Unsichtbare Spuren
Flittchen ist, und aus die Maus. Und von ihm hier hat er erfahren, dass er arbeitslos ist und vielleicht sogar das mit der Epilepsie … «
» Sören, wenn ich dich unterbrechen darf, was ist mit den Kindern? Was haben die getan, oder was hat ihm an deren Leben nicht gefallen? «
» Vielleicht sein eigenes. Seine Kindheit, sein jetziges Leben. Ich weiß es nicht, aber das ist mir plötzlich so eingefallen. Was, wenn er schon viele Anhalter mitgenommen und sie unversehrt wieder abgesetzt hat, weil er festgestellt hat, dass bei ihnen alles in Ordnung ist? Dass ihr Leben glatt verläuft? Nur ’ ne Theorie. «
» Zu weit hergeholt. Warum sollte er Kinder töten, nur weil bei ihnen zu Hause nicht alles in Ordnung ist? Das ergibt keinen Sinn. Du vergisst nämlich, dass er sich an vielen seiner Opfer auch vergangen hat, und dabei ist er keinesfalls zimperlich gewesen. Hinter seinen Morden steckt auch ein starkes sexuelles Motiv. «
» Ach ja, und warum hat er bislang keins seiner männlichen Opfer sexuell missbraucht? Nicht einen Einzigen, wohlgemerkt. Weder den Schwulen noch Richter oder ihn hier oder die andern knapp zwanzig. Er hat sich nicht an ihnen vergangen. Und ich bin auch ziemlich sicher, dass er keinen Orgasmus kriegt, wenn er tötet. «
» Aber warum vergewaltigt er dann seine weiblichen Opfer? Das ist doch der Trieb. «
» Die Körner hat er nicht vergewaltigt, sonst hätte man zwei Sorten Sperma gefunden. Ich könnte mir vorstellen, dass er es nur auf eine bestimmte Gruppe von Mädchen und Frauen sexuell abgesehen hat. Ich komm einfach nicht hinter sein Motiv. Was bewegt ihn dazu, solche Taten zu begehen? «
» Und ich dachte, du willst herausfinden, was es mit diesen zufälligen Ereignissen auf sich hat. «
» Will ich ja auch. Aber was, wenn das eine mit dem andern zusammenhängt? «
» He, das wird ja immer komplizierter. Weißt du, was der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist? Ich sag ’ s dir – Männer legen Wert auf eine sündhaft teure Hi-Fi-Anlage, den meisten Frauen genügt es, wenn sie einfach nur Musik hören können. Ihr braucht immer von allem das Beste … «
» Und? Was hat das hiermit zu tun? «
» Ich bin doch gerade dabei, es dir zu erklären. Du als Mann versuchst über alle möglichen Schleichwege alles Mögliche über die Hintergründe der Taten herauszufinden. Und weißt du, was ich will? Ich will lediglich diesen Kerl schnappen, die Hintergründe erfahren wir spätestens dann. Kapiert? «
» Ja, aber wie wollen wir ihn schnappen, wenn wir seine Beweggründe und auch die ganzen andern Sachen nicht kennen? Denk da mal drüber nach. Außerdem, ich hab nur ein schnödes Radio und keine Hifi-Anlage, die hat nämlich meine Ex mitgehen lassen. «
» Okay, okay «, sagte Santos und lehnte sich gegen den BMW, während die Sonne einen weiteren Anlauf versuchte, die Wolkendecke zu durchdringen. » Nehmen wir an, der Täter verfügt über einen hohen IQ, ist psychisch und emotional hochgradig gestört, aber geistig voll auf der Höhe. Wie willst du ihn kriegen? «
» Ich muss es so drehen, dass er Kontakt mit mir aufnimmt, mit mir ganz persönlich. So dass er nur noch mit mir kommunizieren will. Verstehst du, was ich meine? Ich glaube, er hat gar nicht vor, gegen einen ganzen Polizeiapparat zu kämpfen, ihm reicht es, wenn nur einer da ist, der ihm Gehör schenkt. Ich weiß, das hört sich vermessen an, und ich weiß auch nicht, ob mir das gelingt, aber wenn wir Glück haben , beißt er an. Und je enger der Kontakt wird, desto eher haben wir ihn. «
Santos wiegte den Kopf hin und her und sagte: » Ich frage mich nur, ob er genauso denkt wie du. Vielleicht will er ja doch gegen einen ganzen Polizeiapparat kämpfen, vielleicht will er seine Grenzen ausloten, wer weiß? «
» Nee, das will er nicht. Er kennt seine Grenzen, und je mehr ich über ihn nachdenke, hat er, so glaube ich zumindest, und das mag sich seltsam anhören, für mich ganz eigene Moralvorstellungen. Zum Beispiel, nie ein Kind sexuell missbrauchen .
Kein geschlechtlicher Kontakt zu Männern … «
» Ganz schön verquere Moralvorstellungen! Nein, danke. Du darfst gerne mit ihm spielen, ich werde mich da raushalten. Und jetzt Schluss damit, unser Trupp rückt an. Wer sagt es den Gödens?«
» Du hast vorhin die meiste Zeit geredet, also übernimmst du auch diesen Teil «, meinte Henning grinsend .
» Es macht mir nichts aus. Ich dachte nur, du hättest vielleicht Lust … «
» Heut nicht. Mir hängt der
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