Unsortiertes
noch dichtmachen. Ich bin dann mal weg und Jungs? Macht
keinen Unsinn, wir sehen uns dann Morgen in aller Frische, pünktlich um acht!“
Matthias blickte mich erstaunt an, als sie wieder weg war. „Das war
deine, äh, ihre Mutter?“
„Wie sie leibt und lebt!“ Ich blickte ihn lächelnd an. „Aber wir
sollten uns trotzdem beeilen.“
„Warum? Hast du auch noch was vor?“ Sein Augenaufschlag war
einzigartig.
Ich blickte ihm tief in die Augen. „Nein, heute liegt nichts mehr an.
Aber guck mal nach oben, es wird gleich Regen geben und wir müssen noch
abladen.“
Matthias schaute hoch in den Himmel, sein Adamsapfel bewegte sich
deutlich. „Willst du nicht lieber ans Steuer? Du kannst das sicherlich
schneller als ich, … äh, … ich meine natürlich sie …“
„Wir können gerne beim Du bleiben!“ Ich strich ihm über die Wange. „Und
du wirst den Wagen abladen, es ist ja deine Übungsstunde. Also … dann mal los.“
„Ey ey, Sir!“ Er lachte und fuhr vorsichtig los.
Nach knapp einer Stunde war alles geschafft und ich setzte den
Mercedes-Transporter unter das Abdach, Matthias parkte seinen Stapler daneben
und gemeinsam gingen wir über den Hof in Richtung Personaltrakt. Die ersten
Tropfen fielen und wir mussten einen Schritt zulegen, um nicht vor der Dusche
noch nass zu werden.
Ich öffnete die Tür und ließ ihn passieren. „Gerade noch rechtzeitig
vor dem Wolkenbruch.“
Matthias lachte, als wir in der Umkleide standen. „Stimmt, aber … Wo
wohnst du eigentlich?“
Ich stutzte etwas ob der Frage, grinste aber. „Mein Appartement
befindet sich direkt neben meinem Büro, ich brauche also nur dreimal aus dem
Bett zu fallen und sitze schon am Schreibtisch. Mama wohnt vorne im alten Haus,
zusammen mit Oma und Tante Gudrun, der Schwester meines Vaters.“
„Vor drei Damen wäre ich wohl auch geflohen!“ Er hängte seine Jacke an
den Haken und lächelte.
Ich schüttelte den Kopf. „Es war keine Flucht, eher … ein fließender
Übergang. Als meine Eltern 1990 das Gartencenter bauten, haben sie sich das
Apartment als Art Alterssitz errichten lassen, keine Stufen, ebenerdige Dusche
und so. Allerdings zog ich dann vor meinem Abi da ein; das Kind brauchte ja
seinen Freiraum. Während meines Studiums war es dann mein Gästezimmer und, als
mein Vater starb und ich den Betrieb übernahm, bin ich ganz eingezogen. Wieso
fragst du?“
„Ich dachte, wir …“ Er setzte sich und suchte den Boden ab. „… wir könnten
… zusammen duschen.“
Ich war geplättet: Beruhten meine Gefühle auf Gegenseitigkeit?
„Möchtest du denn, dass wir …“
Der Engel nickte, als er aus den Stiefeln stieg. „Ja, besonders …
nachdem ich weiß, dass du auch …“
„Das ich auch was?“ Ich knöpfte mein Hemd auf und ging auf ihn zu.
Er erhob sich, blickte mich an. „Dass du auch auf Männer stehst! Genau
wie ich!“
„Wie kommst du darauf?“ Was hatte mich verraten? Waren es doch zu viele
Intimitäten?
Der blonde Jüngling lächelte mich spitzbübisch an. „Wie du mich in den
letzten Tagen angeschaut und berührt hast. Außerdem … hast du dich selbst
verraten, als du vorhin von deinem Ex gesprochen hast. Da war von einem Mann
die Rede und von keiner Frau, sonst hättest du ja Anwältin gesagt.“
„Oups …“ Wurde ich Rot? Ja, ich wurde! „Stimmt. Aber? Wie habe ich dich
denn angesehen?“
„Wie die Typen vom Bahnhof.“ Er nestelte an seiner grünen Latzhose,
ließ sie auf seine Füße gleiten.
„Bahnhof?“ Unsere Eisenbahnstation wurde nur von drei Regionalzügen in
der Stunde angefahren.
Der schmächtige Engel stieg aus der Hose. „Nicht hier, in Dortmund. Was
macht man als Teenie ohne Geld? Meine Alten versoffen ja lieber ihre Kröten und
das Taschengeld vom Amt war ein Witz, reichte noch nicht einmal für eine
Packung Zigaretten in der Woche!“ Matthias zog sein Shirt aus und warf es auf
die Bank. „Um Kohle zu machen, geht man entweder Klauen oder fährt zum Bahnhof
zu den alten Säcken. Da ich nach acht Anzeigen wegen Ladendiebstahls und so
keinen Bock auf Knast hatte, hab ich mich halt am Bahnhof verkauft. Ich bin nun
einmal schwul, also …“
Ich musste schlucken. „Du bist also auf den …“
„Auch wenn ich jetzt meinen Job verliere, aber … ich will den Scheiß
endlich ganz hinter mir lassen!“ Er zog die blaue Boxer, die er um die Hüften
hatte, aus und stand nackt
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