Unsere feuerrote Hexe
Heather zärtlich.
Es ist Robert, der schließlich anruft und uns die Diagnose der Ärzte in London mitteilt. Auch sie sind zu keinem anderen Schluss gekommen, der Tumor ist inoperabel und zudem auch noch sehr aggressiv. Für Heather bricht eine Welt zusammen, sie hatte sich noch an diesen letzten Strohhalm geklammert, obwohl Maureen und Mave ihr wohl schon gesagt hatten, dass sie das Schlimmste befürchten.
Susanne ist ebenfalls sehr betroffen, als ich ihr von Lillys Erkrankung erzähle und sie reagiert sehr spontan und bietet uns an, die Kinder über die Karnevalstage zu sich zu nehmen und mit ihnen zu den einzelnen Veranstaltungen zu gehen.
Heather und ich sind ihr sehr dankbar dafür, denn auch mir ist nicht nach feiern zumute. Doch Nele und Ben sollen darunter nicht leiden und sie freuen sich auf diese Karnevalszeit.
Zu Heathers Geburtstag gibt es dann nur ein kleines Frühstück. Susanne, Petra, Jupp, Werner und Paula kommen und noch ein paar ihrer Freunde, mit denen sie ausgeht, doch sie haben alle Verständnis dafür, dass es Heather nicht so gut geht und verabschieden sich schnell wieder.
Da sie kein besonderes Geschenk wollte, h abe für sie ein paar Fotos von Nele, Ben und mir vergrößern lassen, die sie besonders schön fand und ihre Freude darüber ist auch wirklich echt.
Am Abend rufen alle aus ihrer Familie an, mit Lilly spricht sie besonders lange. Nach dem Telefonat kommt sie zu mir und schaut mich bittend an.
„Lilly hat gefragt, ob es okay wäre, wenn sie mit Robert und den Kindern für ein paar Tage zu uns käme. Robert hat sich Urlaub genommen und Lilly wollte schon immer mal nach Deutschland“, Heathers Stimme klingt ganz rau , sie kämpft wieder mit den Tränen.
„Natürlich ist das okay . Wir haben genug Platz.“
„Danke“, sie haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Es wird nicht mehr viel Zeit bleiben, sie zu sehen…“
„Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder“, sage ich hoffnungsvoll.
Heather schüttelt den Kopf. „Nein, das wird wohl nicht geschehen.“
Ich bin etwas nervös, als wir schließlich am Flughafen stehen und auf Lilly und ihre Familie warten. Ich fürchte, irgendwie befangen Heathers Schwester gegenüber zu sein, doch als sie dann durch den Ausgang kommen, ist meine Skepsis wie weggeblasen.
Lilly begrüßt uns alle stürmisch und wirkt richtig aufgedreht, wenn man es nicht wüsste, würde man nicht darauf kommen, dass sie krank ist.
Nur Robert wirkt sehr mitgenommen, auch Mary schaut ernst aus, während die kleine Katie sich zu freuen scheint, uns zu sehen.
„Wie geht es dir?“, frage ich Robert schließlich, als die Frauen mit den Kindern außer Hörweite sind.
„Beschissen“, antwortet er ehrlich und bleibt kurz stehen. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und schaut mich verzweifelt an. „Es kommt mir alles wie ein einziger Alptraum vor. Ich denke oft, dass das alles nicht sein kann. Doch ihre Ausfälle häufen sich – dann wird es mir wieder klar.“
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut“, ich klopfe ihm vorsichtig auf die Schulter. „Es ist unbegreiflich.“
„Ja“, nickt Robert nur. „Das ist es wohl.“
Wir bleiben noch lange zusammen im Wohnzimmer sitzen und reden. Lilly ist einfach unglaublich, sie ist mit Abstand die Gefassteste von uns und bringt uns sogar teilweise zum Lachen. Doch Robert und Heather fällt es wahnsinnig schwer, auf das lockere Geplauder von Lilly einzugehen, man kann ihnen deutlich anmerken, dass sie sich nur mit Mühe zusammenreißen können.
Ich bin sicher, dass Lilly das ebenso registriert, doch sie geht mit keiner Geste, keinem Wort , darauf ein.
Wir schmieden Pläne, was wir uns in den nächsten Tagen ansehen. Lilly und Robert wollen fünf Tage bei uns bleiben und dann noch nach Berlin fahren.
„Vielleicht kann ich mir freinehmen und wir können euch begleiten“, überlege ich laut. „Ich kenne Berlin ganz gut. Eventuell könnten Nele und Ben bei Susanne und Herbert bleiben.“
„Das wäre wundervoll“, strahlt Lilly mich an.
„Meinst du das geht wirklich?“, fragt Heather hoffnungsvoll.
„Ich werde morgen sofort mit Werner reden“, verspreche ich ihr.
In dieser Nacht finde ich überhaupt keinen Schlaf. Auch Heather hatte große Schwierigkeiten und sich ständig hin und hergewälzt, doch schließlich ist es ihr doch gelungen einzuschlafen. Aber bei mir will das einfach nicht klappen.
Völlig gerädert stehe ich auf und gehe hinunter in die Küche. Ich
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