Unsere feuerrote Hexe
Schock hat? Der Aufprall war immerhin stark genug, um die Autos zu schrotten…
Es lässt mir keine Ruhe, als ich im Büro bin, rufe ich zuhause an.
„Ja, Alexander hier. Was macht Heather? Hat sie sich beruhigt?“
„Ja, ich denke schon. Sie ist oben in ihrem Zimmer“, antwortet unsere Haushälterin.
„Petra, tun Sie mir einen Gefallen und schauen mal nach, okay? Nicht, dass Heather doch etwas zurückbehalten hat, sie sah ja sehr mitgenommen aus“, bitte ich sie.
„Sie hat sich in erster Linie Sorgen wegen ihres Jobs gemacht. Sie werden ihr doch daraus keinen Strick drehen, oder? Sie ist so lieb zu den Kindern und die beiden haben sich schon an sie gewöhnt.“
„Nein, werde ich nicht“, sage ich empört. Für was hält sie mich denn?
„Ich schaue nach, bleiben Sie dran?“
„Ja“, antworte ich. ‚Ich hab ja auch sonst nichts zu tun’ , denke ich zynisch. Die Akten stapeln sich bei mir auf dem Schreibtisch, ich hab heute Nachmittag noch drei Termine, für die ich mich vorbereiten muss, ich sollte mir überlegen, was mit dem Auto passiert und ich muss die Kids abholen. Aber nein, stattdessen warte ich ab, wie es meinem Kindermädchen geht, das aus Schusseligkeit die Straßenseite verwechselt hat. Ich kann sie echt nicht mehr alle haben…
„Alexander?“
„Ja, ich bin noch dran“, ich trommele mit meinem Kugelschreiber auf der Schreibtischunterlage herum.
„Sie schläft .“
„Okay, dann sollten wir sie vielleicht in Ruhe lassen. Tun Sie mir nur einen Gefallen und rufen den Arzt, falls was Auffälliges sein sollte, ja?“
„Natürlich. Was ist mit den Kindern? “
„Wenn ich sie abgeholt habe, bringe ich sie zu meinen Schwiegereltern. Ben lässt Heather sonst ja doch nicht in Ruhe .“
„Das wird wohl das Beste sein.“
„Bis später dann“, verabschiede ich mich.
Ich kümmere mich um eine Firma, die den BMW abholt und den Restwert schätzen wird, dann lasse ich einen Leihwagen zu unserer Villa bringen. Der BMW war drei Jahre alt, normalerweise hätten wir ihn eh wieder abgestoßen – aber natürlich nicht auf diese Art.
Am Nachmittag, ich sitze gerade in einem Termin, meldet sich mein Handy.
‚Hexe ruft an’ , steht dort und ich bin hin- und hergerissen, ob ich rangehen soll oder nicht. Eigentlich verbietet sich so etwas, aber meine Neugier siegt.
„Entschuldigung, das ist unser Kindermädchen, sie hatte heute einen Unfall“, erkläre ich meiner Mandantin und verlasse kurz das Büro.
„Heather, wie geht es Ihnen?“, frage ich sie freundlich.
„Danke, es geht mir gut“, kommt es durch die Leitung. „Petra sagt, die Kinder wären bei Ihren Eltern. Soll ich sie abholen?“
„Nein, sie werden zum Abendessen nach Hause gebracht. Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Ja, ich hab ein bisschen Kopfschmerzen, aber das ist okay .“
„Legen Sie sich noch etwas hin“, sage ich sanft zu ihr. Ein bisschen Sorge habe ich schon. Ob was mit ihrem Kopf ist?
‚Na klar ist was mit ihrem Kopf ! Sie findet die richtige Straßenseite nicht!’
„Herr Laurin, es tut mir so leid“, höre ich sie flüstern.
„Ihnen ist nichts passiert, das ist die Hauptsache. Und jetzt muss ich auflegen, ich habe einen Termin.“
„Oh, Entschuldigung“, sie klingt jetzt sehr hastig und drückt mich weg.
Ich muss über ihre Art zu telefonieren etwas grinsen, dann gehe ich zurück zu meiner Mandantin.
Pünktlich zum Abendessen bin ich zuhause. Der Leihwagen steht in der Garage, ich bin gespannt, was Jessica später zu dem Ganzen sagt.
Meine Neugier wird schnell befriedigt, denn ich höre wie meine Frau in sehr lautem Tonfall spricht. Ich wundere mich, dass sie schon da ist, offensichtlich hatte sie früher Drehschluss.
Sie sitzt im Wohnzimmer auf dem Sofa, neben ihr Heather, die sehr blass ist und nur nickt. Ich kann sehen, dass sie Tränen in den Augen hat und bekomme ein mulmiges Gefühl.
„Hallo zusammen“, rufe ich freundlich, ich erhasche einen Blick auf Petra, die ein betrübtes Gesicht macht.
„Ah, hallo Alexander“, meine Frau steht auf und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich erkläre Heather gerade, dass sie uns den Wertverlust des Autos ersetzen muss.“
„Ähm, Jessica, ich hatte das eigentlich schon mit Heather besprochen“, sage ich leise zu ihr. Dann ziehe ich sie aus dem Wohnzimmer heraus in die Halle. „Ich habe ihr gesagt, dass sie das nicht tun muss. Wir wollten den Wagen eh abstoßen, also was soll’s?“
„Spinnst du?“, Jessi funkelt mich
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