Unsere feuerrote Hexe
Ausflüge mit den Kindern machen?“
„Die beiden würden sich sicherlich sehr darüber freuen“, strahlt Heather mich an.
„Und Sie?“, platzt es danach sofort aus mir heraus.
„Ich?“, kichert sie und wirkt ein wenig verlegen. „Ich auch, denke ich…“
„Na, dann warten wir mal die Wetterprognose für nächstes Wochenende ab und überlegen uns etwas.“
Ich muss zugeben, dass ich ihre Antwort sehr gespannt abgewartet habe – und ich freue mich über ihre Zusage. Mit Heather macht es viel mehr Spaß, und das nicht nur den Kindern. Ihre Gesellschaft ist angenehm und es ist alles so… einfach.
Vielleicht ist es gemein, darüber nachzudenken oder Vergleiche anzustellen, aber wenn wir mal – was selten genug vorgekommen ist – mit Jessica etwas unternommen haben, gab es immer Dinge, die ihr nicht gefallen haben. Und sie hat ständig etwas gefunden, worüber sie genörgelt hat. Und wenn es nur eine Wespe war, die sie genervt hat. Die schlechte Stimmung hat sich dann auch auf Nele und Ben übertragen und sie sind ebenfalls unleidlicher geworden.
Heather ist viel unkomplizierter und ihre fröhliche Art reißt einfach mit.
„Der Wein ist wirklich gut“, holt sie mich dann mit ihrer angenehm rauen Stimme aus den Grübeleien.
„Freut mich, dass er Ihnen schmeckt“, ich bleibe erneut einen Moment an ihren Augen haften. Der Schein des Feuers lässt ihre Haare in einem warmen Ton schimmern, sie wirkt ganz anders bei diesem Licht. Nicht mehr so verspielt, eher sehr sinnlich.
‚Alexander!’
„Erzählen Sie mir etwas über Ihre Familie“, bitte ich sie. „Sie haben mal erwähnt, dass Sie zwei Schwestern haben…“
„Ja. Maureen ist dreißig und Lilly sechsundzwanzig“, antwortet Heather und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. „Ich bin schon fünffache Tante“, fügt sie dann stolz an.
„Wirklich?“, staune ich. „Hätte ich jetzt nicht gedacht.“
Heather lacht fröhlich auf. „Maureens Kinder heißen Amy, Rachel und Lauren und Lillys Mary und Katie.“
„Alles Mädchen?“, frage ich verblüfft.
„Ja“, gluckst Heather. „Alles Mädchen.“
„Und Sie haben auch zwei Schwestern – die armen Väter !“
„Nicht zu vergessen: Meine Mutter ist die Jüngste von vier Schwestern und meine Oma hatte ebenfalls zwei“, blitzt es vergnügt in Heathers Augen auf.
„Nee, oder?“, ich bin fassungslos. „Sie wollen mir jetzt aber nicht erzählen, dass Ihre Tanten und Cousinen auch alle Mädchen bekommen haben“, stammele ich.
Heather gluckst nur und nimmt einen Schluck Wein. „Und wenn ich das täte?“
„Dann würde ich Ihnen kein Wort glauben“, antworte ich wahrheitsgemäß.
„Dann lassen Sie es“, lacht sie leise.
„Sie nehmen mich hoch ! Oder sind weibliche Nachkommen bei Ihnen auch so eine Art Familientradition wie das Salbenherstellen?“
„Vielleicht“, grinst Heather frech und sie sieht dabei sehr süß aus. „Haben Sie denn Geschwister?“
„Ich habe fünfundzwanzig Brüder“, knurre ich. Immer noch bin ich mir nicht sicher, ob sie da wirklich die Wahrheit gesagt hat.
„Ui, das ist eine Menge“, prustet Heather los und verschluckt sich fast an ihrem Rotwein. Sie kämpft zwar verzweifelt dagegen an, aber sie bekommt einen Lachanfall und ihr Lachen reißt mich direkt mit.
„Okay, dann sage ICH mal die Wahrheit“, grinse ich schließlich. „Nein, ich habe keine Geschwister.“
„Das ist schade.“
„Mein Vater ist gestorben, als ich knapp vier war, er war sehr krank. Eigentlich wollten meine Eltern mehr Kinder haben, aber es sollte wohl nicht sein. Nach seinem Tod hat meine Mutter keinen anderen Mann mehr gehabt, sie hat immer gesagt, er wäre die Liebe ihres Lebens gewesen“, sage ich heiser. „Sie ist vor drei Jahren gestorben.“
„Das tut mir leid“, Heather streckt kurz ihre Hand nach mir aus und streichelt über meinen Unterarm. Es ist nur eine kleine Geste, aber in mir breitet sich ein angenehmer Schauer aus.
„So ist das eben. Glauben Sie denn daran? An die einzige, wahre, große Liebe?“
„Unbedingt“, nickt Heather eifrig. „Aber nicht jedem ist es vergönnt sie zu finden – und manche finden sie wohl auch nicht auf Anhieb. Meine Mutter hat drei Anläufe gebraucht, bis sie den Passenden gefunden hat.“
„Ach ja?“, jetzt muss ich wieder grinsen.
„Ja, ich bin das Produkt dieser Beziehung. Meine Schwestern haben jeweils andere Väter“, plappert sie weiter.
„Wirklich?“, mir klappt der Unterkiefer runter. Nicht nur
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