dass ich mir fast in die Hose mache, und da ich sehr schlecht im Stehen pinkeln kann, rufe ich Dirk zu, er solle doch einfach auf das Zelt pissen, vielleicht würde das helfen. Das findet er allerdings eklig, «weil dann ja alles nach Urin stinkt!». Ich sage: «Entweder Pipigeruch oder Zelt weg», und das sieht er dann ein und versucht, eigenhändig einhändig das Feuer auszupissen. Gerade in diesem Moment kommt von irgendwoher ein Löschzug der örtlichen Feuerwehr, die jemand gerufen haben muss. Der Anblick, der sich ihnen bietet, schreckt sie zunächst ab, die Feuerlöscher auszupacken und zu löschen. Dirk steht vor dem qualmenden Zelt, pinkelt drauf, ich liege im Sand daneben und lache und grunze, und in meinem Kopf singt es: «Fehler! Ganz großer Fehler, aber bestimmt wird das alles noch richtig super hier.»

Du bist einfach
    Und dann komm ich nach so einem Tag nach Hause, und irgendwer hat die Küche vollgemüllt, und irgendwer hat mein Bier ausgetrunken, und irgendwer hat von meinen Kippen geraucht.
    Und nein, das war kein wunderschönes Schneewittchen, das warst du.
    Und ja, das macht mich wütend.
    Und nein, ich will nicht schweigen.
    Tue ich aber trotzdem.
    Dirks Finger malen die Rillen auf dem Küchentisch nach. Streichen vor und zurück. Vor und zurück. Streicheln das Holz, das Holz, das scheiß Holz. Immer nur das Holz streicheln, das tote Holz. Dirks Finger falten Zigarettenblättchen. Drehen vor und zurück. Vor und zurück. Ich kann das alles nicht mit ansehen. Ich kann ihn einfach nicht mehr so ansehen, wie ich ihn mal ansah und wie ich ihn gerne ansehen würde, wenn er in meinem Ansehen nicht so tief gesunken wäre und seine Ansicht nicht so tiefen Ekel in mir hervorrufen würde. Jetzt sitzt er da vor mir, und ich kann ihn nicht ansehen, ich betrachte nur seine Finger und was sie da machen.
    Dirk schweigt.
    Er hätte nichts mehr zu sagen, hat er gesagt, und dann habe ich geschwiegen, und er hat doch etwas gesagt. Nämlich, dass ich ein faules, egoistisches Arschloch sei, dass ich ihn endlich in Ruhe lassen soll, und die ganze andere Scheiße, die ein Mensch sagt, wenn er oder sie sich trennen will, aber nicht kann. Ich frage mich, ob er sich selber beim Reden zuhört, denn alles, was da aus ihm herauskommt, die

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