Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Erinnerungen an Vampire. Keine Sorge, Lea, wir haben Spezialisten, die so was machen. Alles andere in Ihrem Kopf bleibt unangetastet, mein Wort drauf.«
Sie würde sich nicht mehr an Vampire erinnern? Was bedeutete das konkret? Lea überlegte. Sie würde sich nicht mehr an McLeod erinnern. Nicht mehr an Helena ... nicht mehr an Adam.
»Liam! Ihr könnt mir nicht die Erinnerung an Liam wegnehmen, er ist mein bester Freund!«, rief sie.
Helena warf Adam einen verwirrten Blick zu.
»Liam ist ein Vampirgeist«, erklärte er.
»Aha.«
Helena nickte höflich. Dass sie das für Unsinn hielt, war offensichtlich. »Ihre Erinnerung an Liam lassen wir Ihnen natürlich. Okay?«
Traurig nickte Lea. Warum sie traurig war, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. »Okay.« Sie nahm das Dokument und den Füller und unterschrieb, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Lea starrte noch ihre Unterschrift an, als Adam ihr plötzlich Papiere und Füller aus der Hand nahm.
»Adam!«, rief Helena, aber er achtete nicht auf sie.
Er unterschrieb unter Leas Namen.
Helena seufzte. »Na dann, ich gratuliere. Jetzt seid ihr offiziell so lange miteinander verbunden, bis Lea aus dem Kontrakt aussteigt.«
»Was soll das heißen, verbunden?«, fragte Lea erschrocken.
Helena verstaute die Papiere im Wagen, knallte die Wagentüre zu und ging davon. »Und warum ist sie sauer?«
Adam nahm sie beim Arm und zog sie hinter seiner Schwester her.
»Es bedeutet, dass du jetzt offiziell meine Kandidatin für die Umwandlung bist. Und das bedeutet, dass ich für dich verantwortlich bin.«
Das klang gar nicht gut. Was sollte das heißen? »Verantwortlich im Sinne von, ich hab dir zu gehorchen?«
Adam blieb abrupt stehen und schaute sie mit seinem intensiven Blick an. »Nein, es bedeutet, wenn du ein Gesetz brichst, muss ich dafür bezahlen. Also bitte benimm dich!«
20. Kapitel
Adam war gerne draußen in der freien Natur, und wenn die Umstände anders gelegen hätten, wäre er sicher nicht an der malerischen Hängebrücke über den Tay vorbeigegangen. Er liebte es, aufs Wasser zu schauen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Als er sah, dass auch Lea einen sehnsüchtigen Blick zur Lachssteige hinabwarf, vermutete er, dass auch sie naturverbunden sein musste. Nun, der kleine Auftritt vorhin mit der Bierdose konnte wohl als Hinweis aufgefasst werden.
»Gleich da oben, Cottage Nummer 35«, rief ihnen Helena zu, die ein Stück voranging.
Stille Cottages mit schneebedeckten Vorgärten, Vogelhäuschen und Spitzenvorhängen säumten den gepflasterten Fußpfad, der am Tay entlangführte. Adam hatte diejenigen seiner Zeitgenossen, die in einem solchen Cottage aufwachsen durften, immer beneidet. Teppichböden, die die Wärme im Haus hielten, Wohnzimmer mit eng zusammengerückten, dick gepolsterten Sesseln und Sofas, bestickte Kissen mit Wild- und Naturszenen. Und in der Küche köchelte immer irgendetwas auf dem Herd vor sich hin und erfüllte das Haus mit köstlichen Düften.
Natürlich hätte er sich nie über den Herrschaftssitz seiner Eltern - der nun der seine war - beschwert. Blair Castle war ein beeindruckendes Gebäude, mit breiten, zugigen Gängen, hohen Decken und enormen Kaminen. Ein Ort, wo man sich leicht verirren konnte. Ja, ein idealer Platz für Leas Geister.
»Hört ihr das?« Lea war bleich geworden.
Helena blieb abrupt stehen, und Adam lauschte angestrengt. Alles, was er hörte, war Vogelgezwitscher, der Wind in den Bäumen und das Rauschen des Flusses.
Lea begann zu laufen. »Mary! Mary!«, rief sie erregt und riss die Gartentüre auf.
Adam, der immer auf plötzliche Gefahren gefasst war, hatte Lea bereits eingeholt. Er schlang einen Arm um ihre Taille, hob sie an und stellte sie kurzerhand hinter sich ab.
»Wartet hier«, befahl er seiner Schwester.
Als Lea erneut ins Haus laufen wollte - sie müsse zu Mary, sagte sie - hielt Helena sie energisch am Arm fest.
Die Türe war unverschlossen, nichts Ungewöhnliches auf dem Lande. Adam trat vorsichtig ein. In der Diele blieb er einen Moment stehen, alle Sinne konzentriert. Aber abgesehen vom leisen Gluckern der Wasserrohre und dem Brummen einer Heizung hörte er nichts. Vorsichtig ging er weiter ins Haus hinein, sich nach allen Seiten umsehend.
An einem von drei Haken in Form von Vögeln hing ein lila Mantel, ein rosa Schal und ein grauer Hut. Zwei schlammige Gummistiefel standen darunter auf einem alten Handtuch, beides Damengummistiefel, aber der eine ein wenig
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