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Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Titel: Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bente Varlemann
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verlasse nie, ich werde verlassen. Ich schiebe dich vor, Dirk, ich schiebe mich zurück. Ich brauche dich, damit du gehst. Denn ich will mal wieder etwas haben, was die Leere füllt, die du verursachst, wenn du da bist, und die weggeht, wenn du weg bist.
    Du bist einfach. Du bist so einfach. Du bist so einfach zu behalten. Ich werde nicht gehen. Ich stehe nur auf, um mir neues Bier zu holen.

Der Beil und ich
    Ich liege auf der rechten Seite des Bettes, Dirk auf der linken. Gerade hatten wir eine Bett-Diskussion.
    Immer geht es da um irgendwas Banales und endet damit, dass sich jeder auf seine Seite dreht. Und dazwischen ist dann Leere, oder besser gesagt, dazwischen ist Streitluft, die keiner atmen will, und Streitlust, die keinen anmacht.
    Doch halt. Da zwischen uns liegt noch etwas anderes.
    Da liegt ein Beil. Es ist groß und scharf, ein Beil eben, ein Beil, mit dem man Bäume fällt oder Menschen tötet.
    Ich glaube, ich will jetzt Dirk töten. Weil er nicht nett zu mir war und weil er mich einfach nicht versteht.
    Das Beil schnarcht leise vor sich hin. Ich drehe mich zur Bettmitte und schaue das Beil an.
    Ich denke: Vielleicht sollte ich das Beil zur Seite schieben und mich an meinen Freund kuscheln und sagen, dass es mir leidtut?
    Das Beil guckt mich an. «Nein», sagt es. «Nein, das machst du jetzt nicht! Du gibst immer viel zu schnell nach. Lass den blöden Typen allein einschlafen. Du hast nichts gemacht, wofür du dich entschuldigen müsstest!»
    Ich denke: Wow, was für ein tolles Werkzeug! Es ist klug, es versteht mich, es sollte nicht
das
Beil heißen, sondern
der
Beil. Ein männliches Beil, das mir der beste Freund ist. Ein Beil, das zuhört und nie zu viel Bier trinkt. Ein Beil, das dich in Notzeiten durch seine scharfe Klinge schützt und dir in kalten Nächten Feuerholz beschaffen kann!
    Ich und der Beil. Wir würden durch die Lande ziehen, wir würden gemeinsam die Welt verändern und Menschen wieder glücklich machen. Wir würden in sämtliche Schlafzimmer der Nation eindringen und könnten Ehen wiederaufleben lassen. Dazu würden wir Doppelbetten und daraus resultierende Bett-Diskussionen zerschlagen. Dann könnten Paare auf zwei Seiten des Zimmers schlafen und nachts, wenn sie Lust auf Sex hätten, wie im Landschulheim in das Bett des anderen klettern. Oder sie könnten das Bett von uns spalten lassen und könnten diese zwei Hälften zu einen Hochbett zusammenkleben. Dann könnten sie sich durch die Matratzenritzen schweinische Liebeszettel zustecken.
    Oder noch besser: Sie könnten die zwei Betthälften in zwei getrennten Zimmern aufstellen und bei aufkommender Lust «Krankenhaus» oder «Der Klempner muss ein Rohr verlegen» spielen.
    Der Beil und ich. Wir würden auf unserer Revolutionsreise nicht nur Paaren zu mehr Sex verhelfen, nein, wir würden auch allen Menschen, die sich in der Mittagspause in einem überfüllten Restaurant zu anderen Menschen an den Tisch setzen müssen, wieder einen Hauch von Privatsphäre schaffen. Sie müssten dann auch keinen sabbernden Opis beim Suppeschlürfen zusehen oder -hören und müssten sich keine Gespräche über Tampons, Pingpong, Popos und Möpse, Muttis und Vatis, Kind und Kegel, Ball und Tor, Torschlusspanik, Panikattacken, Attac und Greenpeace, Weltfrieden, frittierte Kartoffeln und den ganzen Dreck antun. Denn der Beil und ich, wir würden Tische zertrennen und Bänke zerstören, würden allein essenden Menschen ihren Frieden zurückgeben und endlich mit dem Vorurteil aufräumen, dass diese Leute keine Freunde haben. Nein, die wollen einfach nur in Ruhe essen!
    Der Beil und ich, wir würden Häuserblöcke erst in Reihenhäuser trennen, und später, falls uns keine andere Trennung dazwischenkommt, würden wir aus diesen Reihenhäuschen kleine Einzelhäuser hacken, klitzekleine Einzelwohnung mit Garten und Springbrunnen und Sprungbrett für den Swimmingpool. Und die Leute, die sonst immer in der Mittagspause die Restaurants vollstopfen und die Luft mit ihren Gesprächen über Tampons, Pingpong, Popos und Möpse, Muttis und Vatis, Kind und Kegel, Ball und Tor, Torschlusspanik, Panikattacken, Attac und Greenpeace, Weltfrieden, frittierte Kartoffeln und den ganzen Dreck verschmutzen, würden dann alle brav zu Hause essen, und somit wären die Alleinesser noch alleiner beim Essen und beim Alleinsein.
    Der Beil und ich. Wir würden Autos zu Zweirädern machen, dann könnte kein Beifahrer mehr seinen Fahrer mit unklugen Tipps zum Heulkrampf bringen, wir

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