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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zu funktionieren, und nicht, die Gesetze zu kritisieren. «
    Wie fast immer um diese Zeit waren die Straßen leer, beinahe ausgestorben, selbst in Kiel war kaum noch etwas los. Santos hielt vor einer Pizzeria in der Nähe von Hennings Wohnung .
    Bevor sie ausstieg, fragte sie: » Was nimmst du auf deine? «
    » Das geht auf mich «, antwortete er. » Du musst dein Geld auch zusammenhalten. «
    » Ach komm … «
    » Nein, entweder übernehm ich das oder gar nicht «, sagte er, keinen Widerspruch duldend .
    » Danke. «
    Um Viertel nach elf betraten sie Hennings Wohnung. Er öffnete die Flasche Wein und bemerkte: » Ich hab aber keine passenden Gläser, nur die hier. « Er hielt sein Wasserglas hoch und zuckte mit den Schultern.
    » Na und? Meinst du vielleicht, der Wein schmeckt deswegen anders? « Während sie ihre Pizza aßen, sagte Santos: » Erklärst du mir jetzt mal etwas ausführlicher, was es mit der Karte auf sich hat? «
    » Du lässt ja doch nicht locker «, meinte er und verzog den Mund, » aber das ist nicht so einfach, wie du denkst. Außerdem muss ich dir dazu noch einige Sachen zeigen. Aber erst nach dem Essen, ich hasse nämlich kalte Pizza. «
    Als er fertig war, stand er auf und holte zwei Aktenordner mit Material, das er gesammelt hatte.
    » Fangen wir 1990 an. Das ist Paul aus Wismar. Der Fall wird dir nichts sagen, da warst du noch nicht bei uns. Aber lies selbst. «
    Nach anderthalb Stunden hatte Santos das Wesentliche gelesen, einiges nur überflogen, während andere Einträge sie geradezu fesselten. Doch sie tat es, ohne einen Kommentar abzugeben. Sie stand auf und streckte sich und stellte sich ans Fenster, die Hände auf die Fensterbank gestützt. » Und du bist der Überzeugung, diese Fälle hängen irgendwie zusammen?«
    Henning schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht alle. Aber bei einigen gibt es mehr oder weniger markante Übereinstimmungen. Zum Beispiel hier. Claudia aus Tübingen .
    Zweiundzwanzig Jahre, Anhalterin, ermordet am 3. Juni 2002. Sie wollte eine Reise ans Nordkap machen, hat es aber nur bis in die Nähe von Bad Segeberg geschafft. Sie wurde erdrosselt und vergewaltigt, in genau der Reihenfolge. Aber keine Fremd-DNA, weil er ein Kondom benutzt hat, wie die rechtsmedizinische Untersuchung ergab. Und ihr wurden die Augen ausgestochen. Ihr Gepäck hat der Täter wie bei Sabine und Miriam einfach neben sie geworfen. Nur ihre Lage war anders, als ob er sie wie ein Stück Müll entsorgt hätte … Oder Christine aus Kassel. Acht Jahre alt, vermutlich erdrosselt oder erwürgt und die Augen ausgestochen. Zuletzt gesehen am 2. Oktober 1992, als sie gegen halb sieben für ihren Vater noch eine Zeitung holen sollte. Die Zeitung hat sie gekauft, aber auf den wenigen Metern nach Hause muss sie ihrem Mörder in die Hände gefallen sein. Fötale Lage, soweit das auf den Fotos überhaupt noch erkennbar ist, aber auch hier keine Fremd-DNA mehr feststellbar. Kein Wunder, man hat ihr e v ollkommen skelettierten Überreste erst sieben Jahre später und über vierhundert Kilometer entfernt in einem Waldstück bei Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern, entdeckt … Torben aus Wilhelmshaven. Ebenfalls acht Jahre alt. Verschwunden am 4. Juli 2002 um die Mittagszeit. Er hat am Vormittag mit Freunden gespielt und sollte um halb eins zum Mittagessen zu Hause sein. Dort kam er aber nie an. Die genaue Todesursache konnte nicht mehr ermittelt werden, aber man geht entweder von Erwürgen oder Erdrosseln aus, doch auch hier keine Fremd-DNA. Und auch hier die schon bekannte fötale Lage. Interessante Parallele zu Christine. Seine Leiche wurde gut ein Jahr später etwa sechshundert Kilometer von zu Hause entfernt in der Nähe von Hof in Oberfranken gefunden. «
    Er hielt kurz inne, räusperte sich und fuhr fort: » Und davon gibt ’ s noch einige Beispiele mehr. Unser Mann scheint gerne mit Leichen unterwegs zu sein. Überall gibt ’ s Polizeikontrollen, doch der gerät offensichtlich nie in eine … Und hier was ganz anderes: Das Ehepaar Richter aus Hameln .
    Vierunddreißig und sechsunddreißig Jahre alt. Ermordet am 11. oder 12. Juni 1991. Der Mann mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, die Frau mit zweiunddreißig Messerstichen förmlich abgeschlachtet und in fötaler Lage aufs Bett gelegt, ihre Augen waren ausgestochen. Sie waren bekannt dafür, dass sie gerne einen flotten Dreier schoben und sich ihre Bekanntschaften aus einschlägigen Bars holten oder auch über Annoncen in diversen Sex- und

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