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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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winkte ab.
    «Wusste Celine, dass sie nicht Ihre leibliche Tochter war?»
    «Natürlich.»
    «Kennen Sie die leiblichen Eltern?», fragte Miki Saito.
    «Das ist gegen die Regeln», antwortete Morgenthau. «Das halten die Adoptionsstellen unter Verschluss, und es war uns auch egal. Ab dem Tag, an dem wir sie abgeholt haben, war sie unsere Celine.»
    Würde ich nicht wissen wollen, was da vielleicht auf mich zukommt?, fragte Stella sich. Waren die sogenannten Verhältnisse, aus denen das Kind kam, wichtig? Darüber hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht.
    «Ihre Schwiegermutter sagte, Celines Laptop sei gestohlen worden?»
    «Ja, in der Schule, ein Drama. Sie hatte über ein Jahr darauf gespart, und vor allem hatte sie darauf so ein Programm, in das sie eigene Kompositionen eingegeben hat, Spielereien, aber eben von sich. Sie hatte sie noch nicht alle ausgedruckt und war sehr unglücklich über den Verlust.»
    «Und das Handy? Haben Sie beim Netzbetreiber eine Überprüfung der Verbindungen beantragt?»
    «Nichts. Nur Telefonate mit Freundinnen, ein paar Anrufe ohne Nummern, Anrufe von uns, nichts Auffälliges. Die letzte Verbindung …»
    Jetzt verlor Klaus Morgenthau doch die Fassung. Die Tränen rannen ohne Vorwarnung aus seinen Augen. Er bemühte sich nicht, sie zu verstecken, er wischte sie nicht einmal weg.
    «Das war am Tag ihres Verschwindens. Wir haben gegen Mittag miteinander telefoniert. Sie war fröhlich, erzählte von dem Konzert auf dem Schulfest und brach das Gespräch ab, weil jemand anklopfte und sie wohl auf diesen Anruf gewartet hatte.»
    «Wo waren Sie an diesem Tag?»
    «Eine Baustelle in der Nähe von Krakau.»
    «Mit wem hat sie dann gesprochen?»
    Morgenthau zuckte die Achseln. «Keine Ahnung.»
    Nachdem Stella van Wahden und Saito sich von Celines Vater verabschiedet hatten, übermannte Stella die Befürchtung, dass ihr Ausflug nach Thüringen mehr Fragen aufwarf, als er beantwortete. Auch die Gespräche im Frisörsalon mit der Chefin und den Kolleginnen und an der Berufsschule ergaben nichts Verwertbares.
    «Dann hoffen wir mal, dass die Spurensicherung etwas ergeben hat», seufzte Stella, als sie die Rückfahrt nach Köln antraten.

24 . Februar 1981
    Er hatte getan, was alle taten, er hatte es tun müssen. Monk war vierzehn, er würde noch vier Jahre bleiben, die anderen hatten gesagt, dass er es tun müsse, wenn er nicht dauernd von Monk kleingemacht werden wollte, aber er hatte zu lange gedrückt, und dann hatte der Junge nicht mehr geatmet, und jetzt saß er hier, im Bunker, wie lange schon, wusste er nicht, und wie lange er bleiben musste, auch nicht. Was passierte mit jemand wie ihm, was passierte mit einem Mörder?
    «Verdammt», hatte Monk ein paar Tage zuvor geschrien, «willst du immer unten bleiben, hey, Tommi, willst du das? Monk macht mit dir, was er will, wenn du unten bleibst, und nicht nur Monk.»
    Monk sprach immer so von sich. Monk sagte nie ich, er sagte immer Monk. Es klang, als ob er von einem mächtigen Fremden spräche, als ob es jemand gäbe, der alles befiehlt, draußen, irgendwo außerhalb des Baus.
    Alle hatten um ihn und Monk herumgestanden, hatten gejohlt: Benjamin, Kloppo, Kraft-Manni und die ganze Horde aus Trakt C, wo die Schlafsäle der Älteren lagen. Die Waschräume teilten sie mit den Kleinen.
    Monk hatte seinen Pimmel aus der Sporthose gezogen und einfach laufen lassen. Die anderen sprangen zurück, um keine Spritzer von der stinkenden gelben Brühe abzukriegen, aber er wusste, dass er stehen bleiben musste. Wenn er auch nur versuchte, Monk zu entkommen, war er geliefert, sie würden ihn auf die Fliesen werfen und es alle tun. Alle um ihn herum, nicht nur auf die Füße, überall hin, in die Haare, auf den Bauch, überall, auch das Gesicht. Monk ließ den festen Strahl ab, und er spürte augenblicklich die warme Flüssigkeit auf seinen Zehen, fast war es schön, weil die Fliesen so kalt waren. Monk hob sein Ding ein bisschen, es platschte auf seine Füße, die Knöchel, Monk wartete darauf, dass er ja sagte, die Pisse erreichte seine nackten Schienbeine, Monk schlenkerte ihn hin und her, ein paar der Jungs kicherten, er wusste, dass er ja sagen musste, ja, bevor Monks Blase leer war.
    Er hatte genickt, noch bevor Monk bei seinen Knien angekommen war.
    «Ich will es hören», verlangte Monk.
    «Ja, ich tu es», sagte er, und Monk hatte sein widerliches Ding mit einer Vorhaut wie ein Elefantenrüssel zurück in die Hose gestopft und den Arm um seinen

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