Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)
die andere vermag. Und es ist immer weise, ein gute Tat zu tun, denn für versäumte gute Taten gibt es keine Wiederkehr.“
„Ach!“ Die alte Frau schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Nein, das kann ich nicht zulassen, dass ihr euch auch noch in Gefahr bringt! Das ist doch völlig meschugge.“
Ağan musste grinsen. „Was heißt das denn, meschugge ?“
„Na, verrückt heißt das!“
„Aber das sind wir nicht“, versprach Ağan. „Und wir werden uns auch nicht wie Verrückte benehmen, wenn wir den Hundeentführer suchen. Wie sieht der Mann denn nun genau aus?“
„Na, wie ein Russe!“, rief die Gräfin. „Blaue Augen, blonde Locken, rote Wangen! Wie ein Engel, auch wenn er ein falscher Engel ist. Ach, die Russen sind auch nicht mehr die, die sie einmal waren. Hart und böse sind sie geworden. Hart und geldgierig. Es gibt uns nicht mehr, die Poeten, die Künstler, die Schriftsteller. Die russische Seele, sie ist fort. Nur noch träumen können wir von ihr.“
„Vielleicht“, sagte Addi. „Aber wir sind die Unsichtbar-Affen und wir werden ihnen helfen.“
„Unsichtbar-Affen?“, fragte die alte Dame.
„Ja“, sagte Jenny. „Denn wie Sie selbst auf dem Schiff gemerkt haben, sind wir als Kinder meistens unsichtbar und trotzdem da! Aber genau das hilft uns, zu ermitteln und zu helfen. Deswegen müssen Sie keine Angst um uns haben. Wenn wir nicht gesehen werden wollen, dann sieht uns kein Erwachsener. Auch kein falscher Engel.“
Die Gräfin sah Jenny, Ağan und Addi stumm an. Dann nickte sie. „Danke!“, flüsterte sie. „Das ist wirklich sehr freundlich von euch.“
Kurz darauf waren die Unsichtbar-Affen wieder auf der Straße und machten sich auf den Weg zum Ku’damm.
„Es ist eine Schweinerei“, sagte Jenny. „Der hat diese liebenswerte alte Frau echt ausgenutzt.“
Addi nickte. „Und wie. Wahrscheinlich ist er gar kein Russe. Und ein Engel schon gar nicht. Gut möglich, dass er von Anfang an vorhatte, ihre Hunde zu entführen und sie dann zu erpressen. So eine Gemeinheit!“
„Aber was für ein Glück, dass Jenny die beiden Windhunde gesehen hat“, warf Ağan ein. „Hätte sie sie nicht gesehen, wären wir der Gräfin wahrscheinlich niemals gefolgt. Es wäre uns nicht in den Sinn gekommen.“
„Diese Stadt ist wirklich voller Geheimnisse“, meinte Jenny.
„Und voller Verbrechen“, pflichtete Addi ihr bei. „Nur, wie sollen wir dieses lösen? Wir müssen den falschen Engel finden. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Und wir werden nicht warten, bis er seine Nachricht in der Grünen Lampe abgibt, sondern ihn davor finden. Denn nur so können wir die Hunde befreien, wenn er sich auf den Weg zur Grünen Lampe macht. Sehen lassen kann er sich dort mit den Barsois nicht. Das ist schon mal klar, aber wo steckt er?“
„Wir suchen dort, wo Jenny ihn gesehen hat“, schlug Ağan vor. „Das ist seine Strecke, da führt er die Hunde aus. Dort oder dort in der Nähe. Es war weit genug weg von dem Waldweg, wo er die Gräfin erwartet hat.“
„Gute Idee“, meinte Jenny. „Um wie viel Uhr ist er mit den Hunden spazieren gegangen?“
„Am späten Nachmittag“, sagte Addi.
„Dann lasst uns die Beine in die Hand nehmen und uns auf den Weg machen. Jetzt ist es bald zwölf. Wir haben genug Zeit.“
„Zeit wofür?“
„Na, um uns ein Versteck zu bauen, in dem wir ihm auflauern können“, sagte Jenny. „Das ist doch wohl klar. Er darf uns nicht sehen und auch die Hunde dürfen nicht auf uns aufmerksam werden. Das ist ja das Blöde an Hunden, sie verraten jeden, den sie aufspüren, egal ob der ihnen was Gutes will oder nicht.“
„Stimmt“, sagte Addi. „Aber wie macht man was dagegen? Da hilft es doch auch nicht, wenn wir uns eine Hütte bauen oder uns unter ein paar Äste legen!“
„Ganz einfach“, gab Jenny zurück. „Dazu braucht man nur eine gut ausgestattete Küche. Und die hast du ja zu Hause.“
Am Nachmittag waren die Unsichtbar-Affen wieder im Grunewald und lagen tatsächlich unter einem dichten Gewirr aus Ästen und Herbstblättern auf der Lauer. Sie hatten Goffi mitgenommen, der sich eng an Addi kuschelte.
Die letzten Minuten waren für den kleinen Klammeraffen schwierig gewesen. Denn als die Unsichtbar-Affen sich an die Vorbereitungen für ihre Hundenasenabwehrfalle machten, hatte auch Goffi eine Ladung des Pfeffers, den die Freunde dafür auf dem Weg und in der Umgebung in rauen Mengen ausstreuten, in die Nase bekommen und sich mit einem
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