Unsere feuerrote Hexe
kleinen Weg, der uns nach unten zur Anlegestelle führen wird.
Heather folgt ihnen leichtfüßig, als wäre nichts geschehen, doch dann dreht sie sich noch einmal zu mir um und lächelt mich an.
‚Dieses Lächeln bringt mich noch mal um den Verstand’ , stöhne ich innerlich auf und folge den Dreien schnell.
Wir fahren mit dem Schiff weiter bis nach Rüdesheim, hier bummeln wir noch ein wenig durch die sehr touristische Drosselgasse und bestaunen die Gr äußlichkeiten, die es in den Souvenir-Shops zu kaufen gibt. Bei manchen Sachen bekommt sich Heather nicht mehr ein vor Lachen und sie steckt mich mit ihrer Fröhlichkeit an. Wir sind ziemlich albern und ich wundere mich schon fast, dass die uns nicht aus dem Laden werfen.
Von der knisternden Spannung, die auf dem Loreley-Felsen zwischen uns geherrscht hat, ist jetzt nichts mehr zu spüren. Vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet?
Doch eigentlich bin ich mir sicher, dass da was war – nur was, das weiß ich selbst nicht.
Ben macht langsam schlapp und ich setze ihn auf meine Schultern.
Wir gehen zur Anlegestelle und nehmen das letzte Schiff zurück nach Koblenz.
Mein kleiner Sohn ist so müde, dass er während der Fahrt auf dem Schoß von Heather einschläft. Ich ziehe ihm behutsam seine Jacke an, der kleine Mann wird noch nicht einmal wach. Diesmal zwinge ich mich dazu, Heathers Berührungen, als sie mir mit Bens Jacke hilft, nicht besonders zu registrieren. Natürlich tue ich das trotzdem. Lächerlich.
Wieder betrachtet Heather mit großer Faszination die Burgen, d ie an uns vorüberziehen.
„Hätten Sie gerne zur Zeit der Burgfräulein und Ritter ge lebt?“
„Nein !“, kommt es wie aus der Pistole geschossen und ich schaue sie überrascht an.
„Warum?“
„Was glauben Sie denn?“, sagt sie ernst.
Ich schüttele nur den Kopf. „Ich verstehe nicht…“
„Wirklich nicht?“, lächelt sie ein wenig traurig, dann schaut sie weg und ich gebe es auf, das Thema zu vertiefen.
Sie schweigt eine ganze Weile und ich beobachte sie verstohlen. Die Nachmittagssonne lässt ihr Haar wieder leuchten, ich muss mich zwingen, mich nicht von dem Bild zu sehr in den Bann ziehen zu lassen, dass sie vor der Kulisse der alten Gemäuer abgibt.
Zu einigen Burgen hat sie noch ein paar Fragen und ich bin froh, dass wir wieder miteinander reden. Dieses Schweigen war für mich unangenehm und ich versuche, ihr alles so gut es geht zu beantworten.
Ben wird nur kurz wach, als ich ihn in Koblenz ins Auto verfrachte, auch Nele ist müde geworden. Die beiden lassen sich anstandslos ins Bett schicken, als wir zuhause angekommen sind.
Ich höre, dass Heather Nele noch etwas vorsingt, Ben ist sofort eingeschlafen, kaum das er mit seinem Köpfchen das Kissen berührt hat.
Als sie fertig ist, gehe ich noch einmal leise nach oben und fange Heather vor ihrer Zimmertüre ab.
„Hätten Sie Lust… also…“, ich kratze mich etwas verlegen am Kopf und finde mich selbst gerade unglaublich dämlich. „Möchten Sie sich mit mir noch etwas auf die Terrasse setzen und etwas trinken?“
Sie schaut mich überrascht an, dann huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. „Gerne“, antwortet sie erfreut.
Ich bin erleichtert, dass sie mir keinen Korb gegeben hat. Der Tag war einfach wunderschön gewesen und mir ist danach, ihn mit ihr zusammen ausklingen zu lassen.
Kurze Zeit später kommt Heather wieder hinunter, sie hat sich eine Strickjacke übergezogen und betritt jetzt etwas scheu die Terrasse. Ich habe in unserem Feuerkorb Holzscheite angezündet und eine wohlige Wärme geht von ihm aus.
„Das ist schön“, lächelt sie mir zu und deutet auf das Feuer. Die Flammen spiegeln sich in ihren faszinierenden Augen wieder und für einen Moment schaut sie wie gebannt hinein.
„Ja, es ist ein bisschen kühl geworden und da fand ich dies eine gute Lösung“, antworte ich. „Was möchten Sie trinken?“, frage ich sie dann. „Ein Glas Wein vielleicht?“
„Ich, äh… also lieber nicht“, sie schaut mich skeptisch an.
„Keine Sorge, ich werde es keinem verraten“, zwinkere ich ihr zu und deute dann auf eine Karaffe mit Rotwein. „Der ist gut…“
„Okay“, sagt sie scheu. „Ein Glas kann ja nicht schaden.“
„Der Tag heute war sehr schön“, sagt sie, als ich ihr Glas fülle. „Vielen Dank dafür, dass ich mitfahren konnte.“
„Ich hab es auch sehr genossen“, ich schaue ihr kurz in die Augen und proste ihr dann zu. „Vielleicht können wir öfter
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