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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hier und jetzt. Ich sprech mit ihm.«
    Henning schüttelte den Kopf . » Da muss ich erst drüber schlafen … «
    » Nein, ich will deine Zusage sofort. Ja oder nein, es ist deine Entscheidung. Aber nach alldem, was du mir so plausibel geschildert hast, hast du keine Wahl. Du leitest die Soko, ich bin deine Assistentin. « Santos streckte die Hand aus. » Komm, schlag ein. «
    Henning holte tief Luft, trank noch einen Schluck von dem Wein und nahm die Hand seiner Kollegin .
    » Gut, du hast gewonnen … «
    » Nein, du hast gewonnen. Du wirst es sehen. Büroluft bekommt dir außerdem nicht. «
    Ohne darauf einzugehen, erklärte Henning: » Aber sollte ich noch einmal versagen, will ich nie wieder gefragt werden, ob ich bei irgendwas mitmache. Dann bleib ich für die nächsten zwanzig Dienstjahre in meinem Büro. «
    » Einverstanden. So, und jetzt trinken wir beide noch den Rest, und dann hau ich ab. «
    » Das war ziemlich geschickt von dir «, sagte Henning mit einem anerkennenden Unterton, während er die Gläser voll schenkte.
    » Was meinst du? «, fragte Santos gespielt ahnungslos, obwohl sie es genau wusste.
    » Das mit deiner Schwester. Sowohl taktisch als auch strategisch nicht schlecht. Hätte glatt von mir stammen können. «
    Er hob das Glas und prostete ihr zu.
    » Danke für das Kompliment. Aber vor allem danke, dass du wieder mit im Boot sitzt. Es wird Zeit, dass unsere Maschine mal richtig in Fahrt kommt. «
    Henning ließ sich zurückfallen und schloss die Augen. Der vergangene Tag, vor allem aber der Abend und auch die Nacht waren ganz anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte .
    Aber vielleicht war es auch gut so, gut, dass Lisa so hartnäckig geblieben war und nicht lockergelassen hatte. Und dennoch überkam ihn wieder, aber diesmal nur für einen kurzen Augenblick, dieses unsichere Gefühl, das er seit Jahren schon verspürte – Angst vor dem Versagen, Angst vor sich selbst .
    » Was denkst du gerade? «
    » Nichts weiter. Es ist spät, und ich sollte schlafen. Was mit deiner Schwester passiert ist, tut mir echt leid. «
    » Lassen wir doch das Private beiseite. Dann müsste ich jetzt sagen, dass es mir leid tut, was mit deiner Familie ist. Und wir könnten uns gegenseitig hochschaukeln und uns vorjammern, wie schlecht es uns doch geht. Aber so schlecht geht ’ s uns ja gar nicht, wir sind gesund, und wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Mein Vater sagt immer, ich soll von einem Tag zum nächsten leben und nicht schauen, was wohl in einer Woche oder einem Monat oder einem Jahr sein mag. Keiner von uns weiß es. Und das ist auch gut so. «
    » Aber jeder sieht das Leben aus einem anderen Blickwinkel. Ich glaub, Lisa, noch schlimmer als der Tod von Nissen hat mich die Trennung von meiner Familie getroffen. Das Schlimme ist, ich weiß, dass ich sowohl das eine als auch das andere hätte verhindern können. Das macht mich fertig. «
    » Siehst du deine Frau noch ab und zu? «
    » Einmal im Monat, wenn ich nach Elmshorn fahre, um die Kinder zu besuchen. Öfter kann ich es mir nicht leisten. Und ich darf sie nur dort sehen, denn sie hat per Gerichtsbeschluss erwirkt, dass sie mich hier nicht besuchen dürfen. Wahrscheinlich fürchtet sie, ich könnte einen schlechten Einfluss auf sie haben. «
    » Ich will nicht indiskret sein, aber hat sie … «
    Henning zuckte mit den Schultern. » Keine Ahnung. Möglich, aber sie ist zu gerissen, um eine eventuelle Beziehung zuzugeben. Doch ich denke, Markus und Elisabeth hätten mir das schon erzählt. Oder auch nicht «, murmelte er vor sich hin .
    » Hast du sie jemals danach gefragt? «
    Henning antwortete nichts darauf.
    » Also nein. Das ist ganz schön blöd von dir. Sollte sie in einer Beziehung leben, kannst du den Unterhalt unter Umständen kürzen. Oder gehört das auch zu deinem … « Sie hätte sich auf die Zunge beißen können, aber es war zu spät .
    » Gehört zu meinem was? «
    » Tut mir leid, ich … Vergiss es. «
    » Jetzt rück schon raus mit der Sprache, ich kann ’ s vertragen. «
    » Na gut, aber bitte nicht sauer sein. Weißt du, du legst schon seit Jahren ein Märtyrerverhalten an den Tag, das gar nicht zu dir passt. Ich könnte mir vorstellen, dass Claudia ein relativ gutes Leben führt, während du jeden Cent zehnmal umdrehen musst, bevor du dir irgendwas kaufst. Ich würde sagen, es wird Zeit zu kämpfen. «
    » Ich weiß, ich hab nur nicht mehr die Kraft dazu. Und dass sie vollkommen abstinent lebt, kann ich mir

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