Unsere feuerrote Hexe
wir aufbrechen.
„Das werde ich“, nickt meine Schwiegermutter.
Ich gebe Heather den Rest des Tages und auch den Sonntag frei. Sie ist überrascht, dann schaut sie mich bittend an. „Ich wollte morgen mit Nele und Ben in den großen Indoor-Spielplatz. Es ist ja Regen angesagt. Kann ich mit den Kindern trotzdem gehen?“
Ihrem Blick habe ich nicht viel entgegenzusetzen, doch bevor ich mich wieder in ihren Augen verliere, sehe ich schnell weg.
„Natürlich, Heather.“
Dann schnappe ich mir die Kinder und gehe mit ihnen hinunter zum Rhein. Ich spüre deutlich die Blicke von Heather in meinem Rücken, als wir die Villa verlassen und ich verfluche mich selbst für mein unmögliches Benehmen ihr gegenüber. Aber im Moment traue ich mir selbst nicht mehr über den Weg. Ich habe schon überlegt, mir etwas ‚Entspannung’ zu suchen und war sogar vor drei Tagen in einer Bar, aber obwohl ich ein eindeutiges Angebot hatte, hab ich dann doch einen Rückzieher gemacht. Es ging nicht, irgendwie hat es sich von vorneherein komisch angefühlt.
‚Sie ist doch eine Hexe’ , denke ich böse, dann lenken mich Nele und Ben aber von meinen Grübeleien ab.
Es kommt natürlich, wie es kommen musste. Am nächsten Tag lassen die Kinder nicht locker, bis ich mit ihnen und Heather zusammen in den Indoor-Spielplatz fahre. Und ich muss zugeben, dass sich das wirklich gelohnt hat. Ich kann zwar mit meinem Fuß noch nicht so schnell laufen wie Heather und die Kinder, aber trotzdem habe ich auch eine Menge Spaß. Und es ist schön, die Drei zu beobachten, wie sie herumtoben und lachen.
Ganz besonders schön ist es, einer ganz bestimmten Person dabei zuzuschauen. Ich hab e das Gefühl, dass Heather von Tag zu Tag hübscher wird, obwohl sie sich immer noch kaum schminkt oder besonders schick macht. Ich könnte sie stundenlang anschauen und komme mir langsam vor, wie ein schwerverknallter Teenager - ohne das ‚verknallt sein’ natürlich. Also im Grunde nur wie ein Teenager…
‚Du spinnst dir vielleicht was zusammen …’
Anschließend gehen wir noch etwas essen, diesmal setzen die Kinder sich aber nicht mit einem amerikanischen Schnellrestaurant durch, sondern wir gehen ganz gesittet zu einem Italiener.
Nele und Ben sind noch sehr überdreht und albern beim Essen viel herum, Heather und ich müssen sie ein paar Mal ermahnen, es nicht zu übertreiben.
„Es war ein schöner Tag“, sage ich dann abends zu Heather, nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht haben.
„Ja, fand ich auch. Gute Nacht“, antwortet sie nur kurz und geht dann direkt auf ihr Zimmer.
‚Was war denn das?’, frage ich mich verblüfft. ‚Aber ist es nicht das, was du erreichen wolltest?’
In mir schreien zwei Stimmen wild durcheinander, die Eine ruft laut ‚Ja’ – und die andere - noch viel kräftiger - ‚Nein!’
„Na, wie seht ihr denn aus?“, verwundert betrachte ich mir die verschwitzte Bande, die auf den Terrassenstühlen sitzt.
„Hedda ist mit uns lauft“, erklärt Ben mir strahlend.
„Sie waren mit den Kindern joggen?“, ich schaue Heather fragend an.
„Ja, ich habe mit ihnen für den Stadtlauf geübt“, antwortet sie. „Der Kindergarten macht da mit. Die Kleinen laufen achthundert Meter und die Großen, also Nele, zwei Kilometer.“
„Und? Habt ihr es geschafft?“, erkundige ich mich und setze mich zu ihnen. Ich lockere meine Krawatte und schenke mir etwas zu trinken ein.
„Ja, haben geschafft“, nickt Ben stolz.
„Super“, ich gebe den beiden ein Küsschen.
„Aber jetzt geht’s duschen .“
„Och nö“, mault Ben.
„Doch, alle großen Sportler duschen, wenn sie fertig sind“, nickt sie ihm zu.
„Das stimmt . Aber ich kann das mit den Kindern machen, dann können Sie schneller in Ihr Bad.“
„Danke“, Heather steht auf, um nach oben zu gehen.
Ich nehme die Kinder mit in unser Bad, es grenzt an unser Schlafzimmer an, Heather besitzt ihr eigenes kleines Badezimmer am Ende des Ganges.
Ich knöpfe mir Ben als Ersten vor, als ich nicht aufpasse und er Schaum ins Auge bekommt, macht er ein Mordstheater.
„Hedda kann das besser!“, schreit er laut herum und ich verdrehe nur die Augen.
Dann kommt Nele an die Reihe. Sie hat gerade die Haare nass, als wir feststellen, dass ihr Shampoo leer ist und das von ihrem kleinen Bruder mag sie nicht benutzen, weil jedes für sich eine ‚Spezialanfertigung’ von Heather wäre.
„Ich hole von Hedda“, bietet Ben an und noch bevor ich ihn zurückrufen kann,
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