Unsere feuerrote Hexe
leicht genervt. „Sofern Sie die Kinder dazu bekommen“, füge ich noch hämisch hinzu. Ich kenne doch meine Prinzessin, die lässt sich lieber chauffieren.
„Das hatte ich auch vor. Ich wollte Sie nur darüber informieren“, pampt sie zurück. Immer noch redet sie englisch, offenbar will sie verhindern, dass die Kinder etwas verstehen.
„Tun Sie, was Sie nicht…“, weiter komme ich nicht, das Gespräch ist schon weggedrückt.
‚Was bildet die sich ein?’ , denke ich empört, doch bevor ich richtig wütend werden kann, klopft mein Kollege an die Türe.
„Ich bin gleich im Gericht“, informiert er mich.
„Alles klar.“
„Und? Schon an die neue Nanny gewöhnt?“
„Hör bloß auf, das ist vielleicht eine Nervensäge!“
„Wieso?“, fragt er interessiert nach. Werner ist , was Frauen angeht, wirklich neugierig, stelle ich immer wieder fest.
Ich berichte ihm kurz, was seit gestern geschehen ist.
„Solange deine Kleinen sie mögen“, er zuckt mit den Schultern. „Aber was noch viel wichtiger ist: Wie sieht sie denn jetzt aus?“
„Hab ich dir doch schon erzählt. Rote Haare“, ich verdrehe die Augen.
„Und die Figur?“, er zeichnet mit seinen Händen eine Silhouette nach.
„Sie ist schlank. Zufrieden? “
„Und hier oben?“, er deutet auf seine Brust.
„Werner – du nervst mich. Soll ich sie dir vorstellen, oder was? Aber vergiss nicht: Sie ist zweiundzwanzig – und du bist zweiundvierzig. Ich glaube kaum, dass sie sich mit dir einlassen würde“, hochmütig mustere ich ihn.
„Ich will sie ja nicht heiraten … Da hätte Paula auch mit Sicherheit was gegen.“
„Das glaube ich auch“, gluckse ich zurück. Paula ist eine sehr resolute Frau und wenn sie wüsste, was ihr Werner so treibt, dann wäre aber Ende im Gelände und er könnte die Koffer packen. Und da Paula dank unseres Berufes eine Menge guter Anwälte kennt und die beiden auch keinen Ehevertrag haben, sähe es zappenduster für Werner aus. Aber das ist ja auch seine Sache…
„Glaub mir, Werner: Die ist nichts für dich. Total flippig – und die würde sich mit Sicherheit nicht mit dir einlassen.“
„Ich hatte schon mal eine Zweiundzwanzigjährige“, prahlt er.
„Diese Zweiundzwanzigjährige ist anders.“
„Hach, wäre ich doch noch so jung wie du“, seufzt er.
„Dann würdest du auch die Finger von ihr lassen“, ich verdrehe die Augen.
Werner zieht lachend von dannen und ich kümmere mich erstmal um die Tageszeitung und widme mich den Akten.
Nach einer zweiten Tasse Kaffee schiele ich dann auf die Uhr. Es ist gleich neun, ob Heather die beiden schon am Kindergarten abgesetzt hat?
Normalerweise mache ich mir darüber keine Gedanken, aber jetzt interessiert es mich schon, ob sie Nele ans Laufen gekriegt hat.
Mit Heather ist offenbar ein anderer Wind in unser Haus geweht, das muss aber ja grundsätzlich nichts schlechtes sein.
Meine Neugier siegt, ich will jetzt doch wissen, wie alles gelaufen ist und schnappe mir mein Handy.
„Ja?“, meldet sie sich. Im Hintergrund kann ich ein vertrautes Tuckern hören.
„Alexander Laurin hier“, sage ich. Was für ein Blödsinn eigentlich, das müsste sie ja am Display gesehen habe, dass ich das bin.
„Hi Alexander“, tönt es fröhlich durch die Leitung. „Gibt’s etwas?“
„Ich wollte mich nur erkundigen, wie Sie jetzt zum Kindergarten gekommen sind“, ich kann mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen, gut, dass sie mich nicht sieht.
„Zu Fuß natürlich. Nele war erst ein bisschen überrascht und hat gemeckert, aber dann konnte ich sie überreden.“
„Ah ja, schön“, ich komme ins stocken und grummele etwas in mich hinein, dann versuche ich aber, mir nichts anmerken zu lassen. „Und sehen Sie sich die Gegend an?“
„Ja, ich gehe etwas am Fluss spazieren“, erzählt sie überflüssigerweise. Die Motoren der Frachtschiffe sind ja nicht zu überhören.
„Der Fluss heißt ‚Rhein’“, antworte ich klugscheißerisch.
„Sure.“
Ich schaue etwas beleidigt das Handy an. Macht sie sich etwa lustig über mich? Aber dieses raue Lachen klingt nicht gehässig.
„Wann kommen Sie heute Abend?“, fragt sie mich dann.
„Ich weiß noch nicht“, antworte ich wahrheitsgemäß.
„Und Ihre Frau? Die Kinder haben nach ihr gefragt .“
„Meine Frau dreht gerade für eine Fernsehserie. Sie ist sehr angespannt und es kann spät werden .“
„Okay, dann bis heute Abend“, sie drückt mich weg.
‚Wieso legt die denn jetzt einfach
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