Unsere feuerrote Hexe
aber selbst diese höflichen Floskeln fallen mir schwer.
Als wir bei meinen Schwiegereltern ankommen, öffnet sich schon die Türe , als mein Wagen die Einfahrt hinauffährt. Susanne und Herbert umarmen ihre Tochter ausgiebig und ihr tolles Aussehen wird gebührend gelobt.
Natürlich hat sich Susanne nicht lumpen und ein nobles Essen auftischen lassen, nur Ben und Nele schauen etwas verzweifelt, als der Salat serviert wird.
„Oh, ich habe auch etwas für euch vorbereiten lassen“, lächelt Susanne die beiden dann an. „Euer Kindermädchen hat mir verraten, dass ihr Salat esst, wenn er besonders zu bereitet ist.“
Sie winkt der Haushälterin zu, die kommt dann grinsend mit zwei bunten kleinen Salattellern, aus den Möhren und Gurken sind kleine Figuren geschnitzt.
„Wie Hedda das macht!“, strahlt Ben Susanne an und auch Nele lacht fröhlich, als sie ihren Teller serviert bekommt. Ich bin etwas sprachlos, aber natürlich freue ich mich darüber, dass meine Schwiegermutter an so etwas gedacht hat.
„Ist das wirklich nötig?“, Jessica rümpft die Nase. „So eine Sonderbehandlung muss ja wohl nicht sein.“
„Der Zweck heiligt die Mittel“, lacht Susanne.
„Bei mir habt ihr so ein Theater nicht gemacht“, Jessi wirkt sogar etwas eingeschnappt und ich verdrehe nur die Augen.
„Ich muss zugeben, mir haben da die Ideen gefehlt. Aber euer Kindermädchen ist wirklich sehr kreativ, was so etwas angeht“, nickt meine Schwiegermutter Jessica zu.
„Sie wird dafür ja auch bezahlt“, antwortet meine Frau nur.
Herbert fragt sie jetzt nach ihrem Workshop aus und Jessis Laune wird sofort besser.
Die nächsten zwei Stunden bestreitet Jessica ganz alleine. Mir wird das alles irgendwann zu bunt und ich gehe mit Ben und Nele in den Garten. Die bösen Blicke, die ich daraufhin von meiner Frau ernte, prallen völlig an mir ab.
Es ist ja schön für sie, dass alles so gut gelaufen ist, aber ich muss mir das nicht in Echtzeit erzählt anhören.
Der Garten meiner Schwiegereltern ist durchgestylt bis zum letzten Grashalm. Es juckt mir förmlich in den Füßen mit den Kindern über den gepflegten Rasen zu toben, aber um nicht noch mehr Ärger zu bekommen, bleibe ich mit ihnen auf der Terrasse.
Als wir nachmittags zuhause ankommen, ist alles ruhig. Petra hat ebenso wie Heather frei.
„Ich glaube, ich leg mich gleich was hin“, seufzt Jessi auf, als wir in der Eingangshalle sind.
„Willst du mal meine Schultüte sehen und den Toni?“, Nele schaut Jessica bettelnd an.
„Ich hab einen neuen Fußball“, berichtet dann auch Ben freudestrahlend.
„Okay, aber dann muss die Mama schlafen, ja?“, willigt Jessica ein und ich atme innerlich auf. Es hätte mich nicht verwundert, wenn sie dies verschoben hätte.
Nele zeigt Jessica stolz ihre Schulsachen, ihren Schreibtisch und die Bücher. Jessi wirkt desinteressiert und dafür würde ich ihr am liebsten sofort den Hals umdrehen. Bei Ben hält sie sich auch nicht viel länger auf, doch ihr Blick fällt auf zwei neue Fotos, die an seiner Pinnwand neben Fotos von ihr hängen. Es ist eines von ihm und Heather und dann noch ein weiteres von Heather, mir und den Kindern. Wir haben es im Urlaub gemacht und Ben wollte die Fotos unbedingt aufhängen.
Ich bin sehr gespannt, was Jessica dazu sagt, aber sie verzieht nur spöttisch die Mundwinkel.
„Welch ’ Idylle“, der pure Hohn ist aus ihrer Stimme zu hören.
„War es auch“, antworte ich entsprechend giftig.
Jessica zuckt nur mit den Schultern und wendet sich dann an Nele und Ben. „Ich lege mich jetzt etwas hin, ich bin sehr müde. Bitte seid ruhig und macht keinen Krach, ja?“
„Wir haben Bilder malt“, Ben gibt Jessica seines. Er hat es mit Heather zusammen gemalt und sich sehr viel Mühe gemacht. Auch Nele holt schnell ihres und überreicht es Jessica.
„Schön“, sagt sie und haucht jedem ein Küsschen auf die Stirn. Ich kann sehen, dass vor allem Nele enttäuscht ist und ich kann sie gut verstehen. Sie hatten sich wohl mehr von der Heimkehr ihrer Mutter versprochen.
„Was haltet ihr davon, wenn wir ein Eis essen gehen?“, schlage ich den beiden vor und sie stimmen zu meiner Erleichterung sofort begeistert zu.
Ich fahre mit ihnen ins Zentrum , innerlich hege ich die Hoffnung, vielleicht Heather irgendwo zu begegnen, was natürlich Quatsch ist in so einer großen Stadt. Aber es gibt ja solche Zufälle.
Doch l eider haben wir kein Glück. Nach dem Eisessen bummele ich mit den Kindern noch
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