Unsere feuerrote Hexe
Küstenpfad. Es weht ein kalter Wind, aber die Luft ist klar und ich bin sehr gespannt, was Heathers Mutter von mir möchte. Ich mag sie sehr gerne, wie eigentlich jeden aus dieser Familie.
Als wir den Pfad erreichen, hakt sich Hazel bei mir unter und ich freue mich innerlich über diese vertrauliche Geste. Unwillkürlich vergleiche ich sie mit meiner Noch-Schwiegermutter, Susanne ist zwar auch nett, aber so ein inniges Verhältnis wäre mit ihr undenkbar.
Hazel erzählt mir einiges über ihr Leben in Dublin, siel malt viel und verdient mit ihren Bildern ein bisschen Geld nebenbei. Fasziniert höre ich ihr zu und wenn sie mich auf die Besonderheiten der Küstenlandschaft hinweist, spürt man deutlich ihren Blick als Malerin.
„Alexander, bitte sei mir nicht böse und sag mir sofort, wenn dir dieses Thema unangenehm ist, du kannst dir ja vielleicht denken, worauf ich dich ansprechen möchte“, sagt sie dann leise.
„Hat Heather dich um dieses Gespräch gebeten?“, frage ich sie misstrauisch.
„N ein. Aber ich weiß, dass du ihr einen Heiratsantrag gemacht hast. Und ich weiß auch, was für eine Bedeutung der Ring für dich hat“, fügt sie scheu hinzu.
„Oh …“
„Es ist in dieser Familie so, dass sich alle sofort Gedanken machen, wenn man meint, dass etwas mit einem nicht stimmt. Das kann Fluch und Segen zugleich sein. Doch der Zusammenhalt ist sehr stark, aber wenn du nicht darüber reden willst, dann höre ich sofort auf .“
„Ist in Ordnung. Heather mir einen Korb gegeben“, ich zucke mit den Schultern.
„Darf ich etwas dazu sagen?“
„Okay“, ich schaue sie gespannt an.
„Heather ist diejenige von meinen Mädchen, die am freiheitsliebendsten ist. Schon als Kind ist sie zweimal von zuhause ausgebüchst, weil sie meinte, die große weite Welt entdecken zu müssen…“
„Wie bitte?“, ich bin ein bisschen geschockt, um ehrlich zu sein.
„Als Teenager ist sie dann öfters auch mehrere Tage lang weggeblieben, aber sie kam immer wieder von alleine zurück“, Hazel tätschelt mir beruhigend über den Arm. „Du kannst dir sicher denken, dass mir jedes Mal das Herz stehen geblieben ist, aber ich habe gelernt, dass man sie einfach machen lassen muss. Sie braucht das Gefühl, nicht eingesperrt zu sein. Sie hatte schon früh ihren ersten Freund, viel eher als Maureen oder Lilly… Aber ich konnte mich immer auf ihre Entscheidungen verlassen.“
„Ach ja?“, ich ziehe skeptisch die Augenbrauen hoch, ich bin mir nicht sicher, ob ich das hören möchte.
„Da kommt sie wohl nach mir“, räuspert sich Hazel etwas verlegen. „Es waren immer nur kurze Beziehungen, Heather hatte nie wirklich großes Interesse an den Jungs, dann hatte sie diese Affäre mit Malcolm, einem Bruder der Familie, bei der sie beschäftigt war, bevor sie zu euch kam“, erzählt Hazel weiter. „Malcolm war ein sehr besitzergreifender Mensch, er wollte Heather vorschreiben, mit wem sie wegzugehen hat und wann sie wiederkommen sollte. Für Heather war dies eine große Einschränkung und es gab heftige Auseinandersetzungen. Sie war sehr unglücklich in dieser Beziehung. Selbst als sie sie beendet hatte, ließ Malcolm ihr wohl keine Ruhe. Als die Familie dann weggezogen ist, hat auch Heather Schottland sofort verlassen.“
„Warum hat sie nicht direkt gekündigt?“, frage ich erbost und verspüre eine ungeheure Wut auf diesen Malcolm.
„Heather ist sehr pflichtbewusst. Die Kinder haben an ihr gehangen, sie wollte erst gehen, wenn eine Nachfolgerin gefunden ist. Als die Familie ihr dann eröffnet hat, dass sie sowieso in die USA ziehen, ist sie dann die restliche Zeit geblieben, damit die Kinder sich nicht umgewöhnen mussten“, lächelt Hazel. „Und dann kamst du…“
Ich sage nichts, sondern schaue Hazel nur gespannt an.
„Sie hat mich am gleichen Tag, als sie bei euch angefangen hat, angerufen und mir erzählt, dass sie sich in dich verliebt habe. Aber sie war auch die erste Zeit sehr unglücklich, weil sie nichts von sich aus versucht hätte, um dich für sich zu gewinnen. Und das hätte ich auch niemals gutgeheißen. Wir haben überlegt, ob wir sie von euch wegholen, in eine bestehende Familie einzubrechen gehört sich nicht. Heather hat mir versichert, dass sie das weiß, mir aber auch von ihrem Gefühl erzählt, dass in deiner Beziehung zu Jessica etwas nicht stimmt…“
„Das kann man wohl sagen. Nur war mir das damals noch nicht so bewusst“, antworte ich ehrlich.
„Den Rest kennst du ja…
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