Unsere feuerrote Hexe
.“
„Keine Ursache. Wir können sofort frühstücken . Setzen Sie sich doch schon raus zu Nele und Ben.“
Ich gehorche nur zu gerne. Kurze Zeit später gießt Heather den beiden ihren Kakao ein und reicht ihnen die kleine Schüssel mit den Obststückchen. Ich bekomme meinen Kaffee serviert und die Rühreier. Ich zwinge mich, Heathers Duft, als sie mir näher kommt, nicht als besonders anziehend wahrzunehmen, doch das ist sehr schwer.
Nele und Ben lenken mich dann mit ihrem Geplapper von meinen Grübeleien über Heather ab, auch sie wirkt ganz unbeschwert und fröhlich, so als hätte es die gestrige Szene in meinem Schlafzimmer nicht gegeben.
‚Vielleicht würde sie das ja auch am liebsten vergessen…’ , kommt es mir in den Sinn. Und obwohl ich darüber froh sein sollte, wenn dem so wäre, spüre ich doch einen kleinen Stich.
Am Vormittag kommen meine Schwiegereltern vorbei und wollen Nele und Ben zu einem Ausflug abholen. Die Kinder freuen sich Oma und Opa zu sehen, und ich nehme mir vor, die freie Zeit dafür zu nutzen, ein paar Akten durchzuackern.
„Es wäre besser, wenn wir den Knöcheln noch einmal bandagieren würden“, schlägt Heather mir vor, als die Kinder weg sind.
„Sie können mir die Salbe geben, ich mache das dann selbst.“
Sie schaut mich einen Moment irritiert an, ich hoffe inständig, dass ich sie jetzt nicht verletzt habe. „Ich meine, ich will Ihnen nicht zur Last fallen, Sie haben schon genug für mich getan“, schiebe ich schnell nach.
„In Ordnung“, Heather dreht sich herum und ich höre, dass sie die Treppe nach oben geht. Kurze Zeit später steht sie schon mit der Salbe und einer frischen Bandage vor mir.
„Bitte“, sagt sie nur und beginnt, den Tisch abzuräumen. Ich versuche, einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen, doch das ist nicht möglich. Heather konzentriert sich völlig auf das Wegbringen des Geschirrs, als sie fertig ist, kommt sie auch nicht mehr hinaus auf die Terrasse.
‚Du hast sie gekränkt . Aber es ist das Beste so!’ , sage ich mir immer wieder.
Ich hole meinen Laptop und setze mich hinaus auf die Terrasse. Doch so richtig konzentrieren kann ich mich nicht, mit einem Ohr bin ich immer im Haus und versuche zu orten, wo Heather gerade steckt. Sie scheint sehr beschäftigt zu sein, denn ich höre es klappern und ich kann ihre Schritte hören, wenn sie herumläuft.
„Wenn Sie mich nicht brauchen, dann würde ich gerne den Nachmittag nutzen und in die Stadt fahren.“
„Natürlich, fahren Sie ,“ ich sehe ihr geradewegs in die Augen.
Sie nickt mir freundlich zu und kurze Zeit später höre ich schon die Haustüre ins Schloss fallen.
Ich atme tief durch als sie weg ist, rede mir ein, dass eine professionelle Distanz für alle Seiten nur von Vorteil ist und zwinge mich dann förmlich, mich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Am späten Nachmittag ist sie wieder da, begrüßt mich kurz und macht sich dann daran das Abendessen vorzubereiten. Ich halte es nicht mehr aus und gehe zu ihr in die Küche.
„Hatten Sie einen schönen Nachmittag?“, ich bleibe im Türrahmen stehen.
„Ja“, lächelt sie mir zu und ich könnte dahinschmelzen. Sie kann so unglaublich süß lächeln…
„Was macht Ihr Fuß?“
„Besser. Sie kennen sich wirklich gut aus“, sage ich anerkennend.
Heather winkt bloß ab. „Nicht der Rede wert .“
Wir plaudern ein bisschen über Gott und die Welt , ich vergesse völlig die Zeit, und als es an der Türe schellt und Nele und Ben wieder abgeliefert werden, erschrecke ich mich fast schon.
„Was ist mit deinem Fuß?“, fragt mich meine Schwiegermutter.
„Ich bin gestern beim Joggen umgeknickt, es ist aber nichts Schlimmes .“
„Hedda hat Salbe draufmacht und jetzt ist wieder gut“, ergänzt mich Ben und rennt direkt an mir vorbei, um Heather zu begrüßen.
„Euer Kindermädchen? Nele und Ben sagten schon, dass sie sich mit Salben und dergleichen auskennt.“
„Ja, sie hat ein bisschen Ahnung davon“, bestätige ich ihr.
‚Ein bisschen ist gut!’
„Ich hab da so einen Hautausschlag bekommen, meinst du, sie hat was dagegen?“, fragt sie weiter.
„Wir können sie ja mal fragen“, ich bitte sie hinein.
„Susanne, du wirst doch nicht so einem Hokuspokus vertrauen“, knurrt mein Schwiegervater. „Wir fahren morgen wieder in die Uniklinik zu Professor Marbert.“
„ Der hat das nicht in den Griff bekommen, Herbert. Einen Versuch ist es wert“, zickt meine Schwiegermutter zurück und ich gehe
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