Unsere feuerrote Hexe
mies – im Gegenteil: Es war sogar sehr schön“, sage ich dann milder.
Ich kann ihm eigentlich kein en Vorwurf machen, die Art von Gesprächen haben wir schon sooft geführt und nie bin ich ihn so angegangen.
„Die Kinder, die Nanny und ich haben einen Ausflug ins Rheintal gemacht. Den Kleinen hat es sehr gefallen“, erzähle ich ihm dann.
„Oh gut“, er macht keine Anspielungen mehr auf Heather, ich glaube, er hat eingesehen, dass ich kein Interesse an ihr habe.
„Sollen wir die Woche mal was Trinken gehen?“
Ich bin froh, dass er nicht mehr sauer ist, denn ich wollte ihn auf keinen Fall verärgern.
„Klar, machen wir“, nicke ich ihm zu.
Den ganzen Tag über bin ich bis oben hin mit Arbeit zugeschüttet. Ich komme vor sieben Uhr gar nicht aus der Kanzlei und schaffe es zu meinem Bedauern nicht mehr, mit den Kindern und Heather gemeinsam zu essen.
Ich ärgere mich sogar richtiggehend darüber, was mich selbst erstaunt, denn vor ein paar Wochen habe ich darüber keinen Gedanken verschwendet.
Ich höre, dass Heather mit Nele und Ben oben ist, ein fröhliches Lachen klingt durchs Haus. Auch etwas, das mir früher nie aufgefallen ist – habe ich es nur nie wahrgenommen oder war das vielleicht auch nie so gewesen?
Ich schüttele über mich selbst den Kopf. Wieso hab ich mich nur so wenig um die Belange der Kinder gekümmert?
Lindas Erziehungsstil war auch so komplett anders gewesen, als der von Heather. Bei Linda waren die Kinder brav und angepasst, fast schon unauffällig. Jetzt sind sie lauter und fordernder geworden, was ja im Grunde genommen auch ihr gutes Recht ist.
Mit schnellen Schritten haste ich nach oben, Heather ist bei Ben im Zimmer und spielt Nele und ihm etwas auf der Gitarre vor.
„Papi!“
Meine Tochter entdeckt mich als Erste und stürmt fröhlich auf mich zu. Ich fange sie auf und wirbele sie wild herum, auch Ben kommt jetzt auf mich zugetrippelt.
„Hallo Ihr Süße n“, ich drücke beiden einen herzhaften Kuss auf die Stirn und wende mich an Heather.
„Hallo“, begrüße ich sie lachend.
„Hallo Alexander“, lächelt sie. „Ich wollte den beiden noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Ben würde gerne etwas über die Loreley hören. Ich denke aber, da sind Sie wohl eher der Fachmann.“
„Ja, von Lore .“
„Okay , dann also von der Lore“, zwinkere ich ihm zu.
Heather drückt beide noch einmal fest an sich und Ben bedeckt ihr Gesicht mit feuchten Küssen, was sie kichernd über sich ergehen lässt.
„Gute Nacht“, verabschiedet sie sich dann winkend von ihnen und überlässt mir das Feld.
Ich schmücke die Legende um die Loreley noch ein bisschen aus und Ben hört mir mit großen Augen und offen stehendem Mündchen zu. Auch ich werde mit Küssen überhäuft, als ich ihnen eine Gute Nacht wünsche.
Zu meiner Verwunderung und – wie ich mir eingestehen muss – auch zur meiner Freude, wartet Heather im Wohnzimmer auf mich.
„Kann ich mal mit Ihnen reden?“, fragt sie mich freundlich.
„Natürlich. Ich würde mich nur gerne umziehen. Hat es so lange Zeit?“, ich deute auf meinen Anzug und über Heathers Gesicht huscht ein Grinsen.
„Ich denke, das ist möglich.“
„Sollen wir uns wieder hinaus setzen?“, ich weise mit dem Kopf auf die Terrasse.
„Ja“, stimmt Heather zu.
Ich hole noch ein paar Getränke, diesmal verweigert Heather aber den Wein, und ich warte gespannt ab, was sie mir zu sagen hat.
„Und?“, fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch.
„Es geht um folgendes: Ich habe heute im Kindergarten mitbekommen, dass es hier üblich ist, die Schultüten selbst zu basteln“, erklärt sie mir mit wichtigem Gesicht. „Die Mütter von Neles Freundinnen haben darüber gesprochen und ich habe sie dann danach befragt…“
„Man kann die aber auch kaufen“, ich zucke nur gelangweilt mit den Schultern.
„Aber es wäre schöner, wenn die selbst gemacht sind. Alle Freundinnen von Nele werden selbst gebastelte Schultüten bekommen“, beharrt Heather.
„Okay – wären Sie bereit, die Schultüte zu basteln?“, ich schaue zu ihr hinüber, wo ist denn jetzt das Problem?
„Normalerweise machen das ja die Mütter“, ein gefährliches Funkeln ist in Heathers Augen zu erkennen und ich zucke zusammen.
„Oh nein – ich mache das ganz bestimmt nicht. Ich bin total ungeschickt darin und Nele könnte sich niemals damit sehen lassen“, ich hebe abwehrend die Hände.
„So ungeschickt sind Sie bestimmt nicht“, grinst
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