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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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Prozessanwalt!“ Ich hasse Auftritte vor Gericht,
meine Sachen fechte ich lieber am Konferenztisch aus, Aug in Aug, auf keinen
Richter sondern nur auf den Verstand angewiesen.
     
    „Chef, sie müssen halt wieder mal in die Bütt. Übung hat noch keinem
geschadet, auch ihnen nicht.“
     
    Ich stöhnte. „Wo ist diese verfluchte Akte?“
     
    Sie lächelte mich süffisant an. „Hier! Sie haben jetzt noch eine
Viertelstunde, dann müssen sie los, um pünktlich in Oberhausen zu sein.“
     
    „Danke!“ Ich liebe diese spontanen Termine!
     
    „Gern geschehen.“ Sie lächelte mich süffisant an.
     
    Ich verzog mich mit der roten Kladde in mein Büro, um diese wenigstens
etwas zu überfliegen. Ein Angeklagter hat, so schuldig er auch sein mag, ein
Anrecht auf eine gute Verteidigung. Wie konnte ich ihm sie bieten? Meine Welt
waren Zahlen, Bilanzen, Gewinn und Verlustrechnungen, aber reale Geständnisse?
Emotionale Regungen? Zeugenaussagen? Das war Alles, aber nicht meine Welt!
    Die 200 Seiten schwere Akte las ich nur quer, mehr ging einfach in der
Kürze der Zeit nicht. Aber ‚meine Ute‘ hatte wieder mal Recht: Es würde
insgesamt auf eine Bewährungsstrafe hinauslaufen, da war ich mir sicher. Ich
drückte meine Sprechtaste. „Sonnensteinchen, ist die Vertretungsvollmacht
fertig?“
     
    „Ist die Erde eine Kugel? Die ist schon an das Gericht gefaxt. Chef,
sie haben noch fünf Minuten.“
     
    „Danke. Rufen sie gleich bitte noch die Geschäftsstelle an, dass ich
auf dem Weg bin, aber wegen des Verkehrs … na ja, sie wissen schon …!“
     
    „Chef, das kann ich erst machen, wenn sie weg sind! Also bewegen sie
ihren hübschen Hintern hinaus und ich …“
     
    „Ja, ich bin ja schon weg.“ Ich hasse es, gehetzt zu werden.
     
     
    Nach der Einlasskontrolle suchte ich den Gerichtssaal, ich kannte mich
ja nicht aus. Vor der Saaltür im ersten Stock stand der Mann, 24 Jahre,
kahlrasierter Schädel, Tattoo auf dem Oberarm, den ich gleich nach bestem
Wissen und Gewissen verteidigen sollte. „Herr Parkner?“
     
    Er nickte. „Wo ist Herr Heermann?“
     
    „Krank! Ich habe kurzfristig die Vertretung übernommen. Sie wollen die
Sache doch so schnell wie möglich hinter sich bringen, oder?“
     
    „Jau! Ich hab besseres vor!“
     
    „Gut, dann gehen wir mal hinein.“ Wir waren der erste Termin an diesem
Morgen, von daher störte es sicherlich niemanden, wenn man schon Platz nahm.
Ich zog meine Robe über und breitete mich am Platz der Verteidigung aus. Die
restlichen Minuten wollte ich nutzen, um etwas aktensicherer zu werden.
Vorgeworfen wurden ihm der Anbau und das Handeltreiben mit den
selbstproduzierten Hanfprodukten.
    „Herr Parkner, wie konnten sie nur so … sagen wir mal leichtfertig …
sein und die Pflanzen auf dem Balkon stellen?“ Dummheit stirbt halt nie aus!
     
    „Ging nicht anders! Die hatten mir den Strom abgestellt und die Dinger
brauchen nun mal Licht. Ich konnte ja nicht wissen, dass der neue Mieter von
gegenüber bei den Bullen ist …“
     
    „Von der Polizei! Das Wort will ich gleich nicht hören.“
     
    „Ok!“ Mehr sagte er nicht
     
    „Und es bleibt dabei, was sie meinem Kollegen gesagt hatten? Sie geben
alles zu und zeigen sich reumütig?“
     
    Er zuckte mit den Schultern. „Wenn das hilft?“
     
    „Wird es! Wir müssen nur den Vorwurf der Gewerbsmäßigkeit abschwächen.
Eine Pflanze geht ja noch in Ordnung, zwei vielleicht auch, aber zwölf
ausgewachsene Exemplare und fast 20 Setzlinge?“ Ich schüttelte den Kopf.
     
    „Aber die waren ja nicht alle für mich! Ich habe nur für ein paar
Freunde auf sie aufgepasst, ich hab nämlich den grünen Daumen, das kann jeder
bezeugen. Bei mir wächst alles!“ Das konnte ich mir lebhaft vorstellen.
     
    Ich holte tief Luft. „Aber das Problem ist, keiner dieser Freund ist
namentlich benannt. Sie haben bei der Polizei ja keine Angaben gemacht … Wenn
wir wenigstens einen Freund griffbereit hätten, dann sehe die Sache erheblich
günstiger aus.“
     
    „Und was sollte dieser Freund aussagen?“
     
    „Dass er zwei dieser teuren Setzlinge versammelt hat und daher ihre …
gärtnerischen Fähigkeiten in Anspruch nahm. Als Motivationsgrund für die
Aussage sollte deutlich werden, dass er nicht will, dass sie für ihn den Kopf
hinhalten.“
     
    „Kann ich mal telefonieren?“
     
    „Noch sind sie ja ein freier Mann und die Verhandlung hat noch nicht
angefangen. Wir haben noch fünf Minuten, aber gleich bleibt das

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