Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
kleinen, altertümlichen Bahnhof zum Halten, und die Türen gingen auf, damit die Passagiere aussteigen konnten.
Adam bot Lea seine Hand und half ihr beim Aussteigen.
»Ich war schon mal hier«, sagte Lea, rieb sich die kalten Hände und schob sie dann in die geräumigen Taschen ihres grauen Mantels. »Für die Highland Games. Aber das war im Sommer, da war's hier natürlich nicht so kalt.«
Adam sagte nichts dazu, sondern führte sie wortlos den Bahnsteig entlang zu einem Parkplatz, der von Eichen überschattet wurde. In den kahlen Ästen saßen kleine zwitschernde Amseln.
»Ein Vater und sein Sohn sind gegeneinander im Hammerwerfen angetreten«, fuhr sie unbekümmert fort. »Und Pitlochry hat in der Frauenstaffel gegen Dunkeid verloren.«
Wie konnte sie nur so fröhlich sein?, überlegte Adam.
Ihre Wangen waren rot von der Kälte, und ihre Augen strahlten. Hatte sie vergessen, warum sie hier waren? War.so etwas überhaupt möglich?
Und wieso regte er sich überhaupt auf?
»Natürlich gab's auch ein paar Dudelsackgruppen, alle in Kilts und Sporran. Laut und schön.«
»Du scheinst ja blendende Laune zu haben«, bemerkte er. Warum konnte er sie nicht einfach lassen? Vermutlich wollte sie nur für einen Moment vergessen, in welchen Schwierigkeiten sie steckten. Oder wollte er, dass sie Angst hatte, damit er den Beschützer spielen konnte? Einfach lächerlich. Trotzdem war ihm allein der Gedanke unangenehm.
Zum Glück ging Lea nicht auf seine Bemerkung ein.
»Du hast mir noch immer nicht gesagt, wer diese Helena ist«, sagte sie.
Adam schaute sich auf dem Parkplatz um. Nichts, außer einem roten Peugeot. Helenas silberner P.ange Rover war nirgends zu sehen. Seltsam, sie war doch sonst nie unpünktlich.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, beschwerte sich Lea. Die gute Laune schien er ihr zumindest schon mal verdorben zu haben. Zufrieden war er zwar nicht deswegen, oder vielleicht nur ein kleines bisschen ... nicht, weil sie nun nicht mehr lächelte, sondern weil sie sich jetzt wenigstens den Umständen entsprechend benahm. War es das?
Es gefiel ihm nicht, wenn sie sich nicht seinen Erwartungen entsprechend verhielt? Erbärmlich, aber immer noch besser als der Gedanke, er wolle sie klein halten, damit er den Helden spielen konnte.
»Eigentlich nicht«, sagte er zerstreut. Er hatte gerade entdeckt, dass er eine neue Nachricht von Cem bekommen hatte.
»Oh nein, das lässt du schön bleiben!«, murmelte Lea.
Adam zog eine Augenbraue hoch und wollte schon mit ihr zu streiten anfangen - um ehrlich zu sein, er brannte darauf als er merkte, dass sie gar nicht mit ihm redete.
Sie stürmte auf den roten Peugeot zu, und ihre Haltung erinnerte ihn an einen Racheengel. Gnade Gott demjenigen, der ihr in die Quere kam!
Was stellte sie jetzt wieder an? Hastig folgte er ihr. Als er Lea erreichte, beugte sie sich gerade zum Fahrerfenster herunter. Ein junger Bursche saß hinter dem Steuer.
»Verzeihung, aber du hast das hier fallen lassen!«
Sie hielt dem verdutzten Teenager eine Bierdose hin.
Dieser verzog das Gesicht. »Schwirr ab, und kümmere dich um deinen eigenen Kram.«
Adam hoffte, dass die Sache damit erledigt sei, aber weit gefehlt! Sie besaß tatsächlich den Nerv, dem Jungen ins Gesicht zu lachen.
»Ich finde, den Planeten vor irgendwelchen Ignoranten zu schützen, die ihren Müll in die Gegend kippen, ist ein ganz guter Zeitvertreib. Also bleibe ich hier stehen, bis du die Dose in die nächste Tonne geworfen hast.«
Der Junge wurde rot vor Wut. Na toll, dachte Adam.
Jetzt musste er den Knaben auch noch vermöbeln. Als er sah, dass der Jüngling Anstalten machte, aus dem Auto auszusteigen, trat er vor und schob Lea beiseite.
»Ich würde schön sitzen bleiben, wenn ich du wäre.«
Der Junge hatte ihn bis dahin noch gar nicht bemerkt.
Sein Blick huschte zum Beifahrersitz.
Was für ein Dummkopf.
»Falls du das Messer suchst, es schaut unter dem Sitz hervor. Aber ich kann dir versprechen, dass du mit blutiger Nase in deiner Blechschüssel sitzt, bevor du es schaffst, dich auch nur danach zu bücken.«
Der Bursche ließ den Türgriff wieder los. Er schien klüger zu sein, als er aussah. Adam war beinahe enttäuscht.
Beinahe.
»Also, warum tust du uns jetzt nicht allen den Gefallen und nimmst deine Bierdose wieder zurück?«
Lea trat um Adam herum und reichte dem Knaben die Bierdose, die dieser wortlos entgegennahm.
»Danke!«, sagte Lea lächelnd. »Und vergiss nicht: Die kann man
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