Unsere feuerrote Hexe
letzte Urlaub für dich“, lächelt Heather ihr zu.
„Aber es war so schön hier“, antwortet meine Tochter und obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen kann, höre ich, dass sie mit den Tränen kämpft.
„Ja, das war es. Aber nächste Woche fängt doch die Schule an, das wird ganz aufregend für dich“, versucht Heather sie weiter auf andere Gedanken zu bringen.
„Ja“, antwortet Nele nur und Heather gibt erst einmal auf. Sie schaut zu mir, in ihren Augen kann ich ebenfalls eine gewisse Traurigkeit erkennen. Ich schlucke, denn mir geht es nicht anders. Je näher wir Köln kommen, desto wehmütiger werde ich. Doch das will ich mir wegen der Kinder auf keinen Fall anmerken lassen, ich strecke meine Hand nach Heathers aus und drücke sie leicht.
Wir kommen am frühen Abend zurück, Petra erwartet uns bereits mit freudestrahlendem Gesicht.
„Da seid ihr ja!“, begrüßt sie als erstes die Kinder, die schon auf sie zugerannt kommen. „Habt ihr Hunger? Ich habe einen Nudelauflauf vorbereitet . Und gut seht ihr alle aus. Sie haben aber gut Farbe bekommen.“
„Ja, das Wetter war toll. Der ganze Urlaub war klasse“, antworte ich ihr ehrlich.
„Ja, es war sehr schön“, bestätigt ihr auch Heather.
Zum Abendessen bleibt Petra bei uns und lässt sich von den Kindern alles berichten. Dann rufe ich meine Schwiegereltern an und melde mich zurück. Zuerst war ich skeptisch, als ich ihnen erzählt habe, dass Heather mitfährt und Herbert hat auch etwas misstrauisch geguckt, aber Susanne hatte keinerlei Bedenken. Ich habe natürlich sofort erwähnt, dass genügend Zimmer dort wären und für sie schien es ganz selbstverständlich zu sein, dass das Kindermädchen mitfährt.
Auch mit Jessica telefoniere ich, allerdings nur kurz, denn sie hat wieder mal ‚schrecklich wenig Zeit’. Ich lege genervt auf und bin gespannt, wie es werden wird, wenn sie wieder nach Hause kommt. Die Dreharbeiten zu dem Kinofilm beginnen drei Wochen, nachdem sie aus den USA zurück ist.
Den nächsten Tag verbringen Nele und Ben bei den Großeltern, Zeit für mich und Heather, noch einmal unsere Zweisamkeit zu genießen, bevor der Alltag anfängt. Als die beiden zurück gebracht werden, berichtet Susanne mir, dass sie einen Termin bei einem Fotografen ausgemacht hat, damit Nele von ihrem ersten Schultag auch schöne Bilder bekommt.
Neles großer Tag soll dann auch etwas ganz Besonderes werden. Susanne hat meine Tochter neu eingekleidet und diese bekommt große Augen, als sie die Schultüte sieht, die Heather und ich für sie gebastelt haben.
„Die ist aber schön“, staunt sie und umarmt uns beide ganz fest.
„Sie ist wirklich hübsch“, sagt dann auch Susanne anerkennend, ich hätte jetzt eher vermutet, dass sie die Nase rümpft.
Es war Neles ausdrücklicher Wunsch, dass Heather an diesem Tag mitkommt, doch Heather hält sich sehr im Hintergrund. Nur für ein Foto stellt sie sich mit dazu, zum Fotografen fährt sie nicht mit, sondern erwartet uns mit Petra zusammen in der Villa.
Petra und Heather haben den Tisch ganz besonders schön geschmückt und Nele strahlt übers ganze Gesicht.
Gegen Abend erwartet sie gespannt Jessicas Anruf, als es dann aber immer später wird und Nele eigentlich ins Bett müsste, wähle ich die Nummer von Jessis Handy. Ich versuche, mir meine Wut nicht anmerken zu lassen, dass sie Nele so lange warten lässt, vielleicht sogar vergessen hat, und gebe das Handy direkt an meine Tochter weiter.
Nele plappert sofort darauf los, aber das Gespräch ist nicht sehr lang. Wie immer eigentlich.
Doch Nele merkt man nicht an, ob sie enttäuscht darüber ist oder nicht, Heather und ich bringen sie wie immer gemeinsam ins Bett und sie erzählt noch sehr aufgeregt von ihrem ersten Schultag. Ich atme erleichtert auf, es scheint tatsächlich kein großes Problem für sie gewesen zu sein, dass ihre Mutter nicht dabei war.
Das sollte mich wohl eigentlich traurig stimmen – aber das tut es nicht. Nicht mehr.
Zehn Tage später ist dann soweit, wir sind auf dem Weg zum Flughafen um Jessica abzuholen. Die Kinder sind sehr aufgeregt und ich fühle mich, als würde man mir den Hals zudrücken.
Heather fährt nicht mit, sie ist direkt nach dem Frühstück aufgebrochen, um in die Stadt zu fahren.
I ch weiß nur zu gut, was in ihr vorgeht. In der vergangenen Nacht haben wir uns eigentlich nur in den Armen gehalten und Heather hat ihre Tränen nicht zurückhalten können. Auch ich konnte nur mit Mühe meine Traurigkeit
Weitere Kostenlose Bücher