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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Wesentlichen alles so belassen, dass niemand bemerken würde, wie viel Arbeit er in dieses Wunderwerk der Technik investiert hatte.
    » Ich würde dich gerne sprechen «, sagte seine Mutter, die noch immer in der Tür stand.
    » Um was geht ’ s? «, fragte er, ohne sie anzusehen, während er die Rückfront polierte.
    » Würdest du bitte herkommen?! Du weißt genau, dass ich deine Werkstatt nicht gerne betrete «, sagte sie in dem ihr eigenen unmissverständlichen Befehlston.
    » Ich hab keine Zeit, Mutter. Der Kunde holt den Wagen in zwei Stunden ab. «
    » Aber hättest du wenigstens die Güte, mich anzusehen, wenn ich mit dir spreche?! Das ist ungezogen. Außerdem möchte ich nicht schreien müssen, du weißt, dass ich nichts mehr hasse als laute Worte. «
    Butcher stellte sich aufrecht hin, wischte sich die Hände an einem Tuch ab, trat näher und sah seine Mutter an, wobei er sich wieder einmal vorkam wie das Kaninchen vor der Schlange .
    Da war wieder dieses dumpfe Hämmern in seiner Brust und seinem Kopf, denn er wusste, sie würde gleich zuschlagen, nicht physisch, das hatte sie nicht mehr getan, seit er achtzehn war, sondern verbal, aber auch diese Schläge schmerzten. Er schluckte schwer. Alle Versuche in der Vergangenheit, ihren Schatten abzustreifen, waren fehlgeschlagen. Sobald er ihr gegenüberstand, und alle ernsten Gespräche wurden im Stehen abgehalten, war sein Kopf wie leer, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, als würde sie ihn hypnotisieren oder irgendeine Macht heraufbeschwören, die ihn für diese Momente zu einem willenlosen Objekt werden ließ .
    » So ist es recht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich es nicht gu t f inde, wie du mit Monika umspringst. So wie du verhält sich kein guter Ehemann und Vater. «
    » Wie du meinst «, erwiderte er mit leiser Stimme .
    » Sei nicht so patzig, ich bin immer noch deine Mutter! Also, warum tust du Monika das an? «
    » Was tu ich ihr denn an? «, fragte er immer noch leise, während sein Herzschlag sich beschleunigte und er das Tuch umklammert hielt. Ihr eisiger Blick traf ihn wie Nadelstiche, ein Blick, dem er sich nicht entziehen konnte und der ihm immer noch Angst machte. Er war kein ängstlicher Mensch, doch sie und mittlerweile auch Monika waren die einzigen beiden Personen, die es schafften, dass er kaum noch atmen konnte, dass sein Mund trocken wurde und er sich vollkommen kraftlos fühlte, wenn sie ihn wie jetzt niedermachten. Sie besaßen die einmalige Gabe, mit Worten und Blicken zu zerstören. Wie Geschosse, die so schnell auf einen zugeflogen kamen, dass man ihnen unmöglich ausweichen konnte. Seit vierunddreißig Jahren kannte er dies, vierunddreißig verdammt lange Jahre .
    Und ein Ende war nicht in Sicht. Alles, was er tun konnte, war, sich in seiner Werkstatt zu verschanzen oder besser zu verkriechen, oder zu den regelmäßigen Übungen und Einsätzen bei der Freiwilligen Feuerwehr zu gehen oder sich in sein Auto zu setzen und seine Runden zu drehen, ein einsamer und hungriger Wolf auf der Suche nach Beute .
    » Du weißt ganz genau, was du ihr antust. Aber es war ja schon immer eine Eigenschaft von dir, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Wie damals nach dem Abitur. Oder als dein Vater, dieser Versager, sich zu Tode gesoffen hat. Allmählich denke ich, du hast sehr viele Eigenschaften von ihm, aber ich glaube auch, dass es noch nicht zu spät ist, dich zu ändern. Es ist alles eine Frage der Selbstdisziplin. Aber um auf Monika zurückzukommen, du hast sie geheiratet und ihr vor dem Altar versprochen, sie zu lieben und zu ehren, bis dass der To d e uch scheidet. Und was tust du? Du behandelst sie wie den letzten Dreck. «
    » Wer sagt das? «, fragte er.
    » Monika und auch ich. Denn ich kenne dich, seit ich dich in meinem Bauch getragen habe. Warum tust du ihr das an? Warum behandelst du sie so schlecht? Was hat sie dir getan? «
    » Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Sie hat mich aus dem Schlafzimmer rausgeschmissen, und ich habe keine Ahnung, warum. «
    » Dann überleg gut, es wird dir bestimmt einfallen. Sie hat so bitterlich geweint und mir noch einmal gesagt, wie sehr sie dich liebt. Und was machst du? Du trittst ihre Liebe mit Füßen. Ich möchte jetzt auch nicht auf Details eingehen, die kennt ihr beide am besten. Und außerdem solltest du nicht Monikas Erziehung in Frage stellen, sie weiß sehr wohl, was für Laura und Sophie gut ist. «
    » Ja, Mutter. «
    » Junge, wir haben dich von Herzen lieb,

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