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Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition)

Titel: Unser Verhältnis verhält sich verhalten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bente Varlemann
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würden in Scheidungsfällen Hunde und Kinder in zwei Hälften zerspalten, dann hätte jeder etwas davon.
    Wir würden nicht fragen, sondern trennen. Wir würden den Menschen zeigen, dass Trennungen durchaus eine kluge Sache sind. Wir würden das Wort Trennung im Duden neu definieren. Wir würden trennen, was das Zeug hält, und selbst das würden wir trennen. Der Beil und ich. Ich und der Beil.
    Ich liege immer noch neben dem Beil. Ich nehme ihn in den Arm, er ist kalt. Er schnarcht wieder leise. Ich denke: Vielleicht sollte ich den Beil nehmen und Dirk in zwei Hälften zerschlagen, dann könnt ich mich von der Seite trennen, die mit mir Bett-Diskussionen führt, und die behalten, die mit mir schläft und mich zum Lachen bringt.
    Der Beil dreht sich zu mir um und zuckt die Schultern: «Wenn du denn unbedingt willst. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du das ganze Blut aufwischen musst.»
    Ich denke, es wäre besser, Dirk nicht zu töten. Ich denke, ich werde morgen einfach gehen und mit dem Beil durch die Lande ziehen.
    Denn manchmal sind Trennungen durchaus eine kluge Sache.

Gegenüber
    Sie sitzt mir im Café am selben Tisch gegenüber, und ich habe das Gefühl, dass sie aus einem dieser französischen Filme stammt. Aus diesen Schwarz-Weiß-Filmen, die mit den großen Gefühlen und den bescheuerten Dialogen. Irgendwer ist immer unglücklich verliebt in solchen Filmen, und es gibt immer eine Madame de Murier oder wie auch immer die dann heißt. Diese Madame ist dann eine Dame durch und durch. Entweder befindet sie sich im Liebestaumel, oder sie ist die gute Nachbarin oder Café-Besitzerin, die Ratschläge gibt, den ganzen Tag Zigaretten pafft und schon mittags mit dem Trinken anfängt.
    Und genau solch eine Madame sitzt mir gerade gegenüber. Natürlich raucht sie, und natürlich trinkt sie. Ich habe sie vor einigen Minuten höflich gefragt, ob der Platz hier noch frei wäre, denn alle anderen sind besetzt. Ich darf mich setzen, und sie sieht mich fragend an. Ich starre unbeholfen zu Boden. Dann fragt sie, was ich hier mache, ob ich warten würde. «Ja», antworte ich, «ja, ich warte.» «Auf einen Mann?», fragt sie. «Ja», sage ich. «Auf die Ankunft eines Mannes zu warten ist, wie auf besseres Wetter zu warten», sagt sie, «unsinnig, weil unvorhersehbar.» Ich antworte, dass es für mich egal ist, auf wen ich warte, ich könne Warten einfach generell nicht leiden. Sie lächelt und steckt sich eine neue Zigarette in ihre Spitze. «Sie gefallen mir, Kindchen», sagt sie zu mir. Ich bin noch nie in meinem Leben «Kindchen» genannt worden, ich bin siebenundzwanzig, also definitiv kein Kind mehr. Aber diese Frau darf das, denn dank ihr fühle ich mich ein bisschen wie in einem solchen kitschigen Film. Dabei sitze ich gegenüber vom Hamburger Hauptbahnhof.
    Ich starre wieder zu Boden, es ist mir gleichzeitig auch unangenehm, dass sie so etwas gesagt hat, und doch fühle ich mich gut, denn diese Madame imponiert mir. Ob dieser Mensch es denn wert sei, auf ihn zu warten, fragt sie. «Ich weiß nicht», sage ich. Ich wüsste das eigentlich nie. Und dann sage ich, dass ich nicht weiß, wie ich mich überhaupt verhalten soll, ob ich wütend oder beleidigt oder froh sein möchte. Sie lächelt mich wieder an, hebt den einen Arm und macht eine Handbewegung nach hinten über ihre Schulter. Das sollte ich dann machen, sagt sie. Genau das. Ich verstehe, ich sollte mir also nichts daraus machen.
    Sie müsse nun gehen, sagt sie. Ich würde noch ein wenig warten, sage ich. Sie macht ein letztes Mal diese Handbewegung über ihre Schulter. Ich lächle sie an. Ich weiß bis heute nicht, wer sie war.
    Dann kommt Dirk doch noch und setzt sich auf den Stuhl der Madame. Er sitzt mir gegenüber, seit eben hier, aber eigentlich schon seit Jahren. Er ist aus keinem französischen Film, und wenn ich ehrlich bin, dann wäre seine Rolle wohl der total süße Boy in einer ARD -Nachmittags-Soap. «Also», sagt Dirk, «also, wir müssen reden.»
    In mir drin entsteht dieses Gefühl, das man schlecht beschreiben kann, das aber, seit ich dreizehn bin, in mir wohnt. Dieses Gefühl hat sich damals ein kleines Zimmer in meinem Inneren eingerichtet, und ab und zu, wenn ich mich verliebe, dann verschließt es die Tür und hält Winterschlaf. Sobald aber die Liebe anfängt zu bröckeln, wie der Putz von den WG -Badezimmerwänden, dann geht die Tür auf, und das Gefühl spaziert nach draußen. Es scheint ganz laut zu schreien: «Ha! Hahaha!» Dieses

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