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Unsichtbar

Unsichtbar

Titel: Unsichtbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Lächeln zu unterdrücken versucht, und er begreift, wie viel seine Komplimente ihr bedeuten.
    Gleich darauf entschuldigt sie sich und verschwindet den Flur hinunter (zweifellos, um ins Bad zu gehen), und zum ersten Mal an diesem Abend ist Walker mit ihrer Mutter allein. Im Bewusstsein, dass Cecile bald wieder bei ihnen sein wird, und um keine Sekunde zu vergeuden, kommt Helene gleich zur Sache.
    Gehen Sie behutsam mit ihr um, Mr. Walker, sagt sie. Sie ist ein kompliziertes, zerbrechliches Geschöpf, und sie hat keinerlei Erfahrung mit Männern.
    Ich mag Cecile sehr, sagt er, aber nicht so, wie Sie anzudeuten scheinen. Ich bin gern mit ihr zusammen, das ist alles. Als Freund.
    Ja, natürlich mögen Sie sie. Aber Sie lieben sie nicht, und das Problem ist, dass sie sich in Sie verliebt hat.
    Hat sie Ihnen das gesagt?
    Das braucht sie mir nicht zu sagen. Ich brauche sie nur anzusehen.
    Sie kann mich nicht lieben. Wir kennen uns doch erst seit einer Woche.
    Ein Jahr, eine Woche, was macht das für einen Unterschied? So etwas passiert einfach, und ich möchte nicht, dass sie leidet. Seien Sie vorsichtig. Ich bitte Sie.
    Die Befürchtung ist zur Tatsache geworden. Unschuld hat sich in Schuld verwandelt, und Hoffnung ist ein Wort, das sich auf Verzweiflung reimt. Überall in Paris springen Leute aus Fenstern. Die Metro ist mit menschlichen Exkrementen übersät. Die Toten kriechen aus ihren Gräbern. Ende des zweiten Akts. Vorhang.
    Dritter Akt. Als Walker die Wohnung der Juins verlässt und in die kalte Septembernacht taumelt, steht für ihn fest, dass Helene ihm die Wahrheit gesagt hat. Er hatte es schon selbst vermutet, und nachdem sich diese Vermutung jetzt bestätigt hat, wird er sich eine neue Strategie zurechtlegen müssen. Zunächst einmal darf er nicht mehr täglich mit Cecile zusammen sein. So sehr sie ihm ans Herz gewachsen ist, er muss Vorsicht walten lassen (ja, Helene hatte recht), er muss sehr aufpassen, nichts zu tun, was sie verletzen könnte. Aber was genau heißt Vorsicht? Die Beziehung zu ihr abzubrechen kommt ihm unnötig grausam vor, und doch, wenn er sich weiter mit ihr träfe, würde sie sein fortgesetztes Interesse an ihr nicht als ermutigendes Zeichen auffassen? Für dieses Dilemma gibt es keine einfache Lösung. Denn Tatsache ist: Er muss sie sehen, vielleicht nicht so oft wie bisher, vielleicht nicht mehr so viele Stunden lang, aber sehen muss er sie, weil sie diejenige ist, der er sein Herz auszuschütten beschlossen hat, diejenige, die alles über den Mord an Cedric Williams erfahren soll. Cecile wird ihm die Geschichte glauben. Würde er stattdessen zu ihrer Mutter gehen, muss er damit rechnen, dass Helene ihm nicht glaubt. Aber wenn Cecile die Geschichte glaubt, verbessern sich seine Chancen bei Helene, denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie glauben wird, was ihre Tochter ihr erzählt.
    Am nächsten Morgen ruft er Margot an; er sehnt sich nach ihrer Gesellschaft, sie kann ihm helfen, diesem Wirrwarr von Ungewissheiten zu entkommen - aber das hängt natürlich von ihrer Stimmung ab und davon, ob sie überhaupt Zeit hat.
    Das ist lustig, sagt Margot. Ich wollte gerade den Hörer abnehmen und dich im Hotel anrufen.
    Freut mich, sagt Walker. Das bedeutet, dass wir im selben Augenblick aneinander gedacht haben. So eine telepathische Verbindung ist das beste Indiz für ein starkes Band zwischen den Menschen.
    Du sagst immer die seltsamsten Sachen ...
    Willst du mir erzählen, warum du mich anrufen wolltest, oder soll ich dir erzählen, warum ich anrufe?
    Du zuerst.
    Ganz einfach. Ich möchte dich unbedingt sehen. Ich würde mich liebend gern mit dir treffen, aber ich kann nicht. Deswegen habe ich mit dir reden wollen. Stimmt was nicht?
    Nein, nein. Ich werde für eine Woche verreisen, und das wollte ich dir sagen. Verreisen? Ja, nach London. London?
    Warum wiederholst du ständig, was ich sage? Entschuldige. Aber jemand anders ist auch gerade in London.
    Zusammen mit zehn Millionen anderen Leuten. Denkst du an jemand Bestimmten?
    Ich dachte, das wüsstest du vielleicht. Wovon redest du?
    Born. Er ist vor drei Tagen nach London geflogen.
    Und was habe ich damit zu tun? Du willst dich nicht mit ihm treffen, oder? Mach dich nicht lächerlich.
    Denn wenn du dich mit ihm treffen willst, könnte ich das nicht ertragen.
    Was ist nur in dich gefahren? Natürlich werde ich mich nicht mit ihm treffen.
    Und was willst du dann da?
    Hör auf damit, Adam. Du hast kein Recht, mich so etwas zu fragen.
    Ich

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