Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
durch das Guckloch zu schauen. Denn die einzige, die so läutete, war Elsa – einmal kurz und zweimal lang. Es waren die Morsezeichen für ihre Anfangsbuchstaben E. M.
    „Hallo, Elsa!“
    „Störe ich?“
    „Nicht die Spur! Nett, daß du kommst! Hast du nichts zu tun mitgebracht?“
    „Doch, und ob! Mir fehlen noch die letzten Reihen an den Handschuhen für Muttchen, und ich dachte, die könnte ich bei dir stricken.“
    „Natürlich kannst du das! Ich dachte, du hilfst deiner Mutter beim Backen oder so?“
    „Das kommt morgen. Und ich darf ganz allein Mandelplätzchen backen. Die kann ich nämlich!“
    Claudia schaute nachdenklich vor sich hin.
    „Sind die schwer?“
    „Nicht die Spur! Willst du das Rezept haben?“
    „Meinst du, daß ich damit fertig würde?“
    „Ich kann dir ja helfen. Möchtest du deine Mutter damit überraschen?“
    „Und wie gern – weißt du, wir haben nie selbstgebackenen Kuchen, wir – wir essen immer gekauften, Mutti hat doch nie Zeit…“
    „Dann komm, Claudia! Los, wir backen! Hast du Zucker und Butter und Mehl im Haus?“
    „Hab’ ich alles – und Eier auch – und Mandeln zufällig auch…“
    „Großartig! Her mit einer Schürze!“
    „Ja, aber dein Strickzeug?“
    „Das schaffe ich noch hinterher. Es fehlt nur ‘n bißchen.“ Ein paar Minuten später standen die beiden Mädchen in der Küche, eifrig mit dem Teig für die Mandelplätzchen beschäftigt. Elsa war geschickt mit den Händen, und schnell. Claudia hätte sie geradezu beneiden können, wenn sie so sah, wie glänzend Elsa im Handarbeiten und Kochen war, und sie sagte es ihr auch.
    „Ach was, das ist doch nicht der Rede wert. Übrigens kannst du doch auch gut kochen. Deine Mutter ist jedenfalls sehr zufrieden mit dir.“
    „Ja, so ganz einfaches Essen, das schnell geht – ich kann Schnitzel braten und Fische, und Kartoffeln kann ich auch kochen und dergleichen – aber sowie etwas gerührt werden muß und verdünnt und fein zurechtgemacht, dann ist es aus bei mir!“
    „Du kannst so vieles andere“, sagte Elsa. „Wenn ich an deine Einser in den Klassenarbeiten denke, werde ich gelb vor Neid. Wie ist einem eigentlich zumute, wenn man nur lauter ,Sehr gut’ und ,Gut’ in seinem Zeugnis hat?“
     
     

     
     
    Claudia lachte. „Ach, weißt du, es ist natürlich schön, weil Mutti immer so froh ist, wenn sie mein Zeugnis ansieht – bis auf Handarbeit allerdings.“
    „Du hast ja Glück, daß wir fürs Abitur keine Handarbeit brauchen! So, jetzt muß der Teig ein Weilchen kühl stehen, dann können wir anfangen, ihn auszustechen!“
    „Was übrigens die Zeugnisse angeht“, sagte Claudia, als sie wieder ins Zimmer gekommen waren und Elsa ihr Strickzeug zur Hand genommen hatte. „Ich habe heute einen Brief von der Schule mitbekommen.“
    „Du? Einen Brief von der Schule? Da schlag einer lang hin! Was in aller Welt hast du denn ausgefressen?“
    „Ich weiß es nicht. Elsa, ich habe keine Ahnung!“
     
     

     
     
     
    „Ich auch nicht. Du kannst sicher ganz unbesorgt sein! Ein Brief von der Schule muß ja nicht immer was Schlimmes bedeuten! Schlimmer ist es mit Evi, der Ärmsten. Die hat nämlich heute auch einen Brief mitbekommen.“
    „Arme Evi. Und bei dem strengen Vater!“
    „Ja aber, weißt du – natürlich, sie kann einem leid tun, das steht fest – aber, Claudia, du mußt doch zugeben, sie macht nie ihre Schularbeiten – sie ist bestimmt ein glänzender Kamerad, und großartig im Sport, aber in der Schule ist sie nun mal ein Faultier. Ein Wunder ist es nicht, wenn sie die Nachmittage dazu benutzt, neue Rekorde im Turnen und Schlittschuhlaufen und Tennis aufzustellen und…-“
    „Was meinst du, was ihr Vater sagen wird?“
    „Gesagt hat, meinst du wohl, denn er hat jetzt den Brief sicher schon gelesen. Ja, das kann ich dir genau sagen. Evi hat ganz bestimmt Stubenarrest bekommen und muß büffeln, und er hat bestimmt ihre Schlittschuhe weggeschlossen, das hat er voriges Jahr auch getan, als sie einen Brief nach Hause brachte – uff, damals tat sie mir wirklich leid, aber – “
    „Heute nicht mehr?“
    „Doch – aber im vergangenen Jahr war es ganz wüst. Sie hatte eine so unwahrscheinliche Angst, als sie den Brief mit nach Hause bekommen hatte, daß sie ihn aufmachte, um nachzusehen, was drin stand – und dann hat sie ihn nicht wieder ordentlich zukleben können – und der Vater hat es ‘rausgekriegt – und, stell dir vor, da ist er so wütend geworden – so ganz

Weitere Kostenlose Bücher