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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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auch zu blöd, daß go plötzlich in der Vergangenheit was mit ,w’ hat – wer kann sich denn so was merken?“
    „Du mußt die Vergangenheit von go in was anderes umändern, zum Beispiel wandern oder wanken – ich gehe, ich wankte, ich bin gegangen“, schlug Claudia vor. „Dann vergißt du es nicht.“
    Karin brach in Lachen aus.
    „Warum hat uns der Lehrer nie auf einen so schlauen Gedanken gebracht?“ sagte sie. „Jetzt vergess’ ich es bestimmt nie wieder!“
    Hinter ihnen ging die Tür.
    Es war Onkel Bo. Er kam ins Zimmer, machte die Tür leise wieder hinter sich zu und legte den Finger auf die Lippen.
    „Hört mal, Mädels“, sagte er. „Morgen kommt ihr und holt mich vom Büro ab, ja? Weißt du den Weg, Claudia? Karin kommt gleich von der Schule, und du, Claudia, nimmst die Straßenbahn, wirst du das fertigbringen?“
    „Ach, sicher“, nickte Claudia und sah fragend von einem zum andern.
    „Wie himmlisch!“ rief Karin. „Dann gehen wir und kaufen Geschenke für Mama ein!“
    „Ja, das wollen wir“, sagte Onkel Bo. „Und dann müssen wir mal besprechen, was wir sonst noch aufstellen wollen. Was für Überraschungen können wir denn sonst für Mama erfinden?“
    Jetzt ging Claudia ‘ein Licht auf. Tante Helga hatte ja in drei Tagen Geburtstag.
    „Papa und ich haben zu Mamas Geburtstag immer Heimlichkeiten zusammen“, sagte Karin. „Ich wünschte, ich könnte ihr eine Geburtstagstorte backen, es würde mir einen riesigen Spaß machen, wenn ich das allein könnte. Aber Mama ist ja immer zu Hause, und da…“
    „Könntet ihr damit fertig werden, wenn Mama mal für ein paar Stunden wegginge?“
    „Ja, natürlich“, meinte Karin, „‘s gibt doch schließlich Kochbücher im Haus. Und ich habe so oft zugesehen, wenn Mama einen Kuchen rührte.“
    „Da müssen wir mal zusehen, wie wir das einrichten“, sagte Onkel Bo.
    „Ich nehme Mama übermorgen mit ins Kino, und wenn wir aus dem Hause sind, dann fangt ihr an, nicht? Und dann besorgen wir vor allem vierzig kleine Lichte…“
    „O je, wie wollen wir die denn aufbauen?“ lachte Karin. „Genügt es nicht, wenn wir vier nehmen?“
    „Jaja, meinetwegen dann“, meinte Onkel Bo. „Ein Licht für jedes Jahrzehnt, und ein großes Lebenslicht in der Mitte.“
    „Und dann stehen wir am Geburtstag um sechs Uhr auf und verzieren sie“, sagte Karin eifrig.
    „Das werdet ihr müssen! Und dann denkt mal darüber nach, was wir morgen kaufen sollen.“
    Am nächsten Vormittag half Claudia Tante Helga, wie sie es jetzt immer tat. Tante Helga hatte sich allmählich damit abgefunden, daß Claudia ihr im Haus ein wenig zur Hand ging. „Ich kann doch nicht den ganzen Tag schmöckern“, sagte Claudia und das sah Tante Helga ein. Und sie konnte nicht umhin, zuzugeben, daß es wunderbar war, jemanden zu haben, der Staub wischte und Blumen begoß, ganz davon zu schweigen, daß Claudia das Zimmer der Mädels musterhaft in Ordnung hielt. Sie machte sogar auch Karins Bett. Karin war angewiesen, das selber zu tun, aber sie beschränkte sich darauf, die Decke über das zerknautschte Laken und die zerdrückten Kissen und das Knäuel zu werfen, das einen Pyjama vorstellen sollte, ehe sie mit lang heraushängender Zunge in die Schule rannte, immer fünf Minuten zu spät.
    Ja, Karin war eine Liederliese, aber sie hatte die klarsten Begriffe der Welt von Ehrlichkeit und Redlichkeit. Zum Teil waren sie ihr in ihrem Elternhaus beigebracht worden, zum Teil auf dem Sportplatz. Sie war eine fröhliche Siegerin und eine gute Verliererin, und sie war durch und durch fair. Und da mochte es denn wahrlich hingehen, daß sie unordentlich war und ab und zu ein wenig rücksichtslos, dachte Claudia, während sie Karins Laken glättete, die Kissen aufschüttelte und ihren Pyjama sauber zusammenlegte.
    Dann stellte sie sich vor Muttis Bild und betrachtete es. Vor einer Woche hatte sie zum erstenmal auf einen Brief „Frau Anita Brodersen“ geschrieben. An Muttis Hochzeitstag hatte Onkel Bo eine Flasche Wein aufgemacht, und sogar jedes Mädel hatte einen Schluck abbekommen.
    „Heute wollen wir auf das Glück deiner Mutti und deines Onkels Peter trinken“, hatte Onkel Bo gesagt. „Ich weiß, daß niemand ihr mehr Glück wünscht als du, Claudia. Alles Gute für deine liebe Mutter 1“
    Und Claudia hatte das Glas an ihren zuckenden Mund gesetzt und sich krampfhaft an den einen Gedanken angeklammert: Ich wünsche Mutti alles Gute – Mutti hat es verdient, daß es ihr gut

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