Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
auf einem Parkplatz, der Mann über der Frau aufragend. Die Bäume rauschten, die Frau konnte kaum atmen ...
Nein, nach Lachen war Lea jetzt nicht mehr zumute.
Um ehrlich zu sein, sie verspürte ein klein wenig Angst.
Er durfte ihr nicht so viel bedeuten. Nicht gut. Gar nicht gut.
Er brach den Bann, indem er ihre Hand nahm, um ihr aufzuhelfen. Aber er rührte sich nicht, sondern starrte ihr weiterhin tief in die Augen.
»Wir müssen Sara finden«, platzte Lea heraus, als sie die Spannung nicht mehr aushielt. Es funktionierte. Als hätte sie einen Schalter umgelegt, kam sofort wieder der sachliche Agent zum Vorschein, den sie kannte. Er wandte sich ab und ging zu seiner Schwester zurück. Lea folgte ihm erleichtert.
»Hast du die Adressen für mich rausgefunden?«, fragte er seine Schwester ohne Umschweife. Helena musterte Lea.
»Ja, es ist nicht weit von hier. Wir können zu Fuß hingehen. Aber zuerst muss mir Lea noch was unterschreiben.«
»Was denn?« Lea folgte den Geschwistern zu dem Range Rover, der gleich neben der Einfahrt zum Parkplatz stand.
Helena machte die Fahrertüre auf, beugte sich hinein und tauchte mit einem Dokument und einem Füllfederhalter wieder auf.
Wer benutzt heutzutage noch Füllfederhalter?, fragte sich Lea verdutzt.
Als sie sah, dass Adam die Stirn runzelte, wurde sie ein wenig nervös. Was wollte die Frau von ihr?
»Lea, ich weiß nicht, wie Sie von uns erfahren haben oder wie viel Sie über uns wissen. Sie wissen es vielleicht nicht, aber bei uns ist es striktes Gesetz, dass kein Mensch ...«
»... von eurer Existenz erfahren darf«, ergänzte Lea. Sie wusste von diesem Geheimhaltungsstatut, Liam hatte ihr davon erzählt. Als sie erfuhr, dass Liam der Geist eines Vampirs war, hatte sie es zunächst nicht glauben wollen.
Dann war sie furchtbar neugierig geworden und hatte ihn mit Fragen gelöchert. Und später dann hatte sie Angst bekommen und nichts mehr davon hören wollen. Ihre Geister hielten sie genug auf Trab, sie wollte nicht auch noch mit dem Bewusstsein leben, dass bluttrinkende Wesen die Welt bevölkerten. Obwohl, seit sie Adam kannte, hatte sich ihre Einstellung zu diesen ›bluttrinkenden Wesen‹ ein wenig geändert...
Helena war erfreut. »Gut, denn unter normalen Umständen müssten wir jetzt sofort Ihr Gedächtnis löschen.
Aber da mein Bruder Sie, wie er sagt, noch für die Lösung dieses Falls braucht, habe ich mir eine Zwischenlösung einfallen lassen.«
Zwischenlösung? Was sollte das heißen, Zwischenlösung? Lea blinzelte. Eine Schneeflocke war auf ihrer Wimper gelandet. Sie rieb sich die Augen und schob die kalten Hände wieder in die Manteltaschen.
»Was soll das heißen?«
»Vampire dürfen einmal in ihrem Leben einen Menschen wählen, an dem die Transformation vollzogen wird«, erklärte Helena. Sie klemmte sich die Papiere unter den Arm, zog ihre beigen Lederhandschuhe aus und reichte sie Lea. Als sie sah, dass diese protestieren wollte, sagte sie achselzuckend: »Nehmen Sie sie ruhig. Ich spüre die Kälte nicht so wie Sie.«
Lea nahm sie. »Was für eine Transformation? Davon habe ich noch nie was gehört.«
Adam war es, der ihr die Sache erklärte. »Es gibt eine Formel, einen Trank, mit dem man einen Menschen in einen Vampir verwandeln kann. Als wir darauf kamen, beschlossen wir, dass jeder Vampir nur einen Menschen dieser Prozedur unterziehen darf, und das auch nur mit dessen Zustimmung.«
Lea versuchte das zu verdauen.
Das war also die ›Formel‹, von der die Rede war! Ein Trank, der einen Menschen in einen Vampir verwandelte. Lea wurde ganz flau im Magen, als ihr klar wurde, wie ernst die Situation war.
Wenn die Formel gestohlen worden war, konnten Menschen auch gegen ihren Willen zu Vampiren gemacht werden.
»Sie müssen das unterzeichnen, Lea. Da steht, dass Sie bereit sind, sich der Transformation zu unterziehen.« Als sie Leas erschrockenes Gesicht sah, fuhr sie eilends fort: »Das an sich bedeutet noch gar nichts. Sie sind damit nur ein Kandidat für die Transformation, Sie dürfen jederzeit noch einen Rückzieher machen. Aber als Kandidat dürfen, ja müssen Sie von unserer Existenz wissen.«
»Und das ist alles? Mehr muss ich nicht tun?«, fragte Lea skeptisch. Das schien ihr alles zu einfach.
»Nein. Sie unterschreiben. Und Wenn Sie sich dann gegen die Umwandlung entscheiden, wird Ihr Gedächtnis gelöscht.«
»Alles?«, fragte Lea erschrocken.
»Nein, natürlich nicht!«, sagte Helena lächelnd. »Nur Ihre
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