Unsere feuerrote Hexe
Anziehsachen aus.“
Nele und Ben stehen mittlerweile etwas abseits von uns und schauen uns mit ernsten Gesichtern zu, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen, meine Wut ist noch nicht verpufft.
„Hören Sie mir mal gut zu, Miss Ó Briain“, sage ich leise zu ihr. „Sie sind noch in der Probezeit und auch für Sie gelten hier einige Regeln. Ich werde nicht zulassen, dass Sie meine Kinder zu kleinen Raufbolden erziehen und solche Proleten-Spiele mit ihnen machen. Haben Sie mich verstanden?“
„Wir haben doch nur gespielt“, antwortet sie fassungslos. „Ich hab aufgepasst, dass nichts passieren kann“, ihre Lippen beben ein wenig, sie kann offenbar nur mit Mühe ihre Wut unterdrücken. Und ihre Augen funkeln, diese Farbe ist schon irgendwie…
‚Schluss jetz t. Denk nicht an die Lippen und an die Augen, du Blödmann!’
„Sorgen Sie dafür, dass meine Kinder zum Abendessen gewaschen und sauber angezogen bei Tisch sitzen. Auf Ihre Gesellschaft kann ich im Übrigen heute gut verzichten!“
Sie öffnet den Mund, will offenbar noch etwas sagen, doch stattdessen beschränkt sie sich darauf, mir einen Blick zuzuwerfen, bei dem ich eigentlich tot umfallen müsste. Aber dann murmelt sie doch etwas, hört sich wie gälisch an, und man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass das nicht gerade etwas Nettes war.
Dann wendet sie sich den Kindern zu. „Kommt ihr beiden. Ich glaube, ihr könntet ein Bad vertragen“, sagt sie sanft zu ihnen.
„Och nö“, mault Ben laut auf.
„Hey, ich kenne ein paar Piratenlieder…“
„Echt?“, Nele wirkt skeptisch und ich kann mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
„Ja, wirklich“, lacht Heather, aber es klingt nicht mehr ganz so fröhlich wie sonst.
„Sing mal“, fordert meine Tochter sie heraus.
„Das geht so nicht. Ich brauche dafür mein Piratentuch und meine Augenklappe. Und Wasser um mich herum“, erklärt Heather ihr und macht ein wichtiges Gesicht.
‚Großer Gott, was für ein Zirkus’ , ich gehe schon mal vor ins Haus.
Petra steht in der Terrassentür. Hat sie alles mitbekommen?
Als ich an ihr vorbei gehe, schaut sie mich strafend an, sagt aber kein Wort.
„WAS?“, raunze ich sie an.
„Nichts“, sie schüttelt nur den Kopf und geht zurück in die Küche.
Aus dem Badezimmer hört man lautes Gekreische und Gekichere. Außerdem die – zugegebenermaßen – sehr schöne Singstimme von Heather. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber die beiden Kinder kommen pünktlich um sieben Uhr hinunter zum Abendessen, sauber angezogen und mit geföhnten Haaren.
Heather gönnt mir keinen Blick, sie hilft nur Ben auf den Kinderstuhl und geht dann wieder hinaus.
Petra trägt das Essen auf und schaut mich vorwurfsvoll an.
„Was ist?“, zische ich ihr zu. „Spucken Sie es schon aus!“
„Nicht vor den Kindern“, sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust und sieht sehr autoritär aus.
„Also gut“, wütend schmeiße ich die Serviette auf den Tisch und folge Petra in die Küche, wo sie sich mit eisiger Miene vor mir aufbaut.
„Fanden Sie das eben wirklich nötig? So eine Szene zu machen wegen der Anziehsachen?“
„Ja, fand ich“, antworte ich bockig. „Außerdem war das Spiel zu wild und der Rasen hat auch gelitten!“
„Der Rasen“, Petra rollt mit den Augen. „Als ob das so schlimm wäre… Jupp wird das schon wieder hinbekommen.“
„Fragt sich nur, wie lange das dauern wird! Und jetzt wünsche ich darüber nicht mehr zu diskutieren!“
„Ist ja auch wirklich schlimm, wenn die Kinder sich mal wie Kinder benehmen“, höre ich sie noch leise hinter mir murmeln.
„Wie bitte?“, schnell drehe mich herum und starre sie wütend an.
„Nichts!“, sagt sie dann leise. „Gar nichts.“
„Das will ich Ihnen auch geraten haben“, drohe ich ihr und gehe zurück zu den Kindern.
„Wo ist Hedda?“, fragt mich dann Ben auch prompt und ich muss mich zurückhalten, dass ich nicht losbrülle.
„Isst sie nicht mit uns? Und Mami, kommt Mami heute auch nicht?“, Nele schaut mich fragend an.
„Nein, Heather wird nicht mit uns essen und Mami muss arbeiten.“
„Will aber zu Mami“, Ben beschließt jetzt, ein bisschen zu trotzen und die ersten Tränchen rinnen über seine Wangen.
„Ben, Schatz“, ich gehe zu ihm hin und nehme ihn auf den Arm. „Die Mami hat bald wieder mehr Zeit, ganz sicher“, versuche ich ihn zu trösten, aber es dauert eine Weile, bis er sich beruhigt hat.
Mittlerweile ist das
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