Unsere feuerrote Hexe
in der Privatschule und dann in dem Kinderhort. Was soll ich sagen? Unsere Süßen waren einverstanden, diese Einrichtungen zu besuchen“, verkündet sie mir.
Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss mich sogar sehr zusammenreißen, und das ist verdammt schwer. „Du warst was?“, frage ich lieber sicherheitshalber noch einmal nach, nicht dass ich ihr gleich Unrecht tue.
„Du hast es schon verstanden…“.
„Und was sollte das bitteschön? Ich hab mich doch gestern ganz deutlich dazu geäußert, oder?“
Ich muss mich beherrschen, dass ich nicht laut los schreie. Das ich es nicht tue, liegt ganz allein daran, dass ich Nele und Ben hier vermute. Doch ich spüre, wie meine Halsschlagader drohend pocht, ich bin kurz vor dem Platzen.
„Die Kinder möchten es aber“, sie fixiert mich mit ihrem Blick. „Und dagegen wirst du dich wohl kaum stellen, oder?“
„Wo sind sie?“
„Oben. Sie spielen ganz brav in ihren Zimmern“, Jessica dreht mir den Rücken zu und nimmt sich wieder ihr Drehbuch. „Hier wird es wieder gesitteter zugehen. Ich bin sehr froh über diese Lösung.“
Ich stürme nach oben, nehme mehrere Treppenstufen auf einmal. Dann gehe ich in Neles Zimmer, Ben ist bei ihr, er sitzt mit ihr auf dem Boden vor Neles Barbiespielhaus.
„Hallo ihr beiden“, begrüße ich sie liebevoll und gebe ihnen einen Kuss. „Wie geht es euch?“
„Kommt Hedda wieder?“, ist die erste Frage, die Ben mir stellt.
„Nein, Schatz, leider nicht“, ich streichele über sein Köpfchen und sehe ihn mitleidig an.
„Ach so“, sagt er nur und schaut auf den Teppich.
„Habt ihr heute was Schönes gemacht?“, erkundige ich mich.
„Mami war mit uns in der neuen Schule“, erklärt Nele mir.
„Und neuer Kindergarten“, fügt Ben an.
„Und? Gefällt es euch da?“, hake ich sanft nach.
„Mami hat gesagt, dass es da schön ist. Viel schöner als auf meiner alten Schule. Und sie hat gesagt, sie würde sich freuen, wenn ich da hin gehen würde und sie wäre traurig, wenn ich das nicht einsehen würde“, erzählt Nele.
‚Du verdammtes Miststück’ , in meinen Gedanken zerreiße ich Jessica gerade in viele kleine Stücke.
„Sie würde sich freuen, so, so“, ich kann mich nur sehr schwer noch beherrschen.
„Mami hat sich ganz doll freut“, nickt jetzt auch Ben.
„Und du? Freust du dich auch?“
Ben zuckt nur mit den Schultern. „Weiß nicht.“
„Wenn ich nochmal mit Mami reden soll, dann tue ich das. Ihr müsst da nicht hin, wenn ihr nicht wollt“, sage ich so ruhig es mir möglich ist.
„Die Kinder haben schon zugesagt. Und was man verspricht, muss man auch halten“, höre ich die kalte Stimme von Jessica hinter mir.
Ich springe auf und packe sie an ihrem Arm. Sie schreit kurz auf, aber das ist mir jetzt auch ganz egal. Ich zerre sie hinter mir ins Schlafzimmer und schließe wütend die Türe hinter uns.
„DU HAST SIE EMOTIONAL EPRESST!“, tobe ich los. „ Natürlich wollen sie dir eine Freude machen und das hast du dir zunutze gemacht! Du bist so mies, Jessica !“, speie ich ihr entgegen. „Du weißt ganz genau, wie angeschlagen sie gestern waren – es war klar, dass sie alles tun würden, um den Familienfrieden hier wieder herzustellen!“
„Ach Alexander, jetzt komm mal runter. Du bist doch nur sauer, weil meine Idee besser angekommen ist“, lacht Jessica abfällig. „Was spricht dagegen, dass unsere Tochter eine qualifizierte Schulausbildung bekommt? Und was spricht dagegen, dass Ben in einem Hort betreut wird, der ganz individuell auf die Kleinen eingeht? WAS?“
„Als ob das der Grund ist“, lache ich bitter. „Du willst die beiden doch nur außer Sichtweite haben!“
„Die Kinder haben zugestimmt“, beharrt sie.
„Sie wissen doch gar nicht, was auf sie zukommt. Hast du ihnen denn auch gesagt, dass sie den ganzen Tag von zuhause weg sind?“, halte ich dagege n.
„Dass werden sie schon merken und sie können eh nicht beurteilen, was das Beste für sie ist!“
Ich kann nicht mehr, ich muss hier raus. Wütend renne ich die Treppen hinunter und schnappe mir meine Jacke und den Autoschlüssel. Ich hab das Gefühl, in dem Haus nicht mehr atmen zu können, die ganze Atmosphäre droht mich zu ersticken.
Ich setze mich ins Auto und fahre einfach los, mache mir keine Gedanken darüber, wohin. Weg, nur weg!
Mein Hals ist wie zugeschnürt, ich kann mir kaum mehr vorstellen, dass ich noch vor ein paar Tagen es kaum erwarten konnte, nach Hause zu kommen und die Kinder
Weitere Kostenlose Bücher