Unsterblich geliebt
Ausflüchte mehr, John! Sag mir endlich, was hier los ist!“
Er hörte, dass Laras Herzschlag schneller wurde und der Griff um ihr Glas fester, außerdem stimmte irgendwas mit ihrer Atmung nicht.
„ Lara kann es sein, dass du anfängst zu hyperventilieren?“
„ Mach‘ einfach die Fenster auf, ich habe das Gefühl hier drin zu ersticken und ein bisschen frische Luft wird dich ja nicht umbringen.“
John hörte sich selbst freundlos lachen.
„ Entschuldige. Ich schalte dir die Klimaanlage an.“
„ Vergiss es, das wird mir nicht helfen.“
Lara stand auf und legte sich eine Hand an die Kehle.
„ Komm‘ endlich zur Sache und zwar sofort!“
Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und lehnte sich dann an die Fensterbank. „Die Kurzfassung?“
„ John, das ist meine letzte Warnung, ich explodiere gleich!“
Er seufzte. „Also gut. Ich bin ein Vampir und habe dir dort am Flussufer mein Blut zu trinken gegeben. Das war die einzige Möglichkeit, um dich dem Tod noch zu entreißen. - Ich wollte dass du lebst, Lara.“
Es herrschte kurz Stille.
Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit…
In einer Mischung aus Hysterie und Zorn brach Lara plötzlich in Gelächter aus.
„ Du verdammter Lügner! Das habe ich nun wirklich nicht verdient! Was ist das? Ein perfider Spaß? Ein krankes Rollenspiel, das du hier mit mir treibst? Gothic–Lebensstil, falsche Zähne, Kirschsaft, schwarze Klamotten?“
Und dann zerbrach sie in ihrer Wut das leere Glas. Er sah die Scherben zu Boden fallen und dann ihr Blut. Warmes, frisches Blut, voll von Lebensenergie. Ein verlockender, wenn auch kleiner, dunkelroter Strom bahnte sich seinen Weg über die Handfläche und tropfte so nutzlos herunter.
Er musste sich zwingen wegzusehen, begegnete aber direkt ihrem durchdringenden Blick.
„ Na, das passt ja wunderbar“, schimpfte Lara. „Kriegst du jetzt etwa Hunger und beißt mich?“ Ertappt.
Bleib ruhig, John, tief durchatmen, ermahnte er sich.
Doch nun drang der verführerische Geruch ihres Blutes in seine Nase und seine Fangzähne fuhren voll aus.
Mit beiden Händen griff er hinter sich an die Fensterbank und rang um Beherrschung, denn er durfte sie auf keinen Fall beißen. Das würde die Symbiose zwischen ihnen endgültig besiegeln.
Warum musste Lara mit der blutenden Hand jetzt auch noch auf ihn zu kommen?
„ Ist wohl lecker, was?“ Ja!
Die Fensterbänke protestierten unter seinem fester werdenden Griff.
Bleib ruhig, John, erschreck sie nicht, sagte er sich.
Aber im gleichen Moment schlich sich ein leises, hungriges Knurren aus seiner Kehle. Sofort versuchte er, das Geräusch zu unterdrücken und stattdessen freundlich zu lächeln.
Unglücklicherweise brachte genau das seine Fangzähne in ihrer vollen Länge zum Vorschein.
Das Ganze entwickelte sich gerade zu einem „worst case scenario“ und er zweifelte allmählich an seiner Eignung als Taktiker, suchte dennoch weiter nach behutsamen Worte, aber Lara war schneller.
„ So so, John. Falsche Beißerchen hast du also auch. Sehen wirklich echt aus, darf ich mal?“
Ihr Kommentar verschlug ihm endgültig die Sprache.
Beißerchen!? Sie bezeichnete seine rasiermesserscharfen Reißzähne als Beißerchen?! Lara hatte wirklich ein Talent, jede seiner so schön ausgedachten Erklärungen im Keim zu ersticken.
Mittlerweile stand sie direkt vor ihm und ehe er es sich versah, fuhr sie mit ihrem Zeigefinger über die scharfe Spitze seines Fangzahns - und blutete natürlich sofort.
„ Au!“
Leider schien Lara selbst das nicht zu stoppen.
„ Für diese scharfen Dinger bräuchtest du eigentlich einen Waffenschein, weißt du das?“
Er hätte beinahe darüber gelacht, doch ihre Stimme wurde immer hysterischer und die Situation entwickelte eine Eigendynamik, gegen die er machtlos zu sein schien.
„ Ach ja, fast hätte ich‘s vergessen“, sagte sie nun mit gespielter Nachdenklichkeit und legte den Zeigefinger an ihr Kinn. “Ich muss einfach nur die Jalousien öffnen und die Sonne wird dich zu Asche verbrennen. Oder nicht? Dann haben wir haben dieses alberne Spielchen endlich hinter uns, nicht wahr?!“
Kaum ausgesprochen war Lara schon am Ende der Fensterfront und begann an den elektrischen Schaltern der Rollos herumzufummeln.
Ihr Herz raste und ihre Atmung kam ihm viel zu flach vor, deshalb bemühte er sich ruhig zu bleiben und die Situation zu entschärfen. „Lass‘ uns in Ruhe darüber reden. Du willst doch nicht wirklich sehen, wie ich
Weitere Kostenlose Bücher