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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Franz Harrach war mit ein paar leisen Sprüngen an der Tür, machte sie mit starkem Geräusch auf, als kämen sie erst von unten herauf. Gleichzeitig rief Adeline laut: »Es ist niemand hier, Franz. Suchen wir die Herren im Laboratorium!«
    In diesem Augenblick ging die Tür auf. Der Freiherr und Arvelin traten heraus. Nur schlecht vermochte Winterloo seinen Unmut zu verbergen, als er die beiden vor sich sah.
    »Ihr müßt mich entschuldigen«, erklärte der Freiherr kühl. »Ich erwarte Gäste, werde gleich hinunter in die Halle kommen.« »Da sehen Sie schon die Türme von Winterloo, Mr. Wildrake! Gleich werden Sie das Vergnügen haben, die beiden alten Herren kennenzulernen. Hoffentlich geht es dem Freiherrn gut! Denn unsere ganze Hoffnung beruht ja darauf, daß er uns für unseren Zweck seine Erfindung überläßt.«
    Und dann lag Droste in den Armen der beiden Alten. Die Freude des Wiedersehens ließ den Freiherrn alle Schwäche vergessen.
    »Gehen wir jetzt nach oben! Du, Medardus, wirst ebenso wie Kapitän Wildrake nach der langen Reise dringend einer Erfrischung bedürfen.«
    Sie schritten durch die Halle. Dort erhoben sich die Geschwister von ihren Sitzen. Der Freiherr machte ein unwilliges Gesicht. Wohl oder übel mußte er die Gäste einander vorstellen. Ging dann, ohne auf Franz und Adeline Rücksicht zu nehmen, den anderen voraus nach oben. —
    »Das war ja eine interessante Begegnung, Adeline«, sagte Franz, als sie in ihrem Schlitten den Schloßhof hinter sich gelassen hatten. »Zweifellos ist dieser Kapitän Wildrake jener venezolanische Offizier, hinter dem die Brasilianer her sind.«
    Adeline gab keine Antwort. Sie starrte wie überlegend über die weite Schneelandschaft.
    »Wenn ich denke«, fuhr Franz fort, »daß dieser Medardus Droste jetzt vielleicht schon im Besitz dieses rätselhaften Geschenks ist, dann möchte ich aus dem Schlitten springen, zurückrennen, ihn mit den Händen erwürgen. Wie kommt dieser hergelaufene Mensch dazu, uns den besten Teil der Erbschaft wegzuschnappen? Und nun auch noch diese brasilianischen Winterloos! Kein Zweifel - die sollen den alten Familienbesitz erben! Adeline! Ich glaube, ich behalte doch recht. Werde mich morgen mit dem Warschauer in Verbindung setzen. Die einzige Möglichkeit, unser verschuldetes Gut noch eine Zeitlang zu halten ...«
    Sie näherten sich Dobra, als Adeline plötzlich zu sprechen begann.
    »Die letzten Warschauer Zeitungen sind wohl noch da, Franz?« Ihr Bruder zuckte die Achseln.
    »Es wäre mir ganz angenehm zu wissen, ob der Gast in Winterloo tatsächlich mit diesem Wildrake identisch ist. In einem der letzten Blätter war doch der Steckbrief abgedruckt, den die Brasilianer hinter dem venezolanischen Kapitän erlassen haben.«
    »Wozu das, Adeline? Weshalb legst du dem solche Wichtigkeit bei?«
    »Nun, Franz, da stand noch ein interessanter Nachsatz: Die brasilianische Regierung setzt einen Preis von 100 000 Süddollar auf die Ergreifung dieses Robert Wildrake aus.«
    Er hielt inne, ließ die Zügel sinken. »Ah! Der Kopfpreis! Adeline, du sinnst über irgend etwas nach, ich sehe es dir an! Sollen wir ihn verdienen?«
    Der Schlitten fuhr in den verwahrlosten Hof von Dobra. »Später, Franz! Die Idee ist es wert, genau überlegt zu werden!«
    *
    Währenddessen saßen oben im Turmgemach in Schloß Winterloo die alten Freunde mit den beiden jungen Gästen zusammen.
    Medardus streckte Winterloo die Hand entgegen. »Oh, wie bin ich froh, daß du mir das Geheimnis deines Treibstoffs anvertrauen willst! Wie ein Alp lag es mir stets auf der Seele, daß unsere schönen Pläne an deiner Weigerung scheitern könnten.«
    Arvelin vermochte nicht länger an sich zu halten. »Winterloo, Freund! Kannst du das fertigbringen, Medardus deine letzten Errungenschaften noch länger zu verschweigen?«
    Der Angerufene machte ein ärgerliches Gesicht. »Du verdirbst mir die Überraschung, Arvelin! Nun, so komm schnell, Medardus!«
    Er zog den jungen Mann in das Laboratorium, ließ ein paar Hebel spielen. Medardus starrte auf den ihm so wohlbekannten Skalenzeiger. Der schritt weiter ... immer weiter ... Jetzt hielt der Zeiger zitternd inne.
    »Zwanzigtausend, Onkel Winterloo?« Medardus fiel dem Alten um den Hals. »Jetzt nehmen wir es mit einer Welt von Feinden auf!«
    Er zog Wildrake näher herzu, zeigte, erklärte ihm die über alles Erwarten hohe Wirkung des Treibstoffs. Wildrake stieß einen Ruf der Überraschung aus, konnte seine Freude nicht verbergen,

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