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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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galt es, die Küche wieder in Ordnung zu bringen. Und das allein war schon eine Aufgabe. Sie hatten Mehl auf dem Fußboden verstreut und Eiweiß über den Küchentisch gespritzt, und es war ganz unbeschreiblich, wie viele Löffel und Schneeschläger und Holzkellen und Tassen sie in Gebrauch genommen hatten, um diese Torte zusammenzurühren.
    Als Onkel Bo und Tante Helga nach Hause zurückkehrten, liefen ihnen zwei muntere Mädchen entgegen mit Mehl an Kleidern und Händen und glühenden Wangen. Und Tante Helga war der Takt in Person. Sie tat, als sähe sie weder Mehl noch die Küchenrosen und als merke sie nichts von dem verräterischen Duft, der die -Wohnung durchzog.
    Aber es fiel ihr auf, daß ihre kleine Nichte gesprächig war und fröhlich und munter, und sie sah den leuchtenden, geheimnisvollen Blick in ihren Augen.
    Tante Helga mußte insgeheim lächeln.
    Ach ja, die kleine Claudia würde sicher genauso ein fröhliches Kind werden wie andere Mädchen – und vor allen Dingen würde Claudia eines Tages einsehen, daß es, wenn es auch schön ist, eine gute Mutter zu haben, noch schöner ist, Vater und Mutter zu besitzen.
    Der Wecker rasselte an Claudias Ohr. Sie tastete mit der Hand danach und stellte ihn schleunigst ab. Dann knipste sie das Licht an, streckte die Beine aus dem Bett und ging zu Karin hinüber, um sie wachzurütteln. Es hatte seinen guten Grund, daß der Wecker auf Claudias Nachttisch stand und nicht bei Karin. Wenn nämlich Karin schlief, dann schlief sie und ließ sich von einer solchen Nichtigkeit wie einem rasselnden Wecker in keiner Weise und unter gar keiner Bedingung stören. „Karin! Es ist halb sechs. Du mußt hoch!“
    Karin grunzte und kroch tiefer unter die Decke.
    Da ergriff Claudia entschlossen das Deckbett und zog daran.
    „Karin! Wir wollen in die Küche und die Torte verzieren! Und dann den Geburtstagstisch aufbauen!“
    Da sperrte Karin die Augen auf, und beide fuhren schnellstens in ihre Kleider. Um der Wahrheit die Ehre zu geben – mit dem Waschen nahmen sie es heute nicht so genau. Es war wichtiger, so schnell wie möglich in die Küche zu kommen!
    Kurz darauf stand Claudia draußen und schlug den Schlagrahm, den sie gestern im hintersten Winkel des Eisschranks versteckt hatten, und Karin kramte im Leinenschrank nach der hübschesten Decke; Onkel Bo kam und kochte eigenhändig Kaffee und schnitt einen Topfkuchen auf und machte das Kaffeetablett für Tante Helga zurecht. Und Onkel Bo zauberte Blumen herbei – ein kleines Veilchensträußchen für das Kaffeetablett und einen großen Strauß Chrysanthemen für den Geburtstagstisch.
    Onkel Bo trug das Kaffeetablett eigenhändig zu seiner Frau hinein. Denn an diesem Tag – und am Muttertag – sollte Tante Helga verwöhnt und bedient werden, das war etwas, woran Onkel Bo festhielt.
     
     

     
     
    Die Torte stand jetzt fertig verziert mit Schlagrahmschnörkeln und roten Früchten. Mit einigem guten Willen und viel Phantasie konnte man das Datum entziffern, das Karin mit Fleiß und unendlich viel Mühe quer über die Torte gespritzt hatte.
    Möglich, daß ein ausgelernter Konditor dies und jenes an dem Werk auszusetzen gehabt hätte. Aber die beiden kleinen Konditormeister Claudia und Karin glühten vor Stolz, und mit unendlicher Vorsicht trug Karin die Torte hinein und stellte sie in die Mitte des Tisches, und mit ebensoviel Vorsicht pflanzte Claudia die Lichte darauf.
    Endlich kam das Geburtstagskind und wurde mit Umarmungen und Küssen und Glückwünschen empfangen, und die Familie stand und hing und saß um sie herum, während sie Pakete aufmachte und Freudenrufe ausstieß und sich nach allen Seiten bedankte.
    „Wie praktisch!“ rief Tante Helga, als sie die Bürste von Claudia auspackte, „so was kann ich zu gut gebrauchen!“ Eine kleine Karte fiel aus der bunten Seidenpapierhülle. Tante Helga nahm sie auf und las:
    „Mein Dank ist so groß, das Geschenk ist so klein! Bei Dir, Tante Helga, ist herrlich zu sein! Dein Herz ist so groß und hat Raum für uns vier. Hab Dank, daß auch ich einen Platz hab J bei Dir!“
    „Du bist wirklich ein Allerweltsmädchen, Claudia“, sagte Tante Helga. „Ganz reizend hast du das gemacht – viel zu reizend –, was für hübsche Verse du machen kannst!“
    „Jaja, du sollst mal sehen, eines Tages fängt Claudia an zu malen wie Rembrandt, oder sie spielt wie Beethoven“, sagte Karin, und ihre Stimme hatte einen scharfen Klang. „Du solltest mit Tante Anita tauschen, Mama –

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