Unsere feuerrote Hexe
, aber distanziert. Ich muss zugeben, dass mich das kränkt, auch wenn ich natürlich weiß, dass es die einzige Möglichkeit ist, irgendwie miteinander umzugehen. Fast schon habe ich die Befürchtung, sie könnte mich bitten, sie wieder zu ‚Siezen’, aber das wäre wohl zu auffällig.
Manchmal ertappe ich sie, dass sie mich verstohlen von der Seite beobachtet und wenn sich dann unsere Blicke treffen, entdecke ich in ihren Augen die gleiche Sehnsucht, die ich nach ihr habe. Jedes Mal trifft mich dies wie ein fieser Schlag in die Magengrube.
Soll das jetzt immer so weitergehen? Die Vorstellung macht mich fast wahnsinnig.
Petra hat wirklich gezaubert für das Abendessen mit Werner und Paula. Und Jessica hat sich höchstpersönlich um die Tischdekoration gekümmert.
Eigentlich hätte Heather an diesem Tag frei gehabt, aber Jessi hat sie gebeten, die Kinder nach dem Essen zu beschäftigen und danach ins Bett zu bringen, damit sie sich in Ruhe um die Gäste kümmern kann.
Paula und Werner sind überpünktlich und der riesige Blumenstrauß, den sie Jessica schenken, entlockt mir nur ein leichtes Kopfschütteln.
’Schau mal, sind die nicht wunderschön?’
Ich sehe Heather regelrecht vor mir, wie ihre Augen leuchten, als sie mit einem Strauß Feldblumen zurück ins Ferienhaus kommt.
’Sie sind nicht so schön wie du.’
Ich habe mein eigenes Lachen noch im Ohr, kann mich gut, zu gut erinnern, wie ich sie in die Küche gezogen und ihr einen zärtlichen Kuss gegeben habe.
„Heather kann eine Vase holen. Heather!“, die energische Stimme meiner Frau reißt mich aus meinen wehmütigen Erinnerungen.
„Ja?“, Heather kommt kurze Zeit später ins Wohnzimmer und lächelt Werner und Paula zur Begrüßung freundlich an. Sie hat sich schon umgezogen, offenbar will sie später noch weg. Sie sieht umwerfend aus, einfach wunderschön.
Und ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich nur daran denke, dass sie vielleicht jemanden treffen könnte, der…
„Das ist Heather Ó Briain, unser Kindermädchen. Sie wird sich gleich um Nele und Ben kümmern, wenn wir gegessen haben“, erklärt Jessica unseren Gästen.
„Freut mich sehr“, Werner starrt Heather förmlich an, dann wirft er mir einen vielsagenden Blick zu.
„Das ist also die Nanny, die dich so gar nicht interessiert?“, raunt er mir zu, nachdem er mich etwas zur Seite gezogen hast. „Entweder bist du der größte Lügner, der mir untergekommen ist oder du bist impotent geworden oder blind oder alles zusammen!“
„Tja, dann wird es wohl so sein“, zische ich und hoffe, glaubwürdig zu sein.
„Die ist ja wohl rattenscharf. Und was für ein Fahrgestell die hat, da könnte man ja…“
„Halt einfach die Klappe, okay?“, blaffe ich ihn an, dann gehe ich wieder zu Jessica und Paula.
Petra tischt kurz darauf auf, Nele und Ben werden von Heather zum Essen hinuntergebracht. Sie sind mit Jessica einkaufen gewesen und neu eingekleidet.
„Hallo , ihr Süßen“, säuselt Paula und streichelt den beiden über die Köpfe.
„Guten Tag“, sagt Nele artig.
„Hallo“, Ben ist ein bisschen eingeschüchtert und versteckt sich hinter Heather.
„Die sind ja goldig“, Paula schaut verzückt zu Jessica, die daraufhin glücklich strahlt.
„Ja, die beiden sind unser ein und alles .“
Ich kann nur hoffen, dass Jessi nicht den Blick aufgeschnappt hat, den Heather ihr zugeworfen hat, und halte für einen Moment die Luft an.
Heather hilft Ben auf seinen Stuhl und Werner ist sofort an ihrer Seite.
„Kann ich helfen?“, grinst er Heather an und berührt dabei wie zufällig ihren Arm.
Ich würde ihn am liebsten von ihr wegzerren, doch ich beschränke mich darauf, ihn mit Blicken zu töten.
„Danke, das geht schon“, antwortet Heather freundlich.
„Ich rufe Sie, wenn wir fertig sind“, Jessi deutet mit einem Kopfnicken an, dass Heather jetzt gehen soll.
Ich hasse es, wenn sie Heather so behandelt und kann nur mühsam meine Wut unterdrücken.
Das Essen wird dann so, wie ich es befürchtet ha be. Jessica erzählt an einem Stück von ihrem Workshop und Werner und Paula hängen an ihren Lippen.
Dabei ist es nicht verwunderlich, dass Jessi die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie sieht einfach fantastisch aus und kann interessant erzählen. Außerdem ist sie charmant und geistreich, intelligent… Ich sollte froh sein, dass ich sie habe, rede ich mir gut zu.
Nele und Ben langweilen diese Erzählungen natürlich schon. Sie können mit den Namen der
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