Unsere feuerrote Hexe
nehme Ben auf meinen Schoß. „Weißt du denn schon, was du dir wünschst?“
„Hedda soll kommen“, antwortet er nur und ich hätte mich für diese Frage ohrfeigen können.
„Sie kommt aber nicht Ben!“, giftet Jessica ihn an. „Und wenn du noch einmal nach ihr fragst, werden die Fotos in deinem Zimmer abgenommen“, droht sie ihm.
Ben reißt verschreckt die Augen auf und springt hastig von meinem Schoß. Ich kann ihn nicht aufhalten, er läuft aus dem Zimmer heraus und zur Treppe.
„Kannst du nicht wenigstens einmal versuchen, so etwas wie Einfühlungsvermögen zu zeigen? Oder verbrauchst du das alles für deine Schauspielerei?“, frage ich sie fassungslos.
Nele hat uns nur mit großen Augen zugehört, es tut mir leid, dass sie das mitbekommt, aber was zuviel ist, ist zuviel.
„Ben soll mit diesem Kult um Heather aufhören“, sagt Jessica nur knapp. „Je eher er sie sich aus dem Kopf schlägt, umso besser.“
Ich lache nur fassungslos auf und gehe aus dem Zimmer.
„Dein Essen!“, ruft Jessi mir hinterher.
„Mir ist der Appetit vergangen!“
Ben ist in seinem Zimmer und hockt auf seinem Bett. Die Fotos von Heather und ihr Shirt hält er fest an sich gepresst.
„Schatz, niemand wird dir die Bilder wegnehmen“, ich ziehe ihn fest in die Arme. „Hörst du?“
Statt einer Antwort nickt er nur. Ich schiebe ihn behutsam von mir und betrachte ihn mir genauer. Er gefällt mir gar nicht, er redet nur noch sehr wenig und lachen habe ich ihn schon seit über einer Woche nicht mehr gehört.
„Wir werden uns etwas Tolles für deinen Geburtstag überlegen, ja?“, verspreche ich ihm.
„Ja“, nickt er mit einem ganz dünnen Stimmchen.
Ich bleibe noch eine Weile an seinem Bettchen sitzen, es tut mir in der Seele weh, ihn so zu sehen.
Ich weiß, dass Nele Heather auch sehr vermisst, sie sagt es mir jeden Abend, wenn ich sie ins Bett bringe. Allerdings hat sie schon verstanden, dass sie nicht in Jessicas Anwesenheit von ihr reden sollte . Ich glaube, ich sollte Ben das auch raten, aber wird er es überhaupt verstehen?
Es dauert nicht lange und Ben ist eingeschlafen, leise verlasse ich sein Zimmer und gehe dann zu Nele.
„Mami mag Heather nicht mehr, oder?“, fragt sie mich dann, als ich mit meiner Gute-Nacht-Geschichte fertig bin.
„Nein, mein Engel“, antworte ich ihr ehrlich.
„Hat Heather etwas Böses gemacht?“, hakt sie nach und schaut mich traurig an.
„Ich habe in erster Linie etwas Blödes gemacht. Und Heather war dabei. Manchmal machen Erwachsene auch Fehler, und wir beiden haben das getan“, versuche ich mich da rauszuwinden, ohne näher ins Detail gehen zu müssen.
„Können Mami und Heather sich nicht mehr vertragen?“, Nele kämpft mit den Tränen und ich ziehe mein kleines Mädchen in meine Arme.
„Ich glaube, das geht nicht“, flüstere ich und küsse sie auf die Stirn.
„Ich vermisse Heather“, antwortet sie nur.
„Ich auch, mein Schatz.“
Ich gehe wieder hinunter zu Jessica, wie jeden Abend sitzt sie über den Drehbüchern oder probt wahlweise im Kellerraum vor einem großen Spiegel. Immerhin erspart mir ihr Fleiß beim Lernen ein näheres Zusammensein mit ihr und ich gehe immer extra früh ins Bett. Mit Jessica zu schlafen, das erscheint mir fast unmöglich zu sein. Vielleicht kommt das wieder mit der Zeit, aber momentan ist daran nicht zu denken. Und es wäre auch nicht fair, denn meine Gedanken und mein ganzes Inneres sind nur von einer Frau besetzt – und von der weiß ich noch nicht einmal, wo sie im Moment ist.
„Was machen wir an Bens Geburtstag?“, frage ich Jessi direkt.
„Ist mir egal, Hauptsache es findet nicht hier statt“, antwortet sie unwillig.
Ich denke an Heathers Vorschläge, mehrere Seiten voller Ideen hat sie mir hinterlassen, Zeichnungen angefertigt, Ideen für Kostüme und Spiele aufgeschrieben. Sie hat an alles gedacht, bis ins kleinste Detail. Von einer Piratenparty bis zu einem Fußballturnier war alles dabei.
„Warum nicht hier?“, frage ich giftig nach.
„Weil ich nicht mehr so ein Chaos im Garten wünsche“, pampt sie zurück.
„Jupp wird das doch wieder in den Griff kriegen“, entgegne ich.
„Es gibt doch so tolle Indoor-Spielplätze, ich denke, das sollte genügen .“
„Wenn wir keinen Platz hätten, wäre das eine Lösung. Aber so?“, ich kann mich kaum beherrschen, so eine Wut kocht wieder in mir hoch.
„Willst du das dann veranstalten?“, Jessica zieht spöttisch eine Augenbraue
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